Stressreport Deutschland: Kurztipps gegen die 4 Spitzenreiter

Die Stresskiller an deutschen Arbeitsplätzen sind seit über sieben Jahren unverändert: Multitasking, Termindruck, Monotonie und Unterbrechungen. Das zeigt der Stressreport Deutschland 2012. Lesen Sie Tipps, mit denen Sie gegensteuern können. Doch es gibt auch erfreuliche Zahlen: Alle Werte, die die Kollegialität betreffen, sind hoch in den 80-Prozent-Bereichen.

Kennen Sie das? Multitasking, Zeitdruck, Monotonie sowie Unterbrechungen und Störungen bei der Arbeit. Das ist Fakt in Deutschland 2012, quer durch alle Berufe, Branchen und Hierarchien. 43 Prozent der Berufstätigen in Deutschland klagen über wachsenden Stress.

Dies zeigt die Studie "Stressreport Deutschland 2012" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), die Ende Januar in Berlin vorgelegt wurde. Dazu wurden 18 000 Arbeitnehmer bundesweit zu psychischen Anforderungen, Belastungen und Stressfolgen ihres Arbeitsalltags befragt. Ergebnis: Anforderungen und positive Aspekte im Berufsalltag haben sich seit 2005/2006 "auf hohem Niveau" kaum verändert.

Negativbalance – seit 2006 unveränderter Spitzenreiter

Die traurige Bilanz ist: Seit 2006 tummeln sich die immer gleichen Belastungsfaktoren auf den vorderen Plätzen:

Platz 1: Multitasking als gleichzeitige Betreuung verschiedenartiger Aufgaben = 58%
Platz 2: Starker Termin- und Leistungsdruck = 52%
Platz 3: Ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge = 50%
Platz 4: Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit = 44%

Auch wenn es schwerfällt: Die größte Hebelwirkung erreichen Sie in der Tat, wenn Sie diese Faktoren verändern. Hier folgen einige ausgewählte Beispiele.

Statt Multitasking: Machen Sie nur eine Sache zur selben Zeit

  • Rufen Sie z. B. keine Mails ab, während Sie telefonieren. Lesen Sie keinen Schriftverkehr, während Sie Ihrem Gesprächspartner (angeblich) zuhören.
  • Wechseln Sie nicht zwischen zwei Vorgängen oder Aufgaben hin und her.
  • Springen Sie nicht gedanklich und als Arbeitsschritt zwischen einem Quartalsbericht in Excel und einer Präsentation in PowerPoint hin und her.
  • Erledigen Sie nicht zwei Rechercheaufgaben über Google & Co.
  • Denken Sie während eines Meetings nicht an das, was jetzt gerade auf Ihrem Schreibtisch liegen bleibt.

Termin- und Leistungsdruck durch Fokussierung und Pufferzeiten abmildern

Kommen Sie in Gesprächen, Telefonaten, Meetings, Schriftverkehr, E-Mails auf den Punkt.

  • Lernen Sie Gesprächstechniken, sodass Sie beispielsweise Dauerredner im Gespräch lenken können.
  • Machen Sie sich (am besten schriftlich) vor jedem Anruf oder vor dem Mailen klar, was Ihr Ziel ist.
  • Rahmen Sie Termine zeitlich ein mit dem, was Sie sowieso einplanen sollten, aber wahrscheinlich nie tun: Besprechungszeit plus Unterlagen herauslegen, plus kurze Vorbereitung, plus Fahr- oder Gehzeiten zum Termin und wieder zurück, plus Nachbereitung (inhaltlich), plus Weglegen möglicher Unterlagen. So wird aus einem einstündigen Termin im Nebengebäude der realistische Termin von eineinhalb Stunden.

Wiederkehrende Arbeitsvorgänge beleben

  • Überprüfen, ob die Aufgabe entfallen kann oder ob sie reduziert, gekürzt, vereinfacht oder automatisiert werden kann.
  • Vereinbaren Sie "Aufgaben-Rotation" im Team.
  • Machen Sie einen kleinen Wettlauf gegen die Uhr. Versuchen Sie – bei gleicher Qualität – spielerisch die Zeit zu unterbieten.
  • Belohnen Sie sich, wenn Sie die ungeliebte Aufgabe erledigt haben.
  • Wechseln Sie interessante und langweilige Daueraufgaben ab.

Störungen und Unterbrechungen durch neue Gewohnheiten reduzieren

  • Telefonfreies Arbeiten durch zeitweilige Umleitung auf den Anrufbeantworter. Oder Einrichten von Telefonzeiten. Oder reihum Telefondienst in Abteilungen, sodass jeder einmal störungsfreie Zeiten hat.
  • E-Mail-Benachrichtigungen aller Art ausschalten.
  • Handy ausschalten. Soziale Netzwerke offline stellen.
  • Sichtzeichen am Schreibtisch vereinbaren (z. B. rote oder grüne Karte), die im Kollegenkreis beachtet werden.
  • Besuchsfreie Zeiten einrichten, am besten als feste Zeiten.
  • Unter Kollegen vereinbaren, dass Kannst-du-mal-eben-Anfragen per Mail versendet werden, sodass man sie zu einer Zeit erledigen kann, wenn es einem selbst passt.

Und es gibt auch gute Zahlen

Ebenfalls mit hoher Konstanz seit 2005/2006 wirken dem Stress die folgenden Faktoren entgegen:

Platz 1: Gute Zusammenarbeit untereinander = 88%
Platz 2: Sich am Arbeitsplatz als Teil einer Gemeinschaft fühlen = 80%
Platz 3: Hilfe und Unterstützung von Kollegen erhalten = 80%
Platz 4: Die eigene Arbeit selbst zu planen und einzuteilen = 67%
Platz 5: Von dem Vorgesetzten häufig unterstützt = 59 %

Diese Freiräume und Ressourcen bilden ein ausgezeichnetes Gegengewicht zu den Stressfaktoren. Mein Tipp: Stärken Sie diese Faktoren in Ihrem eigenen Arbeitsfeld. Tun Sie aktiv etwas dafür, dass der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung mit Ihren unmittelbaren Kolleginnen und Kollegen gestärkt werden.

Jetzt sind Sie dran – aus dem Stressreport Deutschland 2012 lernen

Haben Sie beim Lesen selbst Bilanz gezogen? Sind Ihre Platzierungen ähnlich? Was könnten Sie verbessern? Was müssten Sie verändern? Wenn Sie sich weiter informieren möchten, lesen Sie die Publikation im Volltext.
 
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Gutes Gelingen! Ihre Wera Nägler, Expertin für Büroorganisation