Konfliktmanagement: Nutzen Sie Ihre Gegner

Die erste - und natürlichste - Reaktion auf Gegner im Unternehmen ist negativ: "Gegner sind meine Feinde. Sie schaden mir." Doch von der rein sachlichen Seite betrachtet, ist ein Gegner häufig lediglich jemand, der andere Interessen verfolgt. In vielen Fällen können Feinde sogar dazu dienen, sich über eigene Vorstellungen und Ziele klar zu werden.
Gegner sind zunächst ein guter Indikator für Ihre Stellung im Unternehmen. Durch Feinde und die von ihnen angestoßenen Diskussionen werden Ihnen bisher verborgene Spannungen erst voll bewusst. Der Gegner kann Ihnen helfen, Ihre Position im Machtgefüge des Unternehmens genauer zu bestimmen: Wer ist für Ihre Ideen, wer dagegen? Der Verlauf von Diskussionen oder Schriftwechseln zeigt – dank des Gegners der sichtbar die Gegenposition bezogen hat – ob sich die Zahl Ihrer "Getreuen" erhöht oder verringert hat.
Wenn Sie wissen, wer Ihr Gegner ist und wie er Ihnen nützt, müssen Sie einen Weg finden, den Konflikt konstruktiv zu lösen. Dazu müssen Sie sich von Ihrem Feindbild verabschieden. Erkunden Sie die Interessenlage Ihres Gegners: Was ist Ihm wichtig, auf was kann er möglicherweise verzichten? Mit welchem Kompromiss könnten Sie an seiner Stelle womöglich leben?
Durch Gegner erhalten Sie die Gelegenheit, sich selbst besser kennenzulernen. Sie beobachten durch den Umgang mit ihnen, welche Worte oder Taten Sie traurig, ärgerlich oder ängstlich machen und was Ihnen selbst tatsächlich wichtig ist. Erst der Feind, der Ihnen alles abverlangt, zeigt Ihnen, wo für Sie die Grenze zwischen erträglichem Verzicht und unerträglichem Verlust verläuft.
Wenn Sie einen Konflikt mit dem Gegner akzeptieren und konstruktiv austragen, fördert dies das Selbstbewusstsein. Sie erfahren etwas über Ihre Konfliktfähigkeit und Stabilität. Sie lernen, wie Ihr eigenes Verhalten auf andere wirkt und welche Fähigkeiten Sie erwerben müssen, um Ihr Ziel zu erreichen.
Gegner setzen darüber hinaus Ihr analytisches Denken und Ihre Kreativität in Gang: Sehen Sie Ihren ins Auge gefassten Weg zunächst verbaut, müssen Sie nach Alternativen suchen oder gar Ihre Ziele neu bestimmen. Zum gewohnten Verhalten gilt es nun, Varianten zu entwickeln. Diese Fähigkeit können Sie gar nicht genug trainieren. Durch Gegner lernen Sie also neue Perspektiven kennen.
Wenn Sie beginnen, so zu denken, sind Sie einer gemeinsamen Lösung sehr nahe. Sie lernen zu verstehen, welche Interessen Ihr Gegner wirklich verfolgt, wo seine Motive und Absichten sind. Dann können Sie anfangen, einen Kompromiss zu suchen. Denken Sie daran, dass derjenige den Verlauf eines Gesprächs bestimmt, der am schnellsten seinen Kommunikationsstil auf die Interessen des anderen abstellen kann.