Weniger ist mehr. Mit Abfall Geld verdienen

Schnell weg mit dem Dreck. So denken die meisten zum Thema Abfall. Mit dem Müll anderer Leute lassen sich aber gute Geschäfte machen. So ist seit 1999 die Firma Innotec als Müll-Sheriff in Deutschland aktiv. Durch ein ausgefeiltes Abfallmanagement senkt der Dienstleister aus Kiel die Müllgebühren in Wohnanlagen um bis zu 30 Prozent.
Auftraggeber sind die Wohnungsgesellschaften. Denn viele Bewohner von Großwohnanlagen werfen ihr Altpapier, Sperrmüll oder Verpackungen mit dem Grünen Punkt unbedacht in die Restmülltonne – und nicht in die dafür vorgesehenen Wertstoffbehälter. Folge: Die Kosten für zusätzliche Restmülltonnen lassen die Mieten steigen. Dadurch sind die Wohnungen nur noch schwer an den Mann zu bringen.
Innotecs Dienstleistung ruht auf drei Säulen: Beratung, Kontrolle und Reinigung. In Broschüren, auf Versammlungen, aber auch in Einzelgesprächen informiert Innotec die Mieter: Welcher Müll gehört in welche Tonne? Wann wird der Sperrmüll abgeholt? Zusätzlich kommen die Mitarbeiter des Dienstleisters in Sachen Müll jeden Wochentag und kontrollieren, ob der Müll in der richtigen Tonne gelandet ist. Ist das nicht der Fall, wird nachsortiert.
Durch das Abfallmanagement werden für eine Wohneinheit bis zu 60 Euro Entsorgungskosten pro Quartal eingespart. Davon gehen 50 Prozent an Innotec und 50 Prozent an die Wohnungsgesellschaft, für die also keine zusätzlichen Kosten entstehen

Für
Innotec lohnt sich das Geschäft ab 20 Wohneinheiten. Bereits 46
Wohnungsgesellschaften mit bundesweit 145.000 Wohneinheiten haben einen
Vertrag für das Müllmanagement abgeschlossen.

Die
Wohnanlagen betreut Innotec mit 75 Müllwerkern vor Ort. Diese sind zum
größten Teil ausgebildete Ver- und Entsorger, aber auch ehemalige
Bäckermeister und Schornsteinfeger sind dabei. Verdienst: rund 2.000 €.
Die Mitarbeiter sind alle gegen Hepatitis, Diphterie und Tetanus
geimpft. Atemschutzmasken, feste Handschuh und Arbeitskittel gehören
zur Pflicht.
Mit
einer selbst entwickelten Müllschleuse will Innotec die
Entsorgungsgebühren in Zukunft noch weiter senken. Jeder Bewohner muss
sich dann mit Karte und PIN an der Mülltonne identifizieren. Der
eingeworfene Müll wird gewogen und elektronisch auf das Konto des
Mieters gebucht. Jeder zahlt dann genau für die Menge Müll, die er
verursacht.