Variable Vergütung: Was Mitarbeiter wirklich motivieren kann

In der heutigen Zeit müssen sich viele Berufsanfänger darauf einstellen, kein monatliches Fixgehalt zu bekommen, sondern nach Leistung bezahlt zu werden. Die leistungsabhängige Bezahlung war in früheren Zeiten nur bei Top-Managern üblich, inzwischen werden aber auch viele Angestellte von Unternehmen nach diesem Modell bezahlt. Doch macht eine leistungsabhängige Vergütung wirklich Sinn?

Die variable Vergütung ist ein Trend, der sich in der deutschen Unternehmenslandschaft immer mehr durchsetzt. Galt diese Form der Vergütung noch vor zehn Jahren als exotisch, so sind in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen dazu übergegangen, ihre Mitarbeiter nach Leistung zu bezahlen. Einer aktuellen Studie zufolge wird bereits mehr als ein Viertel aller deutschen Arbeitnehmer nach dem Prinzip der variablen Vergütung bezahlt.

Ein gängiges Modell ist, dem Mitarbeiter 90% des Gehaltes fest auszuzahlen, während zusätzlicher Lohn nur dann überwiesen wird, wenn die Leistung des Mitarbeiters stimmt. Ist die Performance des Mitarbeiters überdurchschnittlich gut, kann er sich über einen Bonus freuen, da in diesem Fall der ausgezahlte Lohn meist über der 100%-Marke liegt.

Ist eine variable Vergütung wirklich sinnvoll?

Während sich für Berufseinsteiger das Risiko bei diesem Modell der Entlohnung meist in Grenzen hält, wird der variable Anteil des Gehaltes immer höher, je weiter man die Karriereleiter hinaufklettert. Im außertariflichen Bereich sinkt der Anteil des Fixgehaltes rapide ab – in der Ebene unter dem Vorstand beträgt das Festgehalt dann oft nur noch 60%.

Dies bedeutet, dass sich der Arbeitnehmer enorm anstrengen muss, um auf die 100%zu kommen. Der Druck, der auf dieser Stufe der Unternehmenshierarchie ohnehin schon hoch ist, wird so noch größer. Auf der anderen Seite ist es nicht von der Hand zu weisen, dass der betreffende Mitarbeiter, die höhere Entlohnung vor Augen, sich täglich aufs Neue selbst motivieren kann, ohne dass dazu ein weiterer Anreiz nötig ist.

Bei jungen Führungskräften macht eine variable Vergütung durchaus Sinn, da sie so schon früh lernen, sich Herausforderungen zu stellen. Gleichzeitig bekommen Sie einen Blick dafür, durch welche Faktoren Unternehmensergebnisse beeinflusst werden.

Einige größere Unternehmen setzen darauf, durch sogenannte "mid term incentives" mittel- und langfristige Ziele zu setzen, bei deren Erreichen die Mitarbeiter mit Belohnungen wie Barzahlungen oder Aktienpaketen rechnen können. Letztere Belohnungsform ist freilich nur dann reizvoll, wenn die Aktie des Unternehmens eine gute Performance zeigt und sich nicht im freien Fall befindet.

Eine variable Vergütung ist nicht in allen Branchen durchsetzbar

Die variable Vergütung ist in einigen Branchen schwer zu realisieren, zum Beispiel im Bereich Gesundheit. Viele Krankenhäuser sind heute eigenständige Unternehmen, die Gewinne erwirtschaften müssen. Würde man hier versuchen, das Modell der variablen Vergütung einzuführen, würde der Schuss vermutlich nach hinten losgehen.

Die Mitarbeiter eines Hospitals, die heutzutage ohnehin schon doppelt so viele Patienten versorgen müssen wie noch vor zwanzig Jahren, müssten zum Erreichen der vorgegebenen Ziele ihr Arbeitspensum noch weiter erhöhen. Wer die Zustände in deutschen Krankenhäusern kennt, weiß, dass dies schlicht nicht möglich ist.

Im Übrigen bedeutet ein gutes Unternehmensergebnis in dieser Branche noch lange nicht, dass sich die Patienten gut versorgt fühlen. Die Quartalszahlen des Krankenhauses sagen so gut wie nichts über die Qualität der medizinischen Versorgung aus.