Nein sagen: So lehnen Sie höflich Bitten ab

Bitten abzulehnen, fällt nicht immer leicht. Schon gar nicht, wenn sie einem von Verwandten, Freunden oder Kollegen angetragen werden. Notorische Nein-Sager gelten zudem schnell als abweisend, egoistisch, unverbindlich. Andererseits fühlen sich hilfsbereite Menschen oft ausgenutzt, ausgebeutet, missbraucht. Lernen Sie höflich Nein zu sagen.

Sagen Sie "Nein" auf die richtige Art und Weise

Es gibt einen Mittelweg zwischen beiden Extremen, der breit genug ist, um sich sicher zu fühlen, trotz eines "Neins" von Verwandten gemocht zu werden,
Freundschaften nicht zugefährden und Wertschätzung bei den Kollegen zu genießen. Es kommt nur darauf an, richtig "Nein" zu sagen.

Eine Situation, die jeder kennt:

Ein Kollege bittet Sie häufiger um einen Gefallen. Meist hat es damit begonnen, dass Sie öfter eine Aufgabe übernommen haben. Später haben Sie den Kollegen vielleicht sogar vertreten. Und ehe Sie sich versehen, ist aus der Ausnahme eine Gewohnheit geworden.

Immer wieder werden Sie gebeten, einzuspringen. Und "Nein" zu sagen fällt immer schwerer. Denn Ihre Hilfsbereitschaft gilt als Zuverlässigkeit. Doch immer häufiger ärgern Sie sich insgeheim, wieder einmal etwas übernommen zu haben, was Sie lieber abgelehnt hätten.

Sagen Sie beim nächsten Mal einfach "Nein!", wenn Sie erneut um einen Gefallen gebeten werden. Einfach "Nein" – und dann fügen Sie diesem "Nein" eine Begründung hinzu. Etwa so: "Nein, ich werde Ihre Arbeit nicht übernehmen. Mir ist meine Freizeit wichtig. Sie müssen
eine andere Lösung finden."

Oder geben Sie einen anderen Grund an. Aber erfinden Sie auf gar keinen Fall eine Ausrede. Das tun nämlich die meisten Menschen. Und werden dabei
durchschaut. Dadurch gelten sie dann schnell als unzuverlässig. Allein eine Begründung wie "Mir ist meine Freizeit wichtig", ist so simpel und dabei so entwaffnend ehrlich, dass der Gedanke einer Notlüge fern liegt.

Kein Grund für Entschuldigungen

Verzichten Sie beim Nein-Sagen auf Entschuldigungen. Denn Sie haben keinen Grund, sich zu entschuldigen. Schließlich haben Sie sich nichts zu Schulden kommen lassen.

Wer sich entschuldigt, etwa mit den Worten, "Tut mir leid, ich würde Ihnen gerne helfen, aber heute geht es wirklich nicht, denn ich habe Theaterkarten", zeigt seine devote Haltung und stellt sich ohne Grund ins Abseits. Vor allem aber öffnet er das Tor für weitere Bitten in der Zukunft.

Die können zwar auch bei einem ehrlichen "Nein" nicht ausgeschlossen werden, aber der damit verbundene Hinweis, "Sie müssen eine andere Lösung finden", belässt die Verantwortung dort, wo sie hingehört: Bei der Person, die ein Problem zu bewältigen hat.

Das Nein-Sagen trainieren

Üben Sie das Nein-Sagen mit vertrauten Menschen – am besten mit Verwandten oder guten Freunden. Nutzen Sie die nächste Gelegenheit, wenn Sie um einen Gefallen gebeten werden und antworten Sie: "Nein, und ich sage Dir auch warum". Und dann nennen Sie eine ehrliche Begründung, die Sie mit dem Hinweis abschließen. "Du musst eine andere Lösung finden." (Sie können im Einzelfall auch ein "diesmal" einfügen).

Sie werden schnell merken, wie ernst man Ihre Bemerkung nimmt und sich danach jede weitere Diskussion erübrigt, wenn Sie Ihr "Nein" auch mit der nötigen Bestimmtheit und Betonung kundtun. Bei vertrauten Personen müssen Sie nach diesem Test nicht auf Ihrem "Nein" beharren, sondern können durchaus erklären, dass Sie auf diese Weise einmal deutlich machen
wollten, dass Sie zwar gerne hilfsbereit sind, sich zuweilen aber dadurch auch zu sehr belastet fühlen.

In diesem Fall ist dieser Test eine gute Gelegenheit zu klären, in welchem Umfang Sie ggf. auch künftig gerne Ihre Unterstützung anbieten – ohne sich dabei ausgenutzt zu fühlen. Das schafft Ihnen Respekt und Sie werden schnell merken, wie gut Sie sich dabei fühlen.