Gruppenprozess: So wird die Gruppe zu einem Team
Das in den 60er Jahren in Amerika entwickelte Teamphasenmodell geht davon aus, dass jede zusammen gewürfelte Gruppe automatisch vier Phasen durchläuft. Die von Bruce Tuckman eingeführten Begriffe wurden in der deutschen Fachwelt übernommen und erklären – vereinfacht – die Entwicklung von der Gruppe zum Team.
Dabei sagt das Modell nicht, dass jede Gruppe den Weg zum Team schafft. Es besagt vielmehr, dass verschiedene Phasen durchlaufen sein müssen, um in die "Teamphase" zu gelangen. Wichtig für Sie als Lehrkraft, Seminarleiter oder Trainer ist dieses Modell insofern, als dass Sie in den verschiedenen Phasen unterschiedliche Rollen übernehmen müssen, um die Gruppe jeweils einen Schritt weiter in Richtung Team zu bringen.
Die vier Phasen sind bekannt unter den Namen:
- Forming
- Storming
- Norming
- Performing
Die Forming-Phase
In der "Forming-Phase", verschaffen sich die Gruppenmitglieder eine erste Orientierung. Der Umgangston untereinander ist hier durchweg höflich, wertschätzend und zurückhaltend. Ihre Aufgabe als Gruppenleiter beziehungsweise als Lehrer ist hier hauptsächlich, genau hinzuhören und zu beobachten, welche Kompetenzen, wie in der Gruppe verteilt sind.
Ihre Rolle ist in dieser Phase in jedem Fall zurückhaltend, solange die Gruppe untereinander in Kontakt tritt. Eine hohe empathische Fähigkeit kommt Ihnen in dieser Phase zugute.
Die Storming-Phase
In der "Storming-Phase" geht es zur Sache: Die Rollen werden verteilt, Konflikte und Hierarchien entstehen. Die Gruppe findet zu einem Wertesystem. An dieser Phase scheitern viele freiwillig zusammentreffende Gruppen auf dem Weg zum Team.
Hier kommt Ihnen die wohl entscheidendste Rolle im gesamten Gruppenprozess zu. Sie treten aus Ihrer Zurückhaltung heraus, müssen verschiedene Bedürfnisse innerhalb der Gruppe erkennen und Kompromisse ansteuern. Hier sind Ihre sämtlichen kommunikativen Kompetenzen gefragt.
Die Norming-Phase
Wenn die Gruppe diese Phase erfolgreich durchlaufen hat, tritt im Rahmen der "Norming-Phase" kooperative Ruhe ein. Regeln und Hierarchien sind anerkannt. Allmählich erkennt sich die Gruppe als Team. Ihre hauptsächliche Rolle als Gruppenleiter ist es, an dieser Stelle Motivation in die Gruppe zu geben. Übungsaufbauten zu einem gezielten Motivationstraining sind in dieser Phase am sinnvollsten.
Die Performing-Phase
Derart "programmiert" läuft das Team nun in die "Performing-Phase" ein. Erst in dieser Phase arbeitet das Team an einem Thema, einem Projekt, einer Aufgabe. Es gibt an dieser Stelle keine Reibungsverluste mehr. Die Teammitglieder vertrauen sich, kennen sich und verlassen sich aufeinander. Sie als Trainer haben nun Ihren härtesten Job hinter sich.
Erst jetzt können Sie sich mehr oder weniger voll auf die Lerninhalte konzentrieren, ohne dabei natürlich zu vergessen, zu jedem Zeitpunkt die Einhaltung der vereinbarten Regeln zu überprüfen.
Diesen Phasendurchlauf können Sie sowohl in Gruppen, die lange bestehen (Schulklassen, mehrmonatige Kurse), als auch in Tagesseminaren in abgeschwächter Form wahrnehmen. Die Phasen können (vor allem altersabhängig und interkulturell bedingt) unterschiedlich lang sein.
Für Sie als Kursleiter oder Lehrer ist es in jedem Fall wichtig, mitzubekommen, wo der Gruppenprozess gerade steht, um die richtigen Inhalte im richtigen Moment abzuliefern.