Was heißt eigentlich Win-win-Situation?

Unsere Sprache ist etwas Lebendiges. Sie entwickelt sich ständig weiter, ob uns die Richtung passt oder nicht. So kommt es immer wieder vor, dass sich insbesondere aus dem englischen Sprachgebrauch Ausdrücke und Floskeln in unseren Sprachschatz mischen, die wir kaum verstehen. Wie zum Beispiel die Win-win-Situation.
Ein Verhandlungs-Ergebnis, bei dem sich beide Seiten im Vorteil fühlen, wird heute als Win-win-Situation (wörtlich übersetzt: Gewinnen-Gewinnen-Situation, also ein Situation mit zwei Gewinnern) bezeichnet. Eine solche Win-win-Situation herbeizuführen, in der der Vorteil des einen sogar den des anderen bedingt, das ist eine besondere Kunst, die gleich mehrere Fähigkeiten erfordert:
  • Großen Sachverstand – denn die Verhandlungsgegenstände lassen den Vorteil beider Parteien nur bei genauester Kenntnis destillieren.
  • Fairness – denn ohne faire Grundhaltung macht man sich gar nicht erst auf die Suche nach einer Win-win-Situation.
  • Auslandserfahrung – denn partnerschaftliches Verhandeln ist hierzulande noch nicht selbstverständlich.
Das erkennt man auch daran, dass die Win-win-Situation in Fachkreisen noch unübersetzt ist. Auch ist sie noch nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch vorgedrungen.
 
Neulich war zum ersten Mal ein zwar nicht ganz genaues, aber doch sinngemäß passendes deutsches Pendant zur Win-win-Situation zu hören: die "Vorteilspartnerschaft", eine echte Ergänzung zu den anderen Partnerschaften der letzten Jahrzehnte (Sicherheitspartnerschaft, Verkehrspartnerschaft usw.).
Sie alle sollen eigentlich zu einer Win-win-Situation führen und sind daher dem neuen Obverbegriff unterzuordnen: eben der Vorteilspartnerschaft. So wird die Win-win-Situation doch zu einer hoffnungsvollen Bereicherung der deutschen Sprache und Mentalität.