Der Kampf um qualifizierte Fachkräfte – Startups im Nachteil?
Gründer stehen vor vielen administrativen Herausforderungen, um den Geschäftsbetrieb wie geplant ins Laufen zu bringen. Nicht zuletzt die Ausstattung mit Personal, das nicht nur fachlich für die anstehenden Aufgaben geeignet ist, sondern vor allem die Philosophie eines solch jungen Unternehmens mitträgt und zunächst auch Abstriche in Kauf nimmt, will selbstbewusst angegangen werden. Naturgemäß können etablierte Unternehmen oft genug bessere Konditionen anbieten, wenn sie Personal rekrutieren. Doch dies ist nur ein Aspekt, den junge Fachkräfte bei der Planung ihrer beruflichen Laufbahn ins Kalkül ziehen.
Hier scheiden sich nämlich die Geister: Während ein Teil der Bewerber die vermeintlich sichere Laufbahn in einem großen digitalem Unternehmen bevorzugt, um einen klar abgegrenzten Arbeitsbereich und eine gewisse Planbarkeit zu erreichen, gibt es durchaus auch die anderen. Diese lassen sich begeistern, wollen sich einbringen und Teil einer zündenden Idee werden. Dafür sind sie auch bereit, zunächst etwas zurückzustecken und sich so die Chance zu eröffnen, in der Wachstumsphase in eine Führungsposition aufzusteigen. Ausschlaggebend ist also eine gute Story, die sich nicht nur in der Unternehmenspräsentation widerspiegeln, sondern vom Gründerteam auch gelebt werden sollte.

Als Startup für Bewerber attraktiv sein – so funktioniert es
Das Thema Employer Branding spielt also eine immer größere Rolle und damit die Frage: Wie wird ein Startup als Arbeitgeber am Markt wahrgenommen? Naturgemäß muss sich das Arbeitgeberimage erst entwickeln – und doch werden bereits in der frühen Phase die Grundlagen geschaffen. Hier können Startups ihre Stärke ausspielen, denn es gibt noch keine tiefen und verkrustete Strukturen in der Organisation, keine starren Abgrenzungen der Arbeitsbereiche und Zuständigkeiten. Das erfordert von den Bewerbern zwar ein hohes Maß an Flexibilität, doch genau darauf legen viele Fachkräfte Wert. Denn sie erwarten ihrerseits, dass das junge Unternehmen die Möglichkeit zur Arbeit in Teilzeit und zum Home-Office bzw. Wechsel zwischen Büro und Remote-Work eröffnet – Work-Life-Balance hat heute nämlich einen sehr viel höheren Stellenwert.
Erfahrungsgemäß präferieren Startups eine moderne Führungskultur, die auf die bereichsübergreifende Arbeit von Teams setzt. In jungen Unternehmen ist es leichter, eigene Erfahrungen und besondere Fähigkeiten miteinzubringen, auch wenn ein Bewerber zunächst für einen anderen Tätigkeitsbereich eingestellt wurde. Umso wichtiger ist es, dass sich ein Startup authentisch und prägnant im Internet präsentiert und sowohl ihre Vision als auch ihre Mission nachvollziehbar erläutern – Fachkräfte recherchieren in jedem Fall, mit wem sie es zu tun haben.
Voraussetzungen für erfolgreiche Personalakquise schaffen
Neben einer authentischen Unternehmens- und einer klaren Tätigkeitsbeschreibung sollten sich Startups mit den Fähigkeiten und Skills befassen, auf die sie besonderen Wert legen. Und mit dem Thema Verdienst: Auch, wenn das Budget vielleicht noch nicht so üppig ist, sollten sie die üblichen Einkommensspannen abhängig von der geforderten Qualifikation und Berufserfahrung recherchieren.
Die Kalkulation der anfallenden Personalkosten muss jedoch breiter aufgestellt werden. Hilfreich kann dabei eine Lohnsoftware sein, welche die Aufgaben übernimmt, die das Unternehmen vorher manuell selbst durchgeführt oder an einen externen Dienstleister übertragen hat. Automatisierte Abläufe ersparen dabei enorm viel Zeit. Es sind bei den Personalkosten aber nicht nur die Arbeitgeberanteile an den Sozialversicherungen mit einzuplanen, sondern auch eventuelle Zulagen, Sachkosten oder die Einrichtung eines adäquaten Arbeitsplatzes. Eine Faustformel zur Kalkulation:
Bruttojahresentgelt x 1,7 = realistische Personalkosten
Wichtig: Diese Kosten fallen auch dann an, wenn das Geschäft vielleicht nicht so rund läuft – umsichtiges Vorgehen lohnt sich also.
Personal rekrutieren – diese Wege lohnen sich
Und dann ist etwas Fantasie gefragt: Einerseits müssen Stellenanzeigen auf den gängigen Jobportalen die Aufmerksamkeit von Fachkräften erregen, andererseits sollten auch andere Kanäle in die Personalakquise einbezogen werden. Vor allem Mitarbeiterempfehlungen können den Prozess abkürzen: Vom Unternehmen begeisterte Mitstreiter können potenzielle Kandidaten nicht nur von der Idee, sondern auch ganz authentisch vom Arbeitsklima und den anstehenden Aufgaben überzeugen. Gleichzeitig kennen sie den Kandidaten, seine Stärken und seine Schwächen, sodass sie die Eignung gut einschätzen können. Mit einer Prämie lassen sich Mitarbeiter zusätzlich dazu motivieren, die Augen und Ohren im Bekannten- und Freundkreis offenzuhalten.
Weitere Möglichkeiten eröffnen Anzeigen in sozialen und Karrierenetzwerken, aber auch Active Sourcing, das spezialisierte Recruiter übernehmen: Sie identifizieren geeignete Kandidaten in den Netzwerken, sprechen diese gezielt an und können so eine höhere Bewerberqualität realisieren. Das kostet jedoch Geld. Dieser Aufwand lohnt sich aber – vor allem bei speziellen Fach- und Führungskräften, die ohnehin stark umworben sind.
Fazit
Startups müssen sich auch potenziellen Bewerbern verkaufen, denn sie können noch nicht auf eine langjährige Entwicklung verweisen, stehen auch in puncto Employer Branding ganz am Anfang und verfügen über begrenzte Budgets. Doch sie haben einige Vorzüge, die sie ins Feld führen können: flexible Arbeitsmodelle, dynamische Teams und spannende Aufstiegschancen – und die sollten sie in den Mittelpunkt stellen, um die geeigneten Kandidaten für sich zu begeistern.
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