Die Delphi-Methode wurde bereits in den 1950er Jahre entwickelt, aber erst viele Jahre später in der betriebswirtschaftlichen Fachliteratur vorgestellt. Heute existiert dieses Verfahren in zahlreichen Varianten. Aber ist die Delphi-Methode tatsächlich für Prognosen geeignet?
Merkmale der Delphi-Methode
Mit der Delphi-Methode wird der Versuch unternommen, die Meinungen von Experten für Prognosen zu nutzen. Wichtig ist hierbei, dass die befragten Experten zu einem Konsens kommen.
Häufig wird die Delphi-Methode in schriftlicher Form durchgeführt. Der Grund: Sie vermeiden so mögliche negative Effekte wie Kommunikationsbarrieren oder Konkurrenzdenken zwischen einzelnen Experten. Außerdem kann sich so eine mögliche Dominanz eines einzelnen Experten nicht auf die Meinungsbildung der anderen Befragungsteilnehmer auswirken.
Durchführung der Delphi-Methode für Prognosezwecke
In der Praxis hat es sich bewährt, wenn eine sogenannte Leitungsgruppe für die Durchführung einer Delphi Befragung verantwortlich ist. Um die Delphi-Methode für Prognosen zu nutzen, wählt diese Leitungsgruppe zunächst für einen konkreten Problembereich die Experten aus, die zu diesem Problem befragt werden sollen. Die ausgewählten Experten werden dann einzeln und in schriftlicher Form mit dem Problem konfrontiert und befragt.
Die von der Leistungsgruppe formulierten Fragen werden von den Experten schriftlich und mit Begründung beantwortet. Die Leitungsgruppe wertet die Antworten aus und berechnet aus den Antworten einige statistische Kennzahlen (z. B. Median). Zusammen mit den Begründungen der Experten leitet sie diese Werte an alle beteiligten Experten weiter und fordert sie auf, vor dem Hintergrund dieses Feedbacks eine zweite Prognose abzugeben. Diese zweite Prognose wird ebenso statistisch ausgewertet, wie die der ersten Befragung.
In der Praxis werden Sie dann häufig feststellen, dass sich die Expertenmeinungen aufgrund dieser Vorgehensweise annähern. Dies zeigt sich auch daran, dass es zu einer Annäherung der Prognosen kommt.
Wie geeignet ist die Delphi-Methode für Prognosen?
Zunächst handelt es sich bei der Delphi-Methode um ein qualitatives Prognoseinstrument, mit dem auch dann noch Aussagen über die Zukunft gemacht werden können, wenn andere Instrumente, wie zum Beispiel Zeitreihenanalyse, vielleicht nicht mehr zu eindeutigen Aussagen kommen. Denn vor allem dann, wenn sich die zukünftige Entwicklung eines Sachverhaltes nicht mehr mit wenigen Variablen und einem mathematischen Modell abbilden lässt, sind qualitative Instrumente gefragt.
Mögliche Nachteile der Delphi-Methode für die Qualität von Prognosen
Als Nachteil der Delphi-Methode wird zum Teil angeführt, dass sich die Ergebnisse der Prognosen nicht quantifizieren lassen, subjektiv geprägt und damit nicht objektivierbar sind. Das muss allerdings kein Nachteil sein, da dies die Qualität der Ergebnisse nicht notwendigerweise beeinflusst. Und: Es ist gerade eine Stärke qualitativer Verfahren, dass sie nicht ausschließlich auf quantitative Aspekte abstellen, aktuelle Informationen und den Erfahrungsschatz von Experten nutzen und Sondereinflüsse in die Betrachtung einbeziehen.
Wovon hängt die Qualität der Delphi-Methode für Prognosen ab?
Letztendlich hängt die Güte der Ergebnisse der Delphi-Methode ganz stark von den beteiligten Experten ab. Des Weiteren besteht bei der Delphi-Methode immer die latente Gefahr, dass sich die Prognose auf einen zu engen Problembereich beschränkt, sodass unter Umständen wichtige Entwicklungen nicht in die Prognose einfließen.