Outdoorbekleidung liegt voll im Trend

„Neo-Nature" verkörpert eine neue Form des Luxus: Konsumenten zeigen, dass sie sich ein naturnahes Leben leisten wollen und können. Längst ist Outdoorbekleidung, wie Softshell-Jacken in den Szenevierteln von New York, Paris, Kopenhagen und Berlin ebenso präsent wie in den Wäldern Skandinaviens. Die Outdoorbekleidung wird stylisher – ebenso wie die Luxusmode an Praktizität dazugewinnt, ohne dabei jedoch an Stil und Chic einzubüßen. Die Highend-Fashion-Brands integrieren zunehmend funktionelle Materialien in ihre Kollektionen.

Die 4 Schlüsselfaktoren des Wachstumsmotors Outdoorbekleidung:

1. Design & Funktionalität
Die Hollywood-Sternchen und Szeneviertel-Avantgardisten machen es vor: Outdoorbekleidung ist urban geworden. Nicht länger ist allein die Funktionalität gefragt, Outdoorbekleidung wird zur Stilfrage.

Solche Ansätze lassen sich derzeit auch bei The North Face beobachten (www.northface.com). Metropolis heißt etwa ein langer Damen-Daunenmantel, der sich ebenso wenig zum aktiven Outdoor-Sport eignet wie die Kollektion an Röcken und Latzhosen im Jeanslook. Frei nach dem Prinzip „Form follows function" werden die Funktionskollektionen dem Alltag angepasst.

„Wir glauben, dass es ehrlich gesagt ziemlich egoistisch wäre für eine Marke, sich nur auf den Kernmarkt zu konzentrieren, denn es gibt so viele Konsumenten, die ein Teil dieses Marktes sein wollen und etwas von der Energie und der Emotion fassen wollen, die unsere Marke versprüht", so der Präsident von VF Outdoor and Action Sports, Toper Gaylord, in dem Fachmagazin „outdoor.markt" (02/2008).

Frauen tragen Outdoorbekleidung
Da insbesondere die Frauen zu der neuen Zielgruppe des Outdoor-Lifestyle-Bereichs gehören, ist jedes Design-Team des Unternehmens in einen Männer- und einen Frauen-Bereich unterteilt.

2. Luxuriös & Leger
Funktionalität wird zum Mehrwert der Luxusbrands. Gucci und Gore-Tex sind kein Widerspruch mehr, sondern ergänzen sich perfekt. So fasst Membranhersteller Gore zunehmend im Fashion-Business Fuß (www.gore-tex.de). Zu den Partnern gehören bisher nicht nur Sportsfashion-Anbieter wie Blauer, Stone Island oder Y-3, sondern auch Prada, Avirex, Bugatti, Pierre Cardin, Fuchs Schmitt und Daniel Hechter.

„Vor allem wollen wir auch eine modische Zielgruppe erreichen", so Severin Bertsch, zuständig für Sales und Marketing im Bereich Citywear bei der W.L. Gore & Associates GmbH, Feldkirchen. Gekonnt werden Funktionsbekleidungstücke heute mit Prada, Gucci oder Fendi kombiniert. Und sie unterscheiden sich auch preislich kaum: 400 Euro für eine Softshell-Jacke sind keine Seltenheit und werden bereitwillig ausgegeben.

3. Ökologie & Nachhaltigkeit
Neo-Nature heißt aber auch „so naturnah wie möglich". Während die Öko-Diskussion bei H&M längst integriert ist, wird sie künftig gerade in der Outdoor-Branche zum unverzichtbaren Feature. Patagonia ist in diesem Bereich Branchenpionier und stellt seine Sportbekleidung zunehmend aus recycelten Materialien her, wenn Baumwolle verwendet wird, ist es fast ausschließlich Bio-Baumwolle.

Aber auch über das ethische Fashionkonzept hinaus steht das Unternehmen für die Symbiose von Natur und Outdoor. 1 % des Umsatzes wird in Umweltprojekte gesteckt, Mitarbeiter, die ein Biodiesel- oder Hybridfahrzeug fahren, bekommen die besseren Parkplätze (www.patagonia.com).

Der schwedische Ausrüster Klättermusen geht gar so weit, seinen Kunden vom Kauf einer Jacke abzuraten – es sei denn, sie wird wirklich benötigt. Die Produkte des Herstellers aus Are sind so designed, dass sie besonders strapazierfähig, zeitlos und klassisch sind und demnach laut Klättermusen „die Vorstellung völlig absurd (ist), dass ein Kunde sein Klättermusen-Produkt ersetzen könnte, nur weil die Farbe nicht mehr modern ist" (http://www.klattermusen.se/)

4. Warenhaus & Flagship-Store
Outdoorbekleidung ist aus den Hinterhöfen der alternativen Bezirke in die Luxuseinkaufsstraßen der Innenstädte gezogen. Die Kunden von morgen suchen nicht explizit nach Outdoor-Fashion, sondern lassen sich situativ vom Angebot verführen. Das Unternehmen Jack Wolfskin, das mit einer Tatze im Logo wirbt, zählt zu den Branchengewinnern.

2007 konnte der Konzern aus dem Taunus seine Umsätze um 21 % auf 156 Millionen Euro steigern. Während in Deutschland die Umsätze um 19 % anstiegen, kletterten sie in Österreich um 78 % in die Höhe. Allein in Deutschland wurden im vergangenen Jahr 27 neue Läden eröffnet, womit es hierzulande nun 144 Franchise-Stores gibt.

Im europäischen Ausland expandierte der Ausrüster vor allem nach Osteuropa. Aber auch in China hat Jack Wolfskin jüngst seine 15. Filiale eröffnet, der Roll-out in Russland ist geplant (www.jackwolfskin.de).

In den besten Lagen der Einkaufsstraßen befinden sich mittlerweile die Geschäfte der Outdoor-Labels. So ist der schwedische Highend-Ausrüster Peak Performance mit eigenen Shops in allen Weltmetropolen, wie Dubai, Tokyo, Vancouver, anzutreffen. Und nicht irgendwo: Der Stockholmer Flagship-Store befindet sich etwa in der Biblioteksgatan, dem Äquivalent zur New Yorker Fifth Avenue, neben Designer-Boutiquen (http://www.peakperformance.com).

5 Thesen prägen die Entwicklung der Outdoormodebranche:

  1. Urban Outdoor: Outdoor-Sportmode wird zunehmend von einem neuen Outdoor-Großstadtchic geprägt, der auch im Büro getragen werden kann.
  2. Casual Luxury: Luxuslabels integrieren funktionelle Elemente der Outdoorbekleidung in ihre Kollektionen.
  3. Ehtical Fashion: Ökologie prägt zunehmend auch den Outdoor-Fashion-Bereich.
  4. Pleasure Consuming: Outdoorbekleidung wird situativ und als eine Form des „Neuen Luxus" konsumiert.
  5. Mainstreaming: Outdoorbekleidung wie -equipment spricht immer häufiger Konsumenten in ihrem Lebensstil an und weniger ausschließlich eine Hobby-Zielgruppe wie Wanderer, Kanuten, Bergsteiger oder Jogger.