Religionsunterricht: Am religiösen Pluralismus orientieren

Religionsunterricht: Alternativen zum gegenwärtigen konfessionell getrennten Religionsunterricht sind denkbar. Leider sträuben sich vor allem die Kirchen, da sie sonst von ihrem verbrieften Recht nach konfessionellem Unterricht Abstand nehmen müssten. Stattdessen setzen sie sich seit Jahren entschieden für die Möglichkeit eines islamischen Religionsunterrichts ein. Dies, obgleich sie um die vielfältigen Probleme und die muslimischen Fragmentierung wissen.

Obwohl die muslimischen Gruppierungen durch die Kultusministerien der Länder gedrängt werden, sich hinsichtlich einer tragfähigen Antragsstellung für islamischen Religionsunterricht zu verständigen, ist keine Einigung in Sicht.

Die beiden Konfessionen der christlichen Religionsform wissen aus eigener Erfahrung sehr gut um die Schwierigkeiten bei der Angleichung differenter theologischer Betrachtungen. Sie sollten in besonderer Weise Verständnis dafür haben, dass Sunniten, Schiiten, Aleviten und weitere Untergruppierungen des Islam, nur schwer zu einer Einigung zu bewegen sind.

Doch gerade die Erfahrungen der christlichen Kirchen hinsichtlich des ökumenischen Religionsunterrichts könnten für Überlegungen und Verhandlungen um ein Curriculum, welches von allen Religionsgemeinschaften getragen werden sollte, fruchtbar genutzt werden.

Religionsunterricht im Sinne des Integrationsprozesses
Im Sinne eines notwendigen Integrationsprozesses könnten sowohl die christlichen Konfessionen als auch die Kultusministerien der Länder beispielhaft für einen konfessionsübergreifenden bzw. alle Religionsformen vertretenden Religionsunterricht eintreten und somit als Vorreiter einer interkulturellen Öffnung der Gesellschaft fungieren.

Konfessionsübergreifender Religionsunterricht ist sinnvoll
Der Pluralismus innerhalb der einzelnen Religionsformen spiegelt sich im modernen Pluralismus der gesellschaftlich gegebenen Religionsformen. Im Sinne des religiösen Pluralismus in Deutschland erscheint ein alle Religionsformen vertretender Unterricht sinnvoll. In einem solchen Fach könnte notwendige interkulturelle Kompetenz durch Interkulturelle Bildung vermittelt werden.

Dieser Sachverhalt sollte offen überdacht werden. Außerdem sollte geprüft werden, ob in der bundesdeutschen Bevölkerung der Wunsch nach konfessionellem Religionsunterricht überhaupt noch gegeben ist. Vielleicht ist in der Gesellschaft bereits ein Wunsch nach konfessionsübergreifendem eher unterweisendem Unterricht gegeben.

Vielfalt im Religionsunterricht berücksichtigen
In Deutschland leben inzwischen etwa 220.000 Buddhisten, 160.000 Juden, 100.000 Hindus. Daneben sind rund eine Millionen Menschen "Mitglied beziehungsweise feste Anhänger einer spirituellen Gemeinschaft oder eines "Kundenkults". Unter "Kundenkult" werden z.B. Seminarangebote verstanden, die keine langfristigen Anhängerstrukturen ausbilden." (Zahlen und Zitat von der „Informationsplattform Religion“).

Da heute nur noch etwa 60 % der bundesdeutschen Bevölkerung einer christlichen Kirche angehören, sollte unter allen in Deutschland gegebenen Religionsformen, unter Christen, Muslimen, Juden, Hindus, Buddhisten und so weiter sowie unter religionsungebundenen Menschen nach der gewünschten Unterrichtsform geforscht werden. Nur dann kann eine adäquate Entscheidung bezüglich des Religionsunterrichts getroffen werden.