Diese provokante These stammt von Philippe Rothlin und Peter Werder. Die beiden Unternehmensberater haben vor einigen Jahren für das Phänomen des Sich-bei-der-Arbeit-zu-Tode-Langweilens den Begriff Boreout geprägt. Und: Diese These bringt den Sachverhalt auf den Punkt.
So können Sie als Mitarbeiter erkennen, ob Sie im Boreout stecken:
- Sie wissen (bewusst oder unterbewusst) selbst, dass Sie Ihre Arbeit eigentlich schneller erledigen könnten, als Sie das tun.
- Sie tun oft so als seien Sie übermäßig beschäftigt. Sie jammern – gemeinsam mit Ihren Kollegen – über die hohe Arbeitsbelastung. In Wirklichkeit haben Sie nur wenig zu tun.
- Sie schaffen sich auf Ihrem Schreibtisch künstliche (Akten-)Stapel. Denn: Wer einen vollen Schreibtisch hat, der hat auch viel Arbeit.
- Sie scheuen sich, Arbeiten zu delegieren, selbst wenn Sie in Ihrer Funktion dazu berechtigt sind. Denn dann hätten Sie noch weniger zu tun. So erledigen Sie auch Arbeiten (z. B. Kopieren von Akten), für die Sie – rein wirtschaftlich gesehen – überbezahlt sind.
- Sie schlagen die Zeit tot (z. B. mit Blumen gießen, das Büro auf- und umräumen, mehrfach am Tag zum Postverteiler gehen).
- Sie überlegen schon morgens, wie Sie den endlos scheinenden Arbeitstag überstehen können. Immer wenn Sie auf die Uhr schauen, sind gerade einmal fünf Minuten vergangen.
- Sie stürzen sich in jede Besprechung, egal wie sinnvoll Ihre aktive Teilnahme dort ist. Hauptsache die Zeit vergeht irgendwie.
- Sie fühlen sich unterfordert oder gelangweilt. Manche Mitarbeiter haben auch die Sorge, an ihrem Arbeitsplatz „zu verblöden“.
- Sie finden keinen Sinn in Ihrer Arbeit. Auf die Frage „Wozu ist das gut, was ich hier tue?“ finden Sie keine befriedigende Antwort. Das einzig „Tröstliche“ ist das Geld, das Sie am Monatsende bekommen.
- Sie suchen nach außerdienstlichen Ersatztätigkeiten (Surfen, Schwatzen, persönliche Dinge erledigen, Zeitung lesen etc.), wobei das jedoch nicht auffallen darf. Ihre Kreativität stecken Sie in das Erfinden von Strategien, damit niemand merkt, dass Sie sich langweilen und nichts zu tun haben.
Und trotz allem: Sie sind am Abend, wenn Sie von der Arbeit nach Hause kommen, genau so erschöpft, als hätten Sie richtig „rangeklotzt“. Eine generelle Lustlosigkeit und Müdigkeit macht sich in Ihnen breit.
Für Führungskräfte sind die Symptome ihrer Mitarbeiter oft nicht so leicht zu durchschauen
Gerade, weil Führungskräfte nicht sehen sollen, dass sich ein Mitarbeiter langweilt. Es gibt ein paar Zeichen, die Sie darauf hinweisen können, dass Ihr Mitarbeiter an Boreout leidet:
- Aufgaben werden in die Länge gezogen. Abgabetermine werden meist überschritten, mit der Begründung, man sei überlastet. Natürlich ist es für Führungskräfte schwer, zwischen echter und vorgetäuschter Überlastung zu unterscheiden.
- Sooft Sie den Mitarbeiter treffen, befindet er sich in anderen Büros und redet mit den Kollegen dort.
- Es wird viel getratscht – mit der negativen Folge einer galoppierenden Gerüchteküche!
- Sie stellen fest, dass die Menge der Raucher- und Kaffeepausen unangemessen hoch ist.
- Der Mitarbeiter scheint kein echtes Interesse an Fortbildung zu haben. Auch ist ein Wunsch nach beruflichem Aufstieg – wenn dieser nicht nur mehr Geld durch Beförderung bedeutet, sondern auch andere Aufgaben beinhaltet – kaum erkennbar.
- Kundenwünsche und Anliegen der Kunden werden mit wenig Engagement verfolgt. Das Interesse des Mitarbeiters, Kunden zufrieden zu stellen, ist nur gering.
- Die Fehlerhäufigkeit bei der Arbeit steigt an.
- Es gibt vermehrt Krankheitsausfälle des Mitarbeiters.
Diese Symptome sind unspezifisch. Sie können Zeichen echter Überlastung, echter Faulheit, eines echten Boreouts oder von innerer Kündigung sein. Führungskräfte haben deshalb die Aufgabe, im Gespräch mit ihrem Mitarbeiter zu ergründen, was ihn beschäftigt. Nur so können gemeinsam Lösungen gefunden werden, die im Interesse des Unternehmens, der Führungskraft und des Mitarbeiters sind.
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