Videos selber machen: Professionell filmen

Wer sich Filme von der letzten Familienfeier oder Urlaubsvideos anschaut, der bekommt eine Ahnung davon, was Hobbyfilmer falsch machen. Dennoch sind solche Aufnahmen wertvolle Erinnerungen für den Hausgebrauch. Werden die Ansprüche allerdings mit der Zeit höher, sollten zumindest die Grundbegriffe erlernt werden, um professionell zu filmen.

Hobbyfilmer mit wenig Erfahrung haben einen Vorteil, wenn sie vorher fotografiert haben. Film und Fotografie sind zwar unterschiedliche Genres, aber in vielen Punkten erfordern sie die gleichen Fähigkeiten. Worauf es beim eingefrorenen und beim bewegten Bild ankommt, sind gute Ausschnitte und Perspektiven der Realität. Der einzige Unterschied ist zunächst:

Beim Filmen werden die Objekte häufig bewegt dargestellt. Und eine Regel beim professionellen Filmen lautet: Die Objekte vor der Kamera sollten sich bewegen und nicht die Kamera selber.

Natürliches Sehen – Mediales Sehen 
Wer mit seinem Camcorder vor einem Objekt steht, sei es eine Landschaft, eine Familienfeier oder eine Person, unterliegt häufig dem Reflex, das Kameraobjektiv mit seinem natürlichen Sehen gleichzusetzen. Das menschliche Auge wechselt, manchmal sprunghaft, von einem Detail zum anderen und erschließt sich so seine Umwelt. Wer auch so das Kameraauge einsetzt, der produziert Aufnahmen, die vage und nicht zielgerichtet sind.

Für den Betrachter ist das unangenehm, weil er nicht weiß, wo ihn die Bilder hinführen. Beim professionellen Filmen ist das sogenannte mediale Sehen angesagt, das zielgerichtet ist und weiß, worauf es dem Filmer ankommt.

Beim Filmen den Zuschauer führen 
Ein Foto oder ein Video ist immer die subjektive Interpretation des Fotografen oder Videofilmers. Um diese Interpretation der Realität späteren Zuschauern zu vermitteln, braucht es beim professionellen Filmen zielgerichtete und eindeutige Bilder. Das beginnt bei den Bildausschnitten und setzt sich fort bei Kameraschwenks, die einen vorher definierten Anfang und ein vorher definiertes Ende haben müssen.

Aus diesem Grund sollten Schwenks kalt geprobt werden, d.h. Anfang und Ende werden ausgewählt, ohne den Camcorder einzuschalten. Die einzige Ausnahme ist ein sogenannter Verfolgungsschwenk, der eine Person oder ein anderes bewegtes Objekt begleitet. Auch hier sollte es ein klares Ende geben, doch das kann nur spontan bestimmt werden.

Erst planen – dann filmen 
Wer noch nicht so häufig einen Camcorder in der Hand hatte, ist damit überfordert, beim Filmen auch noch an den späteren Schnitt zu denken. Das Resultat ist, dass der Amateur-Filmer den Drang verspürt, Verbindungen einer bestimmten Szenerie in einem Bild herzustellen. Das versucht er mit Hilfe von Schwenks und mit dem häufigen Einsatz der Zoom-Taste.

Abgesehen davon, dass die Bilder umso mehr wackeln, desto weiter sich der Filmer im Zoom-Bereich befindet (ohne Stativ), sind diese ewigen Zooms und Schwenks für den Betrachter langweilig. Auch wer seine Videoaufnahmen nicht mit einem Computer schneidet, sollte die Kamera zwischendurch öfter an- und ausschalten. Motiv auswählen, 10 Sekunden aufnehmen, Camcorder ausschalten, näher an das Motiv herangehen, Motiv auswählen, Kamera einschalten… Diese Arbeitsweise trägt dazu bei, zwischendurch über die Bilder nachzudenken und sie professionell zu filmen.

6 Tipps zum professionellen Filmen
Versuchen Sie, die Zoom-Taste nicht zu betätigen. Wenn es Ihnen schwer fällt, kleben Sie die Taste mit einem Tape zu

  • Gehen Sie so nah wie möglich an die Objekte, vor allem Menschen, heran. Gezoomte Bilder ohne Stativ sind meistens nicht zu gebrauchen, weil sie zu sehr wackeln. Außerdem ist einer der größten Fehler von Hobbyfilmern, zu wenig Nahaufnahmen zu machen.
  • Nehmen Sie Ihre Videobilder so auf wie Fotografien, also ohne die Kamera zu bewegen.
  • Filmen Sie Objekte in verschiedenen Bildgrößen, indem Sie – ohne Stativ – immer näher herangehen oder sich wegbewegen
  • Versuchen Sie, verschiedene Perspektiven einzunehmen, z. B. von unten oder oben
  • Beherzigen Sie den Tipp von erfahrenen Kameramännern: Vordergrund macht das Bild gesund. Mit einem Vordergrund wird das Bild interessanter und erweckt den Eindruck von drei Dimensionen