Smalltalk über verkannte Künstler und ahnungslose Experten

Viele Künstler werden verkannt. Schuld daran ist natürlich nur die Ahnungslosigkeit der Betrachter. Ihre eigene können Sie im Smalltalk hinter einem großen Geist verschanzen, Johann Wolfgang von Goethe erlaubte sich öfter mal ein Fehlurteil.

Beginnen Sie den Smalltalk mit einem Goethe-Zitat

Johann Wolfgang von Goethe verzichtete gerne auf Erklärungen: Für ihn war Kunst "eine Vermittlerin des Unaussprechlichen." Und was folgerte unser Dichterfürst daraus? "Darum scheint es eine Torheit, sie wieder durch Worte vermitteln zu wollen."

Leider hielt Goethe sich nicht an seine Maxime. Er war immer sehr
gesprächig. Zu allem musste Goethe, Ihr Smalltalk-Gegenüber wird den
Ausdruck verzeihen, seinen Senf hinzugeben. Vielleicht hat ihn diese
Beredsamkeit ja zu Deutschlands größtem Dichter gemacht. Was die
Versschmiedekunst angeht, war Kollege Schiller so schlecht ja auch
nicht.

Setzen Sie den Smalltalk mit einem Goethe-Urteil fort

Schillers Qualitäten musste selbst Goethe anerkennen. Sein Urteil
über einen anderen zeitgenössischen Künstler fiel dagegen vernichtend
aus: "Dieser David Caspar Friedrich malt so schlecht, dass es keinen
Unterschied macht, hängt man seine Bilder verkehrt herum auf."

Goethe lästerte gern. Die Umstellung der Vornamen bei Friedrich wird
gewiss Absicht gewesen sein, um diesen noch weiter herabzuwürdigen.
Heute wird Caspar David Friedrich, wie er korrekt heißt, als größter
deutscher Maler der Romantik gehandelt. Das wird Ihnen Ihr
Smalltalk-Gesprächspartner gerne bestätigen. Und Goethe? Würde sich wohl
im Grab umdrehen.

Beenden Sie den Smalltalk mit einer Anekdote

Fügen Sie im Smalltalk über Kunst und über Künstler die Bemerkung an, man könne nicht auf jedem Gebiet Experte sein. Das habe das Genie Goethe mit seinem Friedrich-Urteil bestens bewiesen.

Einen schönen Smalltalk-Abschluss – mit Anspielung an Goethe und Friedrich – bildet folgende Anekdote: In Münster wurde die Ausstellung eines abstrakten Malers eröffnet. Gäste und Honoratioren waren versammelt. Nur der Künstler fehlte noch. Nach längerer Wartezeit bat der Hausherr den eingeladenen Referenten, seine Eröffnungsrede zu halten: Der Künstler stecke wohl im Stau.

Der Experte begann. Alles spitzte die Ohren. Der Mann war zweifelsohne vom Fach. Gerade erklärte er detailliert eines der Bilder, begeisterte sich vor allem für das Blau, das bewusst an den oberen Rand gesetzt sei – ein klarer Bezug zu "himmlischen Sphären" – als Bewegung ins Publikum kam. Ein junger Mann eilte nach vorn, sich für die Verspätung entschuldigend. Es war der Künstler. Als nächstes ging er wortlos zu seinem Bild. Er nahm es vom Nagel. Anschließend drehte er es um 180 Grad und hängte es wieder auf.