Soll man sein Arbeitszeugnis selbst schreiben?

Anlässe für ein Arbeitszeugnis gibt es viele. Wenn beispielsweise ein neuer Chef kommt oder man das Unternehmen wechselt. Häufig bittet einen der Chef dann, einen Zeugnisentwurf zu schreiben. Dabei stellt sich die Frage, ob man sein Zeugnis selbst schreiben sollte oder ob man besser einen Karriereberater damit beauftragt.

Wenn man sich mit dem Wunsch nach einem Arbeitszeugnis an seinen Chef wendet – egal, ob es sich um ein Zwischenzeugnis oder das schlussendliche Arbeitszeugnis handelt – fordert einen dieser häufig auf "mal was zu schreiben". Dabei stellt sich grundsätzlich die Frage, ob man diese Aufgabe selbst übernehmen soll oder ob man sich an einen Experten wendet, auch wenn das Geld kostet.

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Um ein Arbeitszeugnis zu schreiben, braucht man Spezialkenntnisse

Das Problem bei dieser Aufgabe ist, dass man Spezialkenntnisse braucht. Arbeitszeugnisse werden in der Regel in einem speziellen Sprachcode geschrieben, den man beherrschen muss, um ein professionelles Zeugnis formulieren zu können. Ursache hierfür sind Vorgaben des Gesetzgebers, die unter anderem besagen, dass ein Chef seinem Mitarbeiter kein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellen darf, das sein Fortkommen behindert.

Deshalb werden Probleme im Arbeitszeugnis nicht direkt angesprochen, sondern mit einem speziellen Zeugniscode verklausuliert. Wenn ein Mitarbeiter in der Firma zum Beispiel regelmäßig Alkohol getrunken hat, darf im Arbeitszeugnis nicht stehen, dass er Alkoholiker war, sondern dort heißt es dann, dass er "stets gesellig war".

Zudem gibt es in der Zeugnissprache Formulierungen, die es im allgemeinen Sprachgebrauch gar nicht gibt. Die beste Gesamtnote im Arbeitszeugnis lautet zum Beispiel, dass der Betreffende seine Aufgaben "stets zur vollsten Zufriedenheit" erledigt hat. Voller als voll geht normalerweise nicht, doch diese Formulierung hat sich als Spitzenbeurteilung in der Zeugnissprache durchgesetzt.

So wie die bisher genannten Beispiele gibt es noch viele andere dafür, dass es in der Zeugnissprache einen speziellen Sprachcode gibt, den man kennen muss, wenn man sein eigenes Zwischen- oder Arbeitszeugnis schreiben will. Wenn man diesen nicht kennt, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man eignet sich die erforderlichen Kenntnisse an oder man beauftragt einen Experten.

Sich die notwendigen Kenntnisse aneignen

Um sich die erforderlichen Kenntnisse anzueignen, kauft am sich am besten Bücher über die Erstellung von Arbeitszeugnissen. Hier gibt es zahlreiche Ratgeber, die einem das spezielle Know-how vermitteln. Das ist billiger als sich ein Zeugnis vom Experten erstellen zu lassen, kostet aber viel Zeit. Sicherlich dauert es mehrere Wochenenden, bis man so ein Buch gründlich durchgearbeitet hat und einen Zeugnisentwurf geschrieben hat.

Der Vorteil: Das frisch erworbene Zeugnis-Know-how kann man auch in der Zukunft verwenden, wenn der nächste Chef einen bittet, sein Zeugnis selbst zu schreiben. Der Nachteil: Es ist mühsam und kostet viel Zeit, die man auch mit der Familie verbringen könnte. Und längst nicht jeder ist gut darin, geeignete Formulierungen zu finden und ein Dokument fachgerecht aufzusetzen.

Einen Experten zu Rate ziehen

Nicht für alle, aber für viele wird es der beste Weg sein, einen Zeugnisexperten wie zum Beispiel einen Karriereberater um Hilfe zu bitten. Dieser verfügt über das erforderliche Wissen und ist in der Lage, auch feine Nuancen entsprechend der Zeugnissprache zu formulieren.

So können Sie sicher sein, dass Ihr Arbeitszeugnis professionellen Ansprüchen genügt und nicht bei der nächsten Bewerbung durchfällt, weil man ihm anmerkt, dass es selbst geschrieben ist.