NRW: Islamunterricht in der Schule

Ab dem Schuljahr 2012/13 soll zunächst an rund 130 Schulen in Nordrhein-Westfalen Islamunterricht eingeführt werden. Es werden jene Schulen sein, an denen bereits das Fach Islamkunde angeboten wird. Hier unterrichten etwa 80 Islamkundelehrkräfte. Darüber hinaus werden ab Sommer 2011 ca. 60 weitere Lehrer für islamischen Religionsunterricht zur Verfügung stehen, die einen Zertifikatskurs Islamkunde abschließen.

Auf dieser Basis soll der Islamunterricht schrittweise landesweit ausgeweitet werden. Da noch unklar ist, wie viele der über 320.000 muslimischen Schüler in Nordrhein-Westfalen tatsächlich am Islamischen Religionsunterricht teilnehmen wollen, lässt sich über den späteren Lehrerbedarf noch nichts aussagen.

Ausbildung der Islamlehrer an der Universität Münster
Die Landesregierung und die Universität Münster streben gemeinsam an, islamische Religionslehrer auszubilden, die dann ihren Dienst an den Schulen in NRW aufnehmen. Prof. Dr. Ursula Nelles, Rektorin der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) betonte auf der Fachtagung zur "Zukunft des Islamischen Religionsunterrichts in Nordrhein-Westfalen“ am 6. Mai 2011:

"Es ist notwendig, daran zu arbeiten, dass sich so etwas wie ein europäisches Verständnis des Islam entwickelt. Dafür bietet die Universität Münster mit ihren starken theologischen Fachbereichen, dem Exzellenzcluster "Religion und Politik“ und dem "Centrum für Religiöse Studien“ eine herausragende Ausgangsbasis. Zudem bildet die Universität Münster bereits seit 2004 muslimische Religionslehrer aus: Wir haben somit einen großen Erfahrungsschatz und ein passendes Umfeld, um die Studierenden optimal auszubilden."

Gemeinsame Erklärung als Basis
Vorausgegangen war im Februar 2011die Unterzeichnung eines Abkommens zum Islamischen Religionsunterricht zwischen dem Koordinationsrat der Muslime (KRM) und der nordrhein-westfälischen Schulministerin Sylvia Löhrmann. Die Erklärung sieht u. a. vor, dass dem Land NRW ein Beirat als Ansprechpartner für die Einführung von Islamunterricht zur Seite steht.

Seine Aufgabe ist es, die religiösen Grundsätze der Muslime gegenüber dem Land zu vertreten. Er wird u. a. bei der Lehrplanentwicklung mitwirken und die Lehrkräfte für den Islamunterricht bestätigen. Die Mitglieder des Beirats werden vom Schulministerium im Einvernehmen mit dem Koordinationsrat benannt. Alle Mitglieder sind muslimischen Glaubens.

Schulversuche auch in anderen Bundesländern
Bildungsexperten betonen die Bedeutung des Islamunterrichts für die Identitätsbildung der Muslime und für den interkulturellen Dialog. Seit mehr als zwanzig Jahren bemühen sich Landesregierungen um dessen Einführung. In einigen Bundesländern wurden Schulversuche gestartet, beispielsweise in Brandenburg und Bayern. Eines der Hemmnisse besteht darin, dass es auf islamischer Seite keinen einheitlichen Ansprechpartner für alle Muslime in Deutschland gibt.