Latente Steuern in der IFRS-Rechnungslegung: Überblick (Teil 1)

Im Rahmen der IFRS-Rechnungslegung unterscheidet IAS 12 zwischen tatsächlichen Steuern und latenten Steuern. Tatsächliche Steuern resultieren aus dem zu versteuernden Einkommen bzw. dem steuerlichen Verlust der Periode, latente Steuern aus der Differenz von IFRS- und Steuerbilanzgewinn.

Anders als latente Steuern resultieren die tatsächlich zu zahlenden Steuern aus dem zu versteuernden Einkommen bzw. dem steuerlichen Verlust der Periode. Grundlage für die Berechnung der Ertragsteuern ist das nach steuerlichen Vorschriften ermittelte Ergebnis (Steuerbilanzgewinn). Diese Steuern sind sofort aufwandswirksam anzusetzen und fließen unmittelbar in die Gewinn- und Verlustrechnung des IFRS-Abschlusses ein.

Tatsächliche Steuern vs. latente Steuern
Die vom Unternehmen tatsächlichen an staatliche Organisationen abzuführenden Steuern sind ausschließlich abhängig von den in nationalen Steuergesetzen enthaltenen Besteuerungsvorschriften. In Deutschland sind dies insbesondere die Vorschriften des Einkommensteuergesetzes (EStG), des Körperschaftsteuergesetzes (KStG) und des Gewerbesteuergesetzes (GewStG) sowie zahlreicher BFH-Urteile.

Latente Steuern resultieren aus Gewinnabweichungen
Latente Steuern resultieren aus der Differenz zwischen dem IFRS-Bilanzgewinn und dem Steuerbilanzgewinn. Die nach den nationalen Steuervorschriften ermittelte Steuerbelastung kann erheblich von der nach Handelsrecht ermittelten Steuerbelastung abweichen.

Somit basieren latenter Steuern aus der Differenz zwischen der tatsächlichen Steuerschuld und einer fiktiven Steuerschuld, die sich ergeben würde, wenn man den Bilanzgewinn unbeeinflusst von steuerlichen Vorschriften ermittelt hätte. Dabei kann die Differenz zwischen der tatsächlichen und der latenten Steuerbelastung grundsätzlich positiv oder negativ sein. Je nach Sachlage handelt es sich dann um aktive oder passive latente Steuern.

Grundidee latenter Steuern nach IFRS
Durch die Bildung von latenten Steuern will man im Rahmen der IFRS-Rechnungslegung den Steueraufwand ausweisen, der sich ergeben würde, wenn das nach den IFRS-Rechnungslegungsvorschriften ermittelte Ergebnis vor Steuern Bemessungsgrundlage für die Ermittlung der Ertragsbesteuerung wäre.

Bedeutung latenter Steuern im IFRS-Abschluss
Die Bedeutung latenter Steuern ist umso größer, je größer die Differenz zwischen dem  IFRS-Bilanzgewinn und dem Steuerbilanzgewinn ist. Gerade bei der Bilanzierung nach IFRS können sich aber besonders große Abweichungen ergeben, etwa durch die fair value-Bilanzierung.

Beachten Sie: Die große Bedeutung latenter Steuern nach IFRS ergibt sich nicht zuletzt aus der Pflicht zur Bildung aktiver latenter Steuern. Auch nach der Verabschiedung des BilMoG bleibt es handelsrechtlich nur bei einem Aktivierungswahlrecht. Unternehmen sind nach dem BilMoG nicht verpflichtet, latente Steuern aktiv auszuweisen, wenn die künftige Steuererstattung nicht hinreichend sicher ist.