Kriterien für eine erfolgreiche Standortauswahl

Entscheiden Sie sich, Funktionen in Ihrem Unternehmen, z.B. Personaldienstleistungen, zu zentralisieren, stellt sich regelmäßig die Frage nach der Standortauswahl. Wo sollen zukünftig die Leistungen erbracht werden? Welches ist der beste Standort und nach welchen Kriterien ist die Entscheidung zu treffen?

Die Wahl eines Standortes ist entscheidend für die Kosten, die Qualität und die Geschwindigkeit, in der Leistungen erbracht werden. Sowohl für Produktions- als auch für Dienstleistungsunternehmen bestimmt die Standortwahl entscheidend den Unternehmenserfolg mit. Dies gilt auch für die Erbringung von Personaldienstleistungen. Sollen Personalservices im Rahmen von Shared Service Centers zusammengefasst werden, kann dies an einem der bisherigen Standorte oder an einem völlig neuen Standort im In- oder Ausland erfolgen.

In der Praxis ist eine solche Standortwahl eine komplexe Projektaufgabe, die von Spezialisten unterstützt werden sollte. Die nachfolgenden Kriterien geben einen Überblick über die wichtigsten Fragen und Entscheidungsnotwendigkeiten.

Brownfield oder Greenfield

Hinter diesen Bezeichnungen steckt die Frage, ob ein bestehender Standort (Brownfield) zu einer neuen Organisation weiterentwickelt werden soll, oder ob quasi auf der grünen Wiese (Greenfield) unabhängig von der bisherigen Tätigkeit ein neuer Standort erschlossen werden soll.

Inland oder Ausland?

Tätigkeiten, die stark länderspezifisch geprägt sind und eine starke kulturelle Verbundenheit zu Kunden oder Mitarbeiter oder gar eine physische Präsenz erfordern, bleiben vorzugsweise im Inland. Bei der Entscheidung, die Leistung im Ausland zu erbringen, müssen verschiedene Kriterien bewertet werden, die einzelne ausländische Standorte voneinander unterscheiden.

Hierzu zählen u.a. Kosten, Sicherheit und Arbeitskräfteangebot. Auch werden sich Unternehmen, die ohnehin weltweit aufgestellt sind, leichter damit tun, Tätigkeiten im Ausland anzusiedeln, als Unternehmen, die bisher nur im Inland aktiv sind.

Sprachkenntnisse erforderlich?

Kundenhotlines, Beratungstätigkeiten oder komplexe Administrationsvorgänge erfordern regelmäßig gute Kenntnisse der Sprache des Ursprungslandes, oder zumindest der Geschäftssprache – vielfach Englisch. Diese Sprachkenntnisse sind nicht unbegrenzt und an jedem Standort verfügbar. Damit ist die Auswahl der Auslandsstandorte für deutschsprachige Services von vornherein eingeschränkter als für englischsprachige.

Billig ist nicht immer preiswert

Die Arbeitskosten variieren stark zwischen den in Frage kommenden Standorten. Dies gilt nicht nur beim internationalen Vergleich, auch innerhalb eines Landes können die Unterschiede erheblich sein. Entscheidend ist jedoch, ob für diese niedrigeren Kosten auch die geforderten Qualifikationen in ausreichender Menge verfügbar sind. Müssen Prozesse zu stark auseinandergeschnitten werden, oder kann nicht die erforderliche Menge geleistet werden, wird es am Ende teuer.

Nicht an den Ländergrenzen orientieren

Die Frage In- oder Ausland sollte zunehmend durch die Betrachtung von Regionen ersetzt werden. Durch den gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraum spielt es praktisch keine Rolle, ob eine Tätigkeit in Norddeutschland oder im Süden Dänemarks erbracht wird. Gemeinsame Wirtschaftsregionen lösen Ländergrenzen nach und nach ab.

Checklisten machen und Auswahlverfahren strukturieren

Bewertet man einzelne Standorte anhand von Checklisten und führt man ein wirklich strukturiertes Auswahlverfahren durch, das alle relevanten Kriterien umfasst, kommt man zu einer gesicherten Entscheidung für oder gegen einen Standort. Dieses Auswahlverfahren ist komplex und sollte von erfahrenen Spezialisten begleitet werden. Dennoch ist man vor Überraschungen und Fehleinschätzungen nicht vollständig geschützt. Nicht wenige Unternehmen haben besonders Verlagerungen in weit entferntes Ausland (Offshoring) bereits revidiert.

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