Sixt Aktion zum Castor-Protest: Genialer Coup oder geschmacklose Werbeaktion?

Aktuell sorgt eine Werbeaktion von Sixt für Schlagzeilen: Mitten in den Protest der Castor-Demonstranten mischt sich ein PR-Team des Autovermieters mit einer eigenen Werbebotschaft. Darüber entbrennt nun eine Debatte über die ethischen Grenzen von PR und Werbung. Geniales Guerilla-Marketing oder geschmacklose Werbeaktion?

Sixt nutzt Castor-Proteste für eigene PR
Das vergangene heiße Protestwochenende mit der Versammlung zehntausender Castor-Gegner in Dannenberg nutzte Sixt für eine Aktion des sogenannten Guerilla-Marketing. Unter die Anti-Castor-Demonstranten mischte sich ein Team mit einem Werbebanner von Sixt.

"Stoppt teure Transporte – Mietet Van und Truck von Sixt", stand auf dem Transparent zu lesen –  natürlich im Corporate Design von Sixt. Bei YouTube wird gleichzeitig ein eigenes Video verbreitet. Im Sixt-Blog berichtet man stolz über ein gelungenes Guerilla-Marketing. Die Community im Internet ist jedoch gespalten.

Geteilte Reaktionen auf Sixt-Aktion zum Castor-Protest
Die Aktion zeigt, wie zwiespältig virales Marketing sein kann. Denn während einige Kommentare im Internet von einer witzigen Aktion sprechen, gibt es auch viel Protest zum gestellten "Protest".

Hier einige Zitate von Internet-Nutzern:
oseoncom: "Der Autovermieter Sixt ist sich für keinen PR-Stunt zu fein. Diesmal haben sich in Sixt-T-Shirts gekleidete Menschen mit Flyern und einem großen "Protestbanner" unter die Anti-Castor-Aktivisten gemischt."

VideoHeadWar: "toll, JvM! gleich zwei kunden auf einmal bedient. RWE hat sicher nichts dagegen, dass der castor-protest so ins lächerliche gezogen wird." (JvM = Jung von Matt, die Redaktion)

Sam: "…einfach nur peinlich. Und es gab Zeiten, da hat die betreuende Agentur noch richtig gute Arbeit gemacht… ja, damals…"

Dass eine politische Demonstration wie die Proteste der Castor-Gegner, für eine Werbeaktion genutzt wird, ist neu in Deutschland. Tatsächlich erscheint es auch mir fraglich, ob damit nicht ethische Grenzen der PR und Werbung überschritten werden. Einen Kommentar dazu habe ich in meinem Marketing-Blog veröffentlicht.

Aus Sicht der Unternehmenskommunikation stellen sich aber auch fachliche Fragen: Welches Ziel verfolgt Sixt mit seiner Aktion? Eine inhaltliche Nähe zwischen dem Castor-Transport nach Dannenberg, den Protesten dagegen und dem Autovermieter besteht nicht. Dem Image "frech und kreativ" zu sein, stehen eventuell verletzte Gefühle bei Teilnehmern und Zuschauern entgegen.

Negative Reaktionen auf diese Art von Guerilla-Marketing sind vorhersehbar. Es ist aus der Aktion heraus nicht erkennbar, welches Kommunikationsziel die Agentur von Sixt damit verfolgt. Wenn es um die bloße Reichweite auf Grund der breiten Berichterstattung der Medien über die Castor-Proteste geht, dann ist diese Aktion wohl besonders schwierig.