Von Arbeitszeitkonten in speziellen Lebensphasen profitieren

Ein Konto bei der Firma, auf dem man Arbeitszeit in Form von Überstunden ansparen kann, um sie später bei Bedarf abzuheben, klingt für viele Arbeitnehmer verlockend. So können sie beispielsweise nach dem Studium ihr Arbeitszeitkonto aufbauen, um es in der Familienphase zu nutzen: reduzierte Arbeitsstunden bei vollem Gehalt.

Arbeitnehmer wünschen sich mehr Flexibilität, um in bestimmten Lebensphasen mehr Zeit für sich, ihre Familie oder eine Weiterbildung zu haben. Diese Idee gibt es bereits seit den 1990er Jahren. Bis dahin war die Arbeitszeit wenig flexibel und ließ kaum Freiräume zu. Im Laufe der Zeit entstand jedoch immer mehr das Bedürfnis auf Arbeitnehmerseite, Beruf und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren.

Zum Thema empfiehlt die experto-Redaktion:
Praxishandbuch flexible Arbeitszeitmodelle

In verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Bedürfnisse

Im Laufe ihres Lebens haben Arbeitnehmer in verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Bedürfnisse. Während ein junger Berufsanfänger ohne Familie vielleicht kein Problem damit hat, Überstunden zu machen, würden junge Mütter und Väter ihre Stundenanzahl gern über eine längere Zeit reduzieren. Wenn die Kinder größer sind, kann die Arbeitszeit wieder hochgefahren werden, bis beispielsweise die eigenen Eltern hilfsbedürftig werden.

Die Zeit der wöchentlichen Arbeitsstunden an diese Lebensphasen anpassen zu können und vielleicht auch einmal eine komplette Auszeit zu nehmen, ohne auf das Gehalt verzichten zu müssen, ist für viele Arbeitnehmer eine verlockende Vorstellung.

In der Theorie sind Langzeitarbeitskonten einfach

Arbeitnehmer arbeiten in bestimmten Lebensphasen mehr und sparen Zeit auf einem Arbeitszeitkonto an. In späteren Lebensphasen können sie bei Bedarf auf dieses Kontozurückgreifen und die angesparte Zeit für sich nutzen. Der Arbeitsplatz bleibt in vollem Umfang erhalten und das Gehalt ist in beiden Phasen gleich hoch.

Ein Arbeitszeitkonto schafft ein anderes Selbstverständnis für Auszeiten. Arbeitnehmer verfügen eigenständig über ihr Zeitbudget und können in Absprache mit den Kollegen guten Gewissens eine Auszeit planen. Die freie Zeit haben sie sich beispielsweise dadurch verdient, dass sie vorher in einem Projekt viele Überstunden aufgebaut haben. In einigen Jahren sammeln sich so schnell ein paar Monate an.

Arbeitszeitkonten sind oft für Vorruhestandsregelungen gedacht

Viele Arbeitnehmer mit einem Arbeitszeitkonto wollen früher in Rente gehen. Ungefähr ein Drittel. Tatsächlich dachte man in den Personalabteilungen bei der Einführung von Arbeitszeitkonten auch eher an solche Fälle. Mittlerweile bieten ca. 20 Prozent aller deutschen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern Lebensarbeitszeitkonten an.

Die Realität spricht gegen Lebensarbeitszeitkonten

Dem Modell eines Lebenszeitarbeitskontos wirkt jedoch entgegen, dass die Arbeitswelt immer flexibler geworden ist. Arbeitnehmer wechseln immer öfter zwischen verschiedenen Branchen, Unternehmen und Ländern hin und her. Es wird immer seltener, dass sie ihre komplette Erwerbsbiografie bei einer einzigen Firma verbringen.

Arbeitnehmer können sich ihr Arbeitszeitkonto auch auszahlen lassen

Eine Stunde Arbeitszeit ist nicht nur eine Stunde auf dem Konto, sondern auch ein Wert, der entlohnt wird. Um den zu ermitteln, wird die gesparte Zeit in Geld umgerechnet. Dabei wird letztlich ein Zeitwertkonto geführt, das wie jedes andere Konto auch verzinst wird. Arbeitgeber müssen das machen, um bei einer Insolvenz den Verlust des Kontos zu verhindern. Während man Zeit nach einer Pleite nicht mehr auszahlen kann, gilt dies für Geld schon. Und Arbeitnehmer können sich bei einem Firmenwechsel so das Guthaben auf ihrem Arbeitszeitkonto auszahlen lassen.