Nocebo-Effekt: So bedeutend ist die Kindheit für das Erwachsenenalter

Wir wurden alle mehr oder wenig von unseren Eltern geliebt. Leider haben wir hier und da, besonders wenn die Eltern unter Stress und Zeitdruck waren, unbedachte Worte hören müssen. Hier erfahren Sie, wie dadurch unbewusst schon in frühen Jahren Nocebo-Effekte in uns angelegt bzw. genährt wurden.

Nocebo-Effekte sind sehr gefährlich. Sie werden bereits im frühen Kindesalter
gesäht und werden bis ins Erwachsenenalter hinein täglich genährt. Sie entstehen vor allem durch äußere Erfahrungen und Prägungen und beeinflussen unser Denken und Fühlen.

Wie wirken Nocebo-Effekte?

Die entstandenen Nocebo-Effekte werden auf Mitmenschen und Situationen projiziert bzw. übertragen. Und dieser Mechanismus ist uns leider nicht bewusst. Und noch schlimmer: Nocebo-Effekte verändern unseren Charakter bzw. unser Selbstbild und schaffen uns eine leidvolle, fremdbestimmte und problematische Zukunft.

Nocebo-Effekte können daher nur in jedem Menschen, also im Inneren, wirkungsvoll und nachhaltig aufgearbeitet und aufgelöst werden. Wenn wir diese Mechanismen besser verstehen würden, könnten wir schon heute bei uns und besonders mit unseren Kindern eine Zukunft – raus aus Nocebo-Effekten – schaffen.

So beeinflussen Eltern oder Geschwister unser Denken und Empfinden

Oft haben wir als Kinder von unseren Eltern oder auch von Geschwistern – aus Unachtsamkeit – Sätze gehört haben, die in uns starke Gefühle ausgelöst haben:

  • Wenn du so bist, dann habe ich dich nicht mehr lieb!
  • Das habe ich dir ja gleich gesagt.
  • Da bist du nun selbst schuld.
  • Geh weg! Ich will dich nicht mehr sehen!
  • Ich hab’s doch gleich gewusst, dass du das nicht hinbekommst.
  • Aus dir wird nie etwas.
  • Ich versteh dich nicht. Wie hast du nur so etwas tun können?

Genau solche Sätze bewirken die oben genannten Erfahrungen bzw. Prägungen, die wiederum Nocebo-Effekte in Kindern anlegen bzw. vermehren.

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"Meine Eltern haben immer Recht"

Kinder können sich vor solchen verbalen Angriffen auf ihren Selbstwert, leider nicht schützen. Denn bei allen Kindern gilt immer noch: Meine Eltern haben immer Recht. Alles was sie mir vorlegen, das muss wohl so sein. Daher können von Kindern diese Erfahrungen bzw. Tatsachen noch nicht bewertet bzw. kritisiert oder korrigiert werden.

Besonders die Aussagen mit "immer" und "nie" haben eine tiefe hypnotische und verletzende Wirkung auf die Psyche eines Kindes, wie zum Beispiel:

  • Nie räumst du deine Spielsachen weg!
  • Immer heulst du bei dem kleinsten Anlass!

So entwickeln sich Nocebo-Effekte

Ein Beispiel, was verbale Angriffe in der Kinderseele auslösen können:

Mama sagt: "Du bist ein böses Kind!"

Dann könnte dieses "böse Kind" denken:"OK, wenn es nicht geht, die Nähe zu Mama zu bekommen, kann ich nicht anders. Immer wenn ich Liebe ausdrücke, weist mich die Mama ab. Die einzige Möglichkeit der Mama nahe zu sein, ist wenn ich einer Meinung mit ihr bin. Wenn nun die Mama sagt: Ich bin böse. Gut, ich will es glauben. Ich will es so sehr, ich kann, das glauben. Es ist aus Liebe."

Und das kleine Mädchen übernimmt das Böse. Und es sagt. "Ich habe keine Liebe, Mama schaut mich immer dann böse an, wenn ich Liebe möchte." Und es sagt zu sich selbst: "Ich bin böse. Ich bin böse. Mama hat Recht. Mama liebt mich. Mama weiß…" Und es streicht die Liebe weg und sagt hier: "Was ich bin ist also böse."

Zusammenfassung: So entwickeln sich nun Nocebo-Effekte bei kleinen Kindern und wirken bis ins Erwachsenenalter unbewusst weiter:

  1. Verbale Angriffe gegen Kinder, sind schon erste negative Erfahrungen und Prägungen, die ständig durch unbedachte Aussagen genährt werden.
  2. Kleine Kinder glauben diese Aussagen und fühlen sich dann schuldig.
  3. Sie müssen all diesen verbalen Angriffen sozusagen einen Sinn geben, um diesen Schmerz aushalten zu können. Und dieser Sinn wirkt sich dann so aus, dass das Kind sich immer zuerst selbst schuldig fühlt oder mit ihm etwas nicht in Ordnung ist uvm.
  4. Viele Äußerungen lösen Ängste, Misstrauen, Schuld und Scham aus, oft verbunden auch mit Resignation und Hilflosigkeit.

Daher mein Wunsch und Bitte an alle Eltern, Geschwister und Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten:

  • Achten Sie bitte darauf, was Sie in Gegenwart von Kindern aussprechen.
  • Auch wenn der Stress und die Hetze groß sind, oder auch das Kind besonders nervt: "Schweigen Sie lieber, bevor Sie in einem Kind durch unbedachte Worte Nocebo-Effekte säen."

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen die Fähigkeit und Achtsamkeit, behutsam Ihre Worte zu wählen und mit Worten zu inspirieren und zu motivieren.

Monika Harder