Religionsunterricht: Integration durch Bildung fördern

Es lassen sich viele Gründe anführen, um über das Bildungssystem und den bestehenden konfessionsgebundenen Religionsunterricht nachzudenken. Wir leben in der Bundesrepublik in einer multikulturellen und global ausgerichteten Gesellschaft, dieser Umstand zwingt geradezu zum Nachdenken.

Als solche Gründe können gewertet werden:

  • der Anteil von Schülern und Schüleinnen nichtchristlicher Konfession steigt
  • ebenso steigt der Anteil ungetaufter Kinder christlicher Eltern
  • gleichsam nehmen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu
  • wobei Fremdenfeindlichkeit und Rassismus häufig die Folge von Unwissenheit und Vorurteilen sind
  • dieser Unwissenheit und diesen Vorurteilen sollte das Bildunssystem durch entsprechende Bildung entgegentreten

Religionsunterricht: Anteil der Schülerinnen und Schüler nichtchristlicher Konfession steigt
Für immer mehr Schüler und Schülerinnen sollte es eine Lösung bezüglich des Religionsunterrichts geben. Immer mehr Kinder lassen sich nicht in die vorgegebenen Konfessionen einteilen. Dies liegt nicht nur daran, dass der Anteil muslimischer Schüler und Schülerinnen stetig steigt. Daneben treten auch andere nichtchristliche Religionsformen in wachsendem Maße in den Schulen in Erscheinung.

Brauchen wir islamischen Religionsunterricht an den Schulen?
Obwohl der Anteil muslimischer Kinder steigt stetig, bleibt zu hinterfragen, bei wie vielen dieser Kinder beziehungsweise deren Eltern der Wunsch auf islamisch-religiöse Unterweisung letztlich besteht. Ein großer Teil der in der Bundesrepublik lebenden Muslime kann als "Kulturmuslime" bezeichnet werden. Nicht alle Muslime in der Bundesrepublik sind auch gläubige und ihre Religionsform praktizierende Muslime.

Im Islam verhält es sich ähnlich wie es im Christentum bereits selbstverständlich ist. Es gibt auch im Islam eine große Zahl von Gläubigen, die nicht mehr im orthodoxen Sinne an den Islam glauben. Der Sachverhalt, dass nur etwa 10% bis 20% der Muslime in muslimischen Dachverbänden organisiert sind, hat seinen Hintergrund auch darin, dass Muslime sich nicht immer mit dem in den Verbänden vertretenen Islamverständnis identifizieren können.

"Alternatives Modell" des Religionsunterrichts
Bei der Diskussion um die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts sollte deshalb bedacht werden, ob durch einen solchen Unterricht, die Muslime nicht in gewisser Weise "gezwungen" werden, sich mit einem Islam zu identifizieren, der von ihnen gar nicht mehr entsprechend gelebt wird.

Muslimischen Eltern wird es dennoch wahrscheinlich schwer fallen, eine offen ablehnende Haltung beziehungsweise eine Nichtteilnahme ihres Kindes an einem solchen Unterricht zu formulieren. Innerhalb der Muslime ist ein wachsender, vor allem auf die religiöse Identität bezogener, gruppendynamischer Druck nachweisbar.

Wenn fundamentalistisches Gedankengut unter den Muslimen nicht unterstützt, sondern diesem entgegengewirkt werden soll, so sollte entsprechend über eine verstärkte Integration durch Toleranz und Verständnis nachgedacht werden. Ein "alternatives Modell" des Religionsunterrichts könnte hierzu einen entscheidenden Beitrag leisten.

Zu den Statements 2-5 finden Sie Informationen im nächsten Teil dieser Serie.