Smalltalk-Frage: Wie schnell dürfen Sie fahren?

Manchmal liefert das Transportmittel den Smalltalk-Stoff. Etwa das Auto, mit dem Ihr Gegenüber zur Veranstaltung gekommen ist. Die Frage, die Verkehrs- und Smalltalk-Teilnehmer gleichermaßen bewegt, lautet: Was bringt ein Tempolimit?

Gehen Sie im Smalltalk ein wenig in die Geschichte zurück

Was waren das noch für Zeiten, als in Deutschland jeder so schnell fahren durfte, wie er wollte. Beziehungsweise so schnell, wie sein Auto oder Motorrad konnte. Ihr älterer Smalltalk-Gesprächspartner wird sich dunkel erinnern: Vom 23. Januar 1953 bis zum 31. August 1957 gab es in der Bundesrepublik überhaupt keine Geschwindigkeitsbeschränkung. Nicht einmal in der Ortschaft. Geschweige denn auf Landstraßen und Autobahnen!

Die einzige Temporegel fand sich in der Straßenverkehrsordnung: Die
schrieb vor, jeder Lenker habe seine Fahrgeschwindigkeit anzupassen, oder
konkret: so einzurichten, dass er sein Gefährt rechtzeitig zum
Stillstand bringen konnte.

Verschweigen Sie im Smalltalk nicht die Schattenseiten

Offenbar war der Bremsfreude der Deutschen zu viel Vertrauen
entgegengebracht worden. Die Unfälle häuften sich. Schließlich musste
der Bundestag die Notbremse ziehen. Am 19. Juli 1957 beschloss der
Vermittlungsausschuss, zumindest in Städten ein Limit von 50 km/h
einzuführen. Landstraßen wurden erst 1972 mit einem Limit von 100
Stundenkilometern belegt.

Auf Autobahnen gilt seit 1974 lediglich eine Richtgeschwindigkeit von
130 km/h. Aber es gibt kein Tempolimit. Das ist in Europa die absolute
Ausnahme. Oder kennt Ihr Smalltalk-Gegenüber ein Land ohne Tempolimit?

Schlecht für die Sicherheit, gut für den Tourismus – die andere Smalltalk-Perspektive

Blicken Sie im Smalltalk über die Grenzen. Bei ausländischen Sportwagenfahrern gelten deutsche Autobahnen als Rennidyll. So soll es in den USA zahlreiche Liebhaber des Gaspedals geben, die darauf bestehen, ihren neu erworbenen Porsche persönlich vom Stuttgarter Werk abzuholen. Dann können sie ihn gleich auf der nahen A 8 oder A 81 ausfahren.

In deutschen Städten rollt der Verkehr dagegen immer langsamer. Das ist durchaus gewünscht: Bei Tempo 50 enden acht von zehn Unfällen mit Fußgängern tödlich. Das hat der Verkehrsclub Deutschland festgestellt. Bei Tempo 30 sterben weniger als drei von zehn Angefahrenen. Die Verwaltungen haben längst reagiert: So gilt in Berlin auf inzwischen mehr als 70 Prozent der 5000 Kilometer hauptstädtischer Straßen ein Limit von 30 km/h.

Bleifuß kontra Bremsklotz im Smalltalk

Und Ihr Smalltalk-Gegenüber? Hält er ein Tempolimit auf Autobahnen für sinnvoll? Hätte er gern mehr Tempo-30-Zonen in deutschen Städten? Oder ist er der Ansicht, es müsse "freie Fahrt für freie Bürger" geben? Diese ADAC-Kampagne stammt aus dem Jahr 1974. Sie wird heute noch gern von der Bleifuß-Fraktion zitiert. Umweltbewusste Autofahrer fühlen sich durch solche Sprüche provoziert. Sie bremsen lieber: Für ihre Mitmenschen und gerne auch für Tiere.