Panta rei: Über den Sinn von Wiederholungen im Unterricht

Überzeugen Sie Ihre Teilnehmer von der Wahrheit, dass das, was sie gerade hören, sehen oder allgemeinhin "lernen", niemals vollkommen gleiche Wiederholung ist. Der Spruch vom ewig Fließenden ("Panta rei") lässt sich demnach perfekt auf Lernsituationen allgemein und auf Wiederholungssituationen ganz speziell anwenden.

Man steigt nie zwei Mal in denselben Fluss.

Ein Plädoyer gegen den Ausspruch: „Das kenne ich schon“ Wer glaubt, Inhalte schon hundert Mal gehört zu haben, der sollte von Ihnen hören, dass es trotzdem jedes Mal in einer bestimmten Weise ein „erstes Mal“ ist. Und dies aus drei Gründen:

Der Mensch, der lernt, ist jeden Tag ein anderer, er nimmt jeden Tag andere Dinge auf. Er filtert anders, er hört anders zu, er verknüpft jedes Mal emotional anders. Selbst, wenn er jeden Tag dieselbe CD hört, hört er jeden Tag etwas anderes (heraus). Das berühmte Lernfenster ist jeden Tag ein bisschen anders weit geöffnet. Die Erkenntnisbereitschaft des Schülers für das wiederholt Gesagte ist jeden Tag ein wenig anders.

Der Lehrer ist auch immer wieder anders. Entweder verschiedene Lehrer bringen gleiche (wiederholte) Inhalte jeweils anders rüber oder ein und derselbe Lehrer bringt das gleiche Thema immer auf eine andere und damit „neue“ Art zum Schüler. Außerdem können zwei verschiedene Lehrer ein und das gleiche Thema unterschiedlich beleuchten, bewerten oder unter einem anderen Fokus behandeln. Dann besteht darin das „Neue“.

Der letzte Aspekt, der Altes zu Neuem macht, ist der Kontext, also
der aktuelle Zusammenhang, innerhalb dessen ein Inhalt gelehrt wird. Das
kennen Sie aus der allseits gemachten Erfahrung, dass man Bücher oder
Filme, die man mehrmals mit einem bestimmten zeitlichen Abstand liest
oder schaut, komplett andersartig auf uns wirken können, weil wir zu
verschiedenen Zeitabschnitten in anderen Lebenskontexten stecken und
wir andere Aspekte aus dem Gelesenen oder Gezeigten aufgreifen. Man
sieht niemals alles auf einmal – zum Glück. Es bleibt immer noch etwas
für ein „nächstes Mal“. Bringen Sie das Ihren Schülern bei!

Panta rei – alles fließt

Damit steht außer Frage, dass bei so genannten „bekannten“ Inhalten immer etwas Neues, ein neuer Aspekt dabei ist. So wie bei dem Fluss: Der Mensch, der hinein steigt, ist jeden Tag ein anderer (wenn Sie z.B. Entspannung oder Reinigung dort suchen), die Bedingungen unter denen er dort hinein steigt, sind immer wieder anders (es kann mehr oder weniger warmes Wetter sein) und letztendlich ist es immer ein anderes Wasser, was im Fluss fließt (das Wasser von gestern ist heute schon im Meer).

Auch wenn man glaubt, jeden Tag sei das Bad im Wasser gleich – es ist nicht so! Sie können dieses Bild auf unendlich viele Situationen anwenden, und eben auch auf das Lernen mit Menschen, die glauben, sie wüssten schon alles… Es ist nicht alles neu, was man hört oder sieht, aber immer wieder von neuem wichtig.