Wann man auch nach Feierabend erreichbar sein muss

Während des Abendessens klingelt das Diensthandy und spätabends kommen noch Mails vom Chef. Mit der massenhaften Verbreitung von Smartphones ist die dauerhafte Erreichbarkeit von Arbeitnehmern allmählich zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Doch viele leiden darunter. Welche Rechte haben Sie als Arbeitnehmer und was darf Ihr Vorgesetzter von Ihnen erwarten?

Immer öfter arbeiten Arbeitnehmer nach Feierabend zu Hause am Laptop einfach weiter, erhalten auf ihrem Diensthandy Anrufe vom Chef oder beantworten noch spätabends seine dienstlichen Mails. Sie fühlen sich verpflichtet, ständig erreichbar zu sein. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zum Umgang mit Dienstlaptop und Diensthandy.

Grenzen der Erreichbarkeit

Die Grenzen der Erreichbarkeit werden durch das Arbeitszeitgesetz bestimmt. Ein Arbeitnehmer darf höchstens zehn Stunden am Tag beschäftigt werden und maximal 48 Stunden pro Woche arbeiten. Dabei muss die Bilanz nicht unbedingt sofort stimmen. Wenn an einem Tag länger gearbeitet wird, kann dieser Überhang am anderen Tag wieder ausgeglichen werden. Auch für Ruhepausen gibt es klare Regelungen: Mindestens elf Stunden müssen zwischen zwei Einsätzen liegen. Sonntagsarbeit ist verboten, wobei es aber Ausnahmen gibt, etwa für Busfahrer, Apotheker oder Ärzte.

Wann man per Diensthandy erreichbar sein muss

Eine Verpflichtung für Arbeitnehmer, immer per Diensthandy auch außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein, gibt es nicht. Jedoch darf der Arbeitgeber den Arbeitnehmer in Notfällen anrufen. Das ergibt sich aus der Treuepflicht, die der Arbeitnehmer gegenüber seinem Arbeitgeber hat.

Kann ein Bereitschaftsdienst arbeitsvertraglich vereinbart werden?

Ein Bereitschaftsdienst kann ohne Weiteres im Arbeitsvertrag vereinbart werden. Dabei kennt das Gesetz sowohl den Bereitschaftsdienst als auch die Rufbereitschaft. Der Bereitschaftsdienst zählt zur Arbeitszeit, während bei der Rufbereitschaft nur die tatsächlich angefallene Tätigkeit zur Arbeitszeit hinzugerechnet wird.

Wann ist man rechtlich verpflichtet, E-Mails zu bearbeiten?

Außerhalb der regelmäßigen Arbeitszeit besteht eine derartige Rechtspflicht nicht. Allerdings kann der Chef dies verlangen, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer es vereinbart haben. Dabei müssen jedoch die Grenzen des Arbeitszeitgesetzes berücksichtigt werden. Während eines Bereitschaftsdienstes ist der Arbeitnehmer ebenfalls verpflichtet, E-Mails zu bearbeiten, wenn dies zu seinen Aufgaben gehört.

Wie schnell muss man auf Anrufe vom Chef reagieren?

Wenn Bereitschaftsdienst oder Rufbereitschaft vereinbart ist, muss der Mitarbeiter unverzüglich reagieren. In Notfällen kann der Arbeitgeber nämlich vom Arbeitszeitgesetz abweichen und eine Reaktion des Arbeitnehmers verlangen.

Für Führungskräfte gelten besondere Regeln

Bei leitenden Angestellten findet das Arbeitszeitgesetz keine Anwendung. Dann kann eine längere Arbeitszeit vereinbart werden. Leitend im gesetzlichen Sinne ist, wer weitreichende Weisungsfreiheit hat und Mitarbeiter selbständig einstellen und entlassen kann. Damit ist also nicht jede Führungskraft automatisch auch leitender Angestellter.

Das hier vorgestellte kleine Einmaleins der Arbeitszeit haben bislang allerdings viele Beschäftigte noch nicht verinnerlicht. Und dann muss man sich erst mal trauen, es auch konsequent durchzusetzen. Dazu möchte dieser Artikel Sie aber explizit ermutigen.