Psychisch krank am Arbeitsplatz – wie Sie Betroffenen helfen können

Das Thema "psychische Belastungen" und infolgedessen auch das Thema "psychisch krank am Arbeitsplatz" hat in der öffentlichen Diskussion an Aufmerksamkeit gewonnen. Der BKK Bundesverband bietet dazu ein Konzept an. Es kürzt sich "HILFE" ab. Was sich dahinter verbirgt und wie Sie psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz vorbeugen können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Das "HILFE-Konzept" ist ein Stufenplan zum Umgang mit Mitarbeitern in einer psychischen Krise; ähnliche Konzepte gibt es bereits seit Längerem im Suchtbereich. Genau wie von Suchterkrankten kann der Arbeitgeber auch von Mitarbeitern in einer psychischen Krise verlangen, dass diese sich in fachliche Behandlung begeben. Doch der betroffene Mitarbeiter kann das i.d.R. nur schwer ganz alleine schaffen. Die Frage ist also, wie ein Vorgesetzter helfen kann.

Das BKK-Konzept sieht 5 Schritte vor:

  1. H insehen
  2. I nitiative ergreifen
  3. L eitungsfunktion wahrnehmen
  4. F ührungsverantwortung: Fördern – Fordern
  5. E xperten hinzuziehen

Wie können Vorgesetzte betroffenen Mitarbeitern helfen?

  • Hinsehen heißt, dass der Vorgesetzte nicht die Augen verschließt, sondern die psychische Krise als eine mögliche Ursache für Leistungsmängel oder andere Auffälligkeiten in Betracht zieht.
  • Initiative ergreifen heißt, dass Vorgesetzte, wenn erste Gespräche keine positiven Veränderungen bringen, erneut Kontakt suchen und gezielt nach Lösungsmöglichkeiten für die konkrete Situation am Arbeitsplatz suchen.
  • Leitungsfunktion wahrnehmen heißt, dass der Vorgesetze bei einer weiter andauernden Krise nicht nur konkrete Erwartungen formuliert, sondern auch darauf hinarbeitet, dass betroffene Mitarbeiter sich in professionelle Behandlung begeben.
  • Führungsverantwortung wahrnehmen bedeutet, dass die Betroffenen trotz der psychischen Krise weiter gefördert werden. Dazu gehört es u. a., Verständnis für die Situation aufzubringen, Geduld und Fürsorge zu zeigen, z. B. auch Leistungsanforderungen (nur) vorübergehend abzusenken, um die Situation temporär zu erleichtern.
  • Experten hinzuziehen ist vor allem dann wichtig, wenn sich längere Zeit trotz des umsichtigen Vorgehens keine Besserung abzeichnet. Helfer können sein: Mitarbeiter der Sozialberatung, der Betriebsarzt oder ein Team aus innerbetrieblichen Helfern. Alternativ gibt es in vielen Städten Beratungsstellen, die helfen oder niedergelassene Psychologen oder Ärzte.

Auch als Kollege können Sie helfen

Kollegen, die keine Vorgesetzte sind, und denen Symptome bei anderen Kollegen auffallen, sollten das eine Weile beobachten und dann, wenn diese bleiben, ggf. Hilfe bei Experten suchen, um zu erfahren, wie sie im Einzelfall vorgehen könnten. Eventuell können z. B. Berater der psychosozialen Beratungsstelle Hinweise zum passenden Vorgehen geben.