Politik und Smalltalk: Passt das zusammen?

Wahljahre liefern Vorlagen für den Smalltalk. Ein Wahljahr ist immer dann, wenn eine Bundestagswahl ansteht. Und es dazu noch etliche Landtagswahlen gibt. Vor solchen Ereignissen suchen Politiker die Öffentlichkeit. Häufig mit flachen Inhalten. Anders ausgedrückt: Sie biedern sich dem Smalltalk an.

Was Sie im Politik-Smalltalk nicht dürfen

Nutzen Sie solche Vorlagen für Ihren Smalltalk! Reden Sie ruhig über Politik. Sie müssen ja nicht Ihre politische Gesinnung preisgeben! Halten Sie die Konversation möglichst allgemein. Allgemein muss ja nicht langweilig bedeuten. Die eine oder andere bissige Bemerkung dürfen Sie ruhig in den Smalltalk einstreuen.

Gehen Sie im Smalltalk auch mal ein Risiko ein!

Etwa diese hier des Übersetzers Harry Rowohlt. Sie stammt aus der Zeit, als er noch Kolumnen für Die Zeit schrieb: "Wenn Politiker wirklich so gut wären, wären sie nicht Politiker geworden. Dann wären sie in die freie Wirtschaft gegangen und hätten sich welche gekauft."

Vielleicht fordert diese Bemerkung den Widerspruch Ihres Smalltalk-Gesprächspartners heraus? Sie selbst sind fein raus. Schließlich haben Sie nur zitiert"!

Noch mehr Munition für Ihren Smalltalk

Harry Rowohlt steht mit seiner Meinung freilich nicht allein da. "Politik ist die Kunst, sich der Leute zu bedienen." So sah es Henry de Montherlant. Der französische Schriftsteller wurde 1895 geboren. Auch der Kabarettist Dieter Hildebrandt sieht die Sache ähnlich: "Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt."

Woran liegt das? Das ist die nächste Frage, über die Sie im Politik-Smalltalk diskutieren können. Der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt erklärte sich das Phänomen so: "Die Glaubwürdigkeit der Politiker war noch nie so gering wie heute." Schuld daran sei eine Gesellschaft, die "nur noch in die Glotze guckt". Die Politiker redeten ihrerseits "oberflächliches Zeug in Talkshows." Warum tun sie das? Weil "sie meinen, es sei die Hauptsache, man präge sich ihr Gesicht ein".

Beenden Sie den Smalltalk versöhnlich

Jetzt ist es an der Zeit, im Smalltalk wieder etwas zurückzureden. Allzu simpel darf auch die Kritik an der Politik nicht sein. Schließlich leben wir Deutschen seit 1945 in einer funktionierenden Demokratie. Oder ist Ihr Smalltalk-Gegenüber da anderer Meinung?

Das letzte Wort soll der verstorbene Václav Havel haben. Als Regimekritiker im Kommunismus war er über jeden Zweifel ebenso erhaben wie als Präsident der Tschechischen Republik. Seine Glaubwürdigkeit speiste sich nicht zuletzt aus diesem Credo: "Es ist unmöglich, alles so schnell zu tun, wie es die Menschen vielleicht wünschen. Dies ruft, was verständlich ist, eine gewisse Unzufriedenheit und Ungeduld hervor. Und dies eröffnet natürlich Raum für Demagogen, die einfache und schnelle Lösungen anbieten. Wie auch für Leute, die nach einer Regierung der strengen Hand rufen."