So haben vor einiger Zeit die Kollegen vom Fachmagazin managerSeminare einen Artikel veröffentlich zu "Service, wie er im Buche steht – Servicemanagement mit Thomas Mann." Was mich daran erinnerte, dass eines meiner Lieblingsbücher eben jenes ist, das darin (Oktober 2012) nicht zitiert wurde: Die Buddenbrooks, für die der Autor den Literaturnobelpreis erhalten hat.
Und aus dem vielerlei über Netzwerken, Verkaufen und Kalkulieren zu lernen ist, auf der Basis guter alter Hamburger (hier: Lübecker) Kaufmanns-Traditionen. Noch deutlicher hat sich mir das bei Emil Zola erschlossen, vor allem im "Paradies der Damen". In diesem Roman lässt der Autor den Leser detailliert miterleben, wie ein Kaufhaus-König mit strategischer Marketing-Planung und konsequenter – dennoch immer flexibler! – Umsetzung erfolgreich ist.
Da geht es um Präsentation, Verpackung, Service – und Bekanntmachung von Neuerungen. Im Grunde ist dies eher ein Sachbuch denn Belletristik – in meiner Rezension habe ich es allen Einzelhandels-Kaufleuten ans Herz gelegt, schon während der Ausbildung zu lesen. Und jederzeit danach immer wieder.
Welche Literatur hilft bei Ihrem Marketing?
Und was aus der Weltliteratur könnte für Ihre Branche, für Ihre Klientel interessant sein? Immerhin geht das in die Richtung des US-amerikanischen Storytelling, mit dem Sachinhalte, Wissenswertes und Lernbares in Erzählungen verarbeitet werden: Das Hirn verknüpft in seinem episodischen Gedächtnis das Gelesene permanent mit Vorwissen, persönlichen Erinnerungen und individuellen Erfahrungen.
So ergänzt und interpretiert es Fakten zu einem sinnvollen Ablauf, lädt es emotional auf und formt aus diesem Konglomerat aus Fremdem und Eigenem eine neue Geschichte, die alle Sinne einbezieht – oder zumindest einige: Mindestens Visualisieren ist quasi inklusive. Andere Sichtweisen ins Kalkül zu ziehen, da kann ein Eco oder auch ein eher banaler Krimi mehr bewirken als Sach- oder Fachbuch, weshalb gerade zu den Folgen der Finanzkrise vielerlei Thriller geschrieben wurden, etwa "Bad Banker", die das Geschehene auch für Laien nachvollziehbar macht.
Literatur weckt Emotionen
Denn es gilt dies: "Der Punkt ist: Beim Lesen von Geschichten können wir, anders als bei Sachtexten, auch emotional nachvollziehen, warum die Figuren so sind, wie sie sind. Das bringt Verständnis. Außerdem haben die Figuren unsere volle, ungeteilte Aufmerksamkeit. Wann kann man das schon von unseren echten Mitmenschen behaupten?"
Fazit: Belletristik bietet vielerlei Ansätze, Unterhaltsames mit Bildendem zu verbinden. Da ist zum Einen inhaltlich Passendes, etwa Führungs- oder Kommunikationsthemen. Doch schon das Lösen vom Themen-Fokus, das entspannte Verfolgen einer spannenden Geschichte, bringt unser Gehirn in Schwung, denken Sie an eine Art "Kreativitäts-Modus".
Nehmen Sie sich also durchaus Notizblock und Stift zur Hand, wenn Sie gemütlich im Sessel (oder auch im Bahn- oder Flugzeug-Sitz) zum Roman greifen. Halten Sie fest, was Ihnen so in den Sinn kommt … Und empfehlen Sie auch Mitarbeitern, Kollegen, Geschäftspartnern den einen oder anderen Titel.
Immer mehr in Mode kommt übrigens das Veröffentlichen eigener Bücher – ob selbst geschrieben oder mithilfe eines Ghostwriters (oder auch offiziellen Ko-Autors) publiziert. Mit dem Ziel, die eigene Person via Selbstmarketing und/oder das Unternehmen auf sanfte Weise ins Gespräch zu bringen, Stichwort "Pull-Marketing"!
Das nehmen auch Veranstalter von Konferenzen und Kongressen immer mehr ins Visier, siehe GABAL-Frühjahrs-Impulstag zum Selbstmarketing, u. a. mit "Schreiben Sie Ihr eigenes Buch" als moderne PR-Maßnahme. Dann allerdings in aller Regel als Sachbuch, um die eigene Kompetenz und Expertise nachzuweisen.