Bisher ist ein gesetzlicher Mindestlohn in Deutschland nur für einige wenige Branchen vorgesehen. Das könnte sich nach einer aktuellen repräsentativen Meinungsumfrage von infratest-dimap im Auftrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aber ändern.
Einer Pressemitteilung der Gewerkschaft Ver.di vom 14.4.2011 zufolge sehen 76 % der bei der Umfrage Befragten die Regierung in der Pflicht, durch die sofortige Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns Lohndumping zu begegnen.
69 % der Befragten sind der Ansicht, dass ein gesetzlicher Mindestlohn das effektivste Mittel gegen Lohndumping ist. Dieser sollte nach Gewerkschaftsforderungen dem europäischen Durchschnitt entsprechend mindestens 8,50 €/Stunde betragen.
Gesetzlicher Mindestlohn: Mindestens 8,50 € /Stunde im Gespräch
Die Folgen von Lohndumping belasten die öffentlichen Kassen und damit die Allgemeinheit schwer. Nach Auskunft der Gewerkschaften müssen fast eine Million Menschen, darunter 400.000 Vollzeitbeschäftigte, ihre Niedriglohneinkünfte auf Arbeitslosengeld-II-Niveau aufstocken. Dies führe zu jährlichen Belastungen für die Allgemeinheit in Höhe von rund 11 Milliarden €. Ein gesetzlicher Mindestlohn sei daher erforderlich, um hier entgegenzusteuern.
Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass ein gesetzlicher Mindestlohn immer wahrscheinlicher wird. Wahrscheinlich wird dies dazu führen, dass Arbeitgeber noch kritischer als bisher überprüfen, ob das vorhandene Personal nicht zum Teil "überflüssig" ist.
Gesetzlicher Mindestlohn und Personaleinsparung
Arbeitgebern kann man nur raten, nicht zu schnell und unüberlegt Entscheidungen zu treffen. Natürlich ist in vielen Branchen der Personalkostenanteil der kostenintensivste Block auf der Ausgabenseite. Auf der anderen Seite ist ein ausreichend dimensionierter Mitarbeiterstamm erforderlich, um die notwendigen Dienstleistungen oder Produktionen in ausreichender Qualität langfristig anbieten zu können. Eine kritische Überprüfung der Personalsituation ist daher sicher sinnvoll.
Dies ist aber unabhängig von der aktuellen Diskussion um den gesetzlichen Mindestlohn laufende Aufgabe jedes Unternehmers. Ganz wichtig ist es aber, bei allen Einsparungsgedanken stets im Auge zu behalten, dass eine Kostenreduzierung nur die eine Seite der Medaille ist. Zu wenig Mitarbeiter sind genauso wenig förderlich für die Arbeitsergebnisse und damit das Betriebsergebnis, wie ständig überforderte Mitarbeiter.