Schulz von Thun geht davon aus, dass jede Nachricht vier verschiedene Seiten bzw. Ebenen hat. Laut Schulz von Thun gibt es einmal die Sachebene, dann die Selbstoffenbarungsebene, dann die Beziehungsebene und schließlich die Appellebene bei einer Nachricht.
Die Sachebene beim Vier-Ohren-Modell – "Da vorne ist grün“
Fast jede Frau kennt diese Situation. Sie sitzt am Steuer und ihr Mann oder Partner sitzt auf dem Beifahrersitz und macht sie darauf aufmerksam, dass eine näher kommende Ampel "grün" zeigt. Welche Aspekte hat nun diese Nachricht?
Auf der Sachebene steht nur der Inhalt der Aussage. Dieser kann richtig oder falsch sein – je nach dem, ob die Ampel wirklich grade "grün" zeigt oder nicht. Versteht und reagiert die Auto fahrende Frau lediglich auf der Sachebene, wird sie kurz schauen und nicken oder widersprechen, wenn die Ampel "rot" zeigt.
Die Beziehungsebene beim Vier-Ohren-Modell – "Da vorne ist grün"
Die Auto fahrende Frau kann aber diesen Satz auch ganz anders aufnehmen. So kann sie beispielsweise stärker auf der Beziehungsebene reagieren und wird dann den Satz "Da vorne ist grün“ so empfinden, dass ihr Mann oder Partner ihr sagen möchte, wie sie zu fahren hat.
Der Satz beinhaltet möglicherweise für sie, dass ihr Mann besser weiß, wie man Auto fährt und sie seine Hilfe braucht. Je nach Temperament und Selbsteinschätzung wird sie diese "Hilfestellung“ dann gerne annehmen oder gegen die "Bevormundung“ protestieren.
Die Selbstoffenbarungsebene beim Vier-Ohren-Modell – "Da vorne ist grün"
Wenn die Frau, die am Steuer sitzt, die Aussage ihres Mannes auf der Selbstoffenbarungsebene versteht, wird sie besonders das hören, was dieser Satz ihr über ihren Mann verrät. Er sagt damit für sie möglicherweise, dass er mehr sieht als sie, dass er sich dazu aufgefordert fühlt, ihr beim Auto fahren zu helfen oder die Orientierung zu behalten.
Die Appellebene beim Vier-Ohren-Modell – "Da vorne ist grün"
Wenn sie am stärksten auf die Appellebene des Satzes reagiert, wird sie denken, dass ihr Mann will, dass sie schneller fährt oder dass sie sich beeilen soll. Sie wird dann möglicher Weise fragen "Soll ich mich beeilen oder findest Du, ich fahre zu langsam?"
Da jede Nachricht auch noch mit einer speziellen Absicht abgeschickt wird und dem Sender diese oft gar nicht bewusst ist, kann man sich leicht vorstellen, wie schnell es zu Missverständnissen kommt. Häufig eskaliert dann eine Situation sehr schnell und es gelingt erst im Nachhinein die missratene Kommunikation wieder aufzuklären.
Schulz von Thuns Vier-Ohren-Modell kann hier helfen, wenn beide Seiten – der Sender und der Empfänger – sich ihrer Kommunikationsart bewusst sind. Sehr häufig wird etwas auf der Sachebene aufgenommen, obwohl der Sender der Nachricht den Empfänger auf der Appellebene ansprechen wollte, aber auch die umgekehrte Kommunikationsart kommt vor. Jemand möchte einem anderen einfach von einem Problem erzählen und der Zuhörer hat tausend Ratschläge und Ideen, die er dem Erzählenden mitteilt oder rennt selbst gleich los um zu helfen.
Meist kann hier der Konflikt entschärft werden, wenn beide Seiten sich darüber bewusst werden, welchen Aspekt der Nachricht sie ausgesendet bzw. aufgenommen haben.