Welche Lehrmethoden charakterisieren eine moderne Ausbildung

Aussagen wie "Das lern' ich nie!" oder Beschwerden im Sinne von "Das kann doch niemand begreifen" wird jeder Ausbilder mindestens einmal während seiner Tätigkeit gehört haben. Es ist Ihre Aufgabe, die gestellten Anforderungen in geeigneter Weise zu vermitteln. Dafür bieten sich Ihnen verschiedene Lehrmethoden an, die in unterschiedlichen Situationen Sinn machen.

Die Vier-Stufen-Methode

Die fortschrittlichste Form der Ausbildung wurde von der Industrie abgekupfert und erstmals um 1920 in den USA in der Erwachsenenbildung eingesetzt. Sie ist auch unter dem Kürzel TWI (Training within Industry) bekannt.

Im Sinne der Umfunktionierung für das Lernverhalten Jugendlicher wurde die damals verwendete 7-Stufen-Methode anno 1945 in die 4-Stufen-Methode umgeformt, um dem Lernverhalten Jugendlicher gerecht zu werden. Diese vier Bereiche lauten:

  • Vorbereiten und Erklären: Der Ausbilder erstellt eine Arbeitsgliederung, gibt Lernziele bekannt, bereitet den Arbeitsplatz vor und motiviert die Azubis.
  • Vormachen und erklären: Vormachen des Arbeitsablaufes oder sinnvoller Teilabschnitte, wobei der Ausbilder erklärt, was wann wie warum gemacht wird.
  • Nachmachen und erklären lassen (durch den Auszubildenden): Ausführung durch den Auszubildenden unter Aufsicht, er beschreibt die Tätigkeiten und den sinnvollen Ablauf.
  • Selbstständig üben lassen: Der Ausbilder stellt Übungsaufgaben zur Verfügung, bewertet die Arbeit und führt eine Lernzielkontrolle durch.

Diese Art der Ausbildung eignet sich in vielen Bereichen, da durch das Vormachen und Erklären Gefahren gebannt werden und der nötige Schutz für teure Materialien gewährleistet ist.

Der Lernauftrag

Der Lernauftrag ist eine geschickte Vermischung der betrieblichen Auftragsplanung mit der Lernplanung. Sie können mit einem Lernauftrag keine Grundkenntnisse vermitteln, da der Auszubildende diese für eine selbstständige Ausführung des Lernauftrages bereits braucht. Der Lernauftrag eignet sich vielmehr, um den Handlungsspielraum zu erweitern und den Azubi Geschäftszusammenhänge überblicken zu lassen.

Lernaufträge sollten nach Möglichkeit schriftlich vorgelegt werden, damit sich der Auszubildende die notwendigen Schritte in Ruhe vor Augen führen kann. Ein Beispiel für einen Lernauftrag wäre ein Angebot an Kunden zu erstellen, in dem immer wiederkehrende Positionen auf Kundenwunsch aufgenommen werden.

Am Beispiel eines Reisebüros wäre das ein Reiseangebot. Der tatsächliche Kundenauftrag dient dem Auszubildenden als Vorlage, er soll diesen in vorgegebener Weise modifizieren. Beispielsweise wird der Lernauftrag nicht für eine Person, sondern für zwei Reisende mit Kind erarbeitet, ein Mietwagen soll dazugebucht werden, der Urlaub dauert eine Woche länger, etc.

Kundenaufträge können zum Modell der vollständigen Handlung umfunktioniert werden. Die einzelnen Schritte sind: Informieren – Planen – Entscheiden – Ausführen – Kontrollieren – Bewerten.

Das Planspiel und das Rollenspiel

Beim Planspiel handelt es sich um eine Simulation, in der die Entscheidungsprozesse einer Handlungsweise nachvollzogen werden. Diese Methode wird überwiegend in größeren Firmen mit mehreren Auszubildenden angewendet.

Beim Planspiel erhält eine Gruppe von Auszubildenden eine Aufgabe, deren Durchführung auf verschiedene Weise möglich, bzw. nicht möglich ist. Anhand des Ergebnisses der unterschiedlichen Gruppen kann reflektiert werden, welche Methode am geeignetsten ist, bzw. welche Ideen miteinander verknüpft werden können.

Im Rollenspiel dagegen wird den Auszubildenden eine Rolle zugewiesen, die sie einnehmen. Diese Methode stammt aus dem Theater und eignet sich dazu, verschiedene Verhaltensweisen und deren Wirkung zu erkunden.

Verschiedene Problemstellung können so spielerisch erarbeitet werden, und die Azubis erhalten ein Gefühl für die Wirkung Ihres Handelns. Beispielsweise spielt ein Azubi den Kunden, der eine Reklamation vorbringt, ein anderer ist der Sachbearbeiter, ein weiterer darf Chef spielen. Die Rollen werden in verschiedenen Läufen durchgetauscht.

Mut zur bewussten Lücke

Insbesondere zu Beginn der Ausbildung eignen sich sogenannte Lückentexte. Hierbei muss der Auszubildende die Lösungen der einzelnen Aufgaben selbst in Erfahrung bringen. Er muss recherchieren, kombinieren und Kollegen befragen. Er gewinnt so einen groben Überblick über die einzelnen Tätigkeitsfelder des Berufes und deren Zusammenhänge.