Sie haben sich lange und intensiv auf diesen Moment vorbereitet. Den Moment, bei dem Sie dem Personalchef gegenübersitzen, um sich im Rahmen des Vorstellungsgespräches möglichst von Ihrer besten Seite zu verkaufen. Sicher war es richtig, dass Sie sich intensiv vorbereitet haben – haben Sie aber auch an die Momente vor dem Gespräch gedacht?
Denn auch in dieser oft kurzen Zeit werden Sie genau beobachtet. Auch wenn Sie mit den akkuraten Verhaltensregeln bestens vertraut sind, sollten Sie sich vorab schon einmal vor Augen führen, in welche Situationen Sie generell geraten könnten und wie Sie auf bestimmte Fragen antworten. Wie verhalten Sie sich bei einem Smalltalk, was sollte man erzählen, was ist eher unpassend?
Der erste Eindruck erlaubt keine zweite Chance
Eine alte Weisheit, die an kaum einer anderen Stelle so treffend wäre, wie vor und bei einem Vorstellungsgespräch. Der erste Eindruck zählt immer – und zwar ab dem Moment, ab dem Sie das betreffende Unternehmen betreten. Kommen Sie in ein größeres Unternehmen und missachten die dortigen Mitarbeiter oder das Personal an der Pforte, dann haben Sie dort den ersten Eindruck schon einmal gründlich verdorben. Freundlichkeit ist das A und O und zwar bei jedem, der Ihnen über den Weg läuft.
Freundlich ist es auch, sehr pünktlich zu sein. Und sehr pünktlich heißt im Rahmen des Vorstellungsgespräches nicht nur auf die Minute pünktlich; Sie sollten schon runde zehn Minuten vorher anwesend sein und im Unternehmen noch einen Moment auf Ihren Termin warten. Nutzen Sie die Gelegenheit, noch einmal zur Ruhe zu kommen. Sollten Sie beispielsweise vom Treppensteigen noch etwas außer Atem sein, dann haben Sie hier Gelegenheit, sich etwas zu beruhigen. Atemnot beim Vorstellungsgespräch ist eine denkbar schlechte Voraussetzung.
Kommt Ihr Gesprächspartner zu spät, dann ist das zwar eigentlich nicht in Ordnung, Sie befinden sich aber nicht in der Situation, in der Sie die Verspätung kritisieren sollten. Akzeptieren Sie diesen Umstand stillschweigend und sorgen Sie nicht für unnötige Unruhe vor dem Gespräch.
Jetzt wird es ernst
Werden Sie schließlich vom Personalchef oder einem sonstigen Verantwortlichen zum Gespräch gebeten, dann ist auch hier wieder die Freundlichkeit das oberste Gebot. Ein kräftiger Händedruck und ein Lächeln dürfen Sie nie vergessen! In der Praxis geschieht das leider sehr oft, Nervosität bringt Selbstverständlichkeiten beim guten Benehmen ganz einfach aus dem Takt. Zwingen Sie sich notfalls zu einem Lächeln und achten Sie darauf, dass Ihr Handschlag nicht zu sacht ausfällt.
Nach Möglichkeit sagen Sie nicht nur „Guten Tag“, sondern leiten kurz ein, wer Sie sind und warum Sie hier sind. Befinden Sie sich im Gesprächsraum, stellt sich die Frage nach dem richtigen Sitzplatz. Hier ist die höfliche Variante auch gleichzeitig die einfachste für Sie: Sie lassen sich einfach von Ihrem Gesprächspartner einen Platz zuweisen. Diese Form der Höflichkeit gilt übrigens immer und wird von einigen Personalchefs sogar sehr kritisch beäugt.
Nehmen Sie generell immer erst dann Platz, wenn Ihnen ein Platz angeboten wird. Werden Sie etwa von der Sekretärin in einen Raum ohne Sitzplatzangebot geleitet, in dem Sie auf Ihren Gesprächspartner warten sollen, dann bleiben Sie stehen, bis der Gesprächspartner erscheint und Ihnen den Platz anbietet. Bei Getränken verhält es sich ähnlich: Sie sollten grundsätzlich abwarten, bis Ihnen ein Getränk angeboten wird. Greifen Sie nun beherzt zu, besondere Wünsche sind jedoch fehl am Platz.
Das Gespräch vor dem Gespräch
Wenn Sie sitzen, dann geht das Gespräch meist immer noch nicht los. Vorweg gibt es in der Regel einen Smalltalk, den Sie durchaus ernst und wichtig nehmen sollten. Der Smalltalk hat zwei wesentliche Gründe: Zum einen lockert der die meist angespannte Situation ein wenig und zum anderen nutzt der Personaler die Gelegenheit, sein Gegenüber genauer zu studieren und kennen zu lernen. Sie merken, auch hier dürfen Sie wieder nichts dem Zufall überlassen.
Hier höflich zu bleiben heißt, sich aktiv am Gespräch zu beteiligen. Reden Sie also ungezwungen, aber freundlich mit Ihrem Gastgeber. Achtung: Das Gespräch leiten niemals Sie, sondern immer der Gastgeber. Und auch der Gastgeber ist derjenige, der das Gespräch beendet.
Nun geht es allmählich über zum eigentlichen Vorstellungsgespräch. Jetzt werden noch einmal die Bewerbungsunterlagen wichtig, die Sie dem Unternehmen natürlich im Vorfeld zugesandt haben. Es kommt aber nicht selten vor, dass dem Personaler diese Unterlagen dann gerade doch nicht vorliegen.
Das Argument „Aber …“ ist verboten, Sie sollten stattdessen die Unterlagen immer in sauberer und akkurater Form dabei haben, um Sie im Zweifelsfall noch einmal übergeben zu können. Sie selbst sollten den Inhalt Ihrer Bewerbung natürlich ganz exakt kennen. Müssen Sie bei der Frage nach einem Detail passen, dann haben Sie sich sofort einen ganz großen Minuspunkt eingefangen, der wahrlich über Ihre zukünftige Einstellung entscheiden kann.
War das leicht oder schwierig?
War bei den oben genannten Tipps viel Neuland für Sie dabei oder war Ihnen das meiste bereits bewusst? Die Frage sei erlaubt, damit Sie sich selbst auf Routine im korrekten und förmlichen Umgang im Berufsleben prüfen können. Sind hier viele Punkte noch neu für Sie gewesen, dann wäre eine grundsätzliche Option für Sie, sich einmal gründlicher mit den Fakten für „den guten Ton“ im Arbeitsalltag auseinander zu setzen. Auf diese Weise können Sie nicht nur bei Bewerbungsgesprächen, sondern im ganzen beruflichen Alltag deutlich sicherer auftreten und vermeiden vor allem die vielen Fettnäpfchen, die sich immer wieder stellen.
Um das richtige Verhalten zu lernen, können Sie sich mit entsprechender Fachlektüre eindecken und in stiller Stunde das nötige Wissen erlesen. Alternativ und deutlich plastischer lernen Sie das perfekte Verhalten natürlich in einem entsprechenden Kurs. Dort werden sehr realitätsnah bestimmte Situationen nachgespielt und Sie lernen dann, wie in welchen Momenten idealerweise zu reagieren ist, welche Fallen man Ihnen stellen kann und wie Sie sicher aus einer solchen Situation herausgehen können.
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