Schiffsneubauten – ein faszinierendes Wunderwerk technischer Möglichkeiten

Es ist noch keine 100 Jahre her, dass die letzten Frachtensegler für immer an der Pier festmachten. Heute sind einige davon als Museumsschiff zu bewundern. Darunter die stolze Viermastbark "Passat" in Travemünde oder das maritime Wahrzeichen Hamburgs an den St. Pauli Landungsbrücken, ein Vollschiff, das 1896 auf den Namen "Rickmer Rickmers" getaufte wurde.

Die Zeiten der Sextanten zur Positionsbestimmung auf offener See sind ebenso vorbei, wie die der Feuerschiffe, die als schwimmender Leuchtturm Seefahrern den Weg wiesen. Und statt Ladebäumen be- und entladen heute hochtechnisierte, computergesteuerte Krane ein Containerschiff in wenigen Stunden. Auch an Bord hat sich viel verändert. Darunter sind pfiffige Ideen und hoch entwickelte technische Systeme zu finden, die Unglaubliches leisten können.

Technische Errungenschaften auf modernen Schiffen

Schiffe sind wie eine schwimmende Stadt, wenn es sich um ein Kreuzfahrtschiff mit hunderten oder mehreren Tausend Passagieren handelt. Damit die Gäste nicht seekrank werden, das Wasser im Pool bleibt und Billard auch bei Windstärke acht noch möglich ist, sind diese Luxusliner mit Stabilisatoren ausgestattet. Sensoren erfassen die Wellenbewegungen und geben diese Information an die eigentlichen Stabilisatoren weiter, die wie Flügel seitlich unter Wasser aus dem Schiffsrumpf ausgefahren werden. Abhängig von der ankommenden Welle wird der Anstellwinkel dieser Tragflächen verändert, was das Schiff deutlich ruhiger durch die stürmische See gleiten lässt.

Der Schiffsingenieur überwacht mittels App und mithilfe von Monitoren in seinem Büro alle Vorgänge im Maschinenraum. Auf einigen Schiffsklassen sind die Antriebseinheiten inzwischen bis zu zehn Tage wartungsfrei. Und das, obwohl mit individuellen Prozessgas- und Prozessluftanwendungen im Hochleistungsbereich, also mit hohem Druck durch Gas oder Luft Antriebskomponenten wie das Ruder, die Wellen oder der Neigungswinkel der Schrauben gesteuert werden.

Auch das Umpumpen des Treibstoffs von den Lagertanks in den Brauchtank geschieht weitgehend automatisch. Dabei berechnet der Computer exakt, ob diese Gewichtsverlagerung ausgeglichen werden muss, damit das Schiff seine optimale Reisegeschwindigkeit einhalten kann. Ähnlich arbeitet das automatische Beladesystem für Container. Mittels einer Codierung erfährt das Computersystem, wie groß und schwer ein Container ist und ob er einen Stromanschluss benötigt, beispielsweise bei einem Tiefkühlcontainer. Außerdem weiß das System genau, welche Container im nächsten Hafen das Schiff verlassen werden.

Auf Basis dieser Daten wird jeder einzelne Container so abgestellt, dass bei Ankunft im Hafen die zu entladenen Container bereitstehen, das Schiff jederzeit ausbalanciert ist und keine Ware verdorben ihr Ziel erreicht. Bei Schiffen mit mehr als 4.000 oder 5.000 Containern wäre ein Belademeister mit dieser Aufgabe über Tage beschäftigt. Ungewöhnliche aber pfiffige Innovationen auf Frachtern und Tankern Auf den ersten Blick etwas bizarr wirkt auf manchen Containerschiffen der übergroße Spiegel an der Rückwand der Brücke. Dieser hängt dort nicht, weil die Kapitäne heute eitler sind als früher.

Um Personal einzusparen, ist während der Transferfahrt auf dem offenen Meer nur noch ein nautischer Offizier auf der Brücke anwesend, der sich im Rhythmus von acht Stunden mit seinen Kameraden ablöst. Muss sich der Wachhabende erleichtern, schiebt er den Spiegel zur Seite. Dahinter verbirgt sich ein WC. Während der Offizier sein Geschäft verrichtet, kann er mittels Joystick das Schiff lenken.

Da der Spiegel von seiner Seite aus durchsichtig ist, bewahrt er jederzeit den Überblick und hat zugleich das Radar und die anderen Instrumente im Auge. Außerdem gleichen heute die Brücken moderner Schiffe eher einem Ballsaal. Früher vollgestopft mit Radargräten, dem ausladenden Maschinentelegrafen, einem riesigen Kartentisch, Funkgeräten und natürlich dem Steuerstand, sind all diese Komponenten auf eine Miniaturgröße geschrumpft oder ganz verschwunden.

Dank Satellitennavigation, Kollisionsverhütungsradar der neusten Generation, Funkgeräten im Handyformat und einem kleinen Joystick als Ersatz für das Steuerrad, ist reichlich Platz vorhanden. Die großen Fenster und die Lage ganz oben an der Sonne, haben aus einigen Kapitänen Hobbygärtner gemacht. So wurde auf etlichen Containerschiffen oder Tankern eine Ecke der Brücke zum ertragreichen Gewächshaus umfunktioniert, in dem Gurken, Tomaten, Radieschen und Paprika prächtig gedeihen.

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