Kleine deutsche Grammatik: Welche Satzarten gibt es im Deutschen?

Ludwig Wittgenstein hat in seinem berühmten Traktatus Logico-Philosophicus geschrieben: "Der Satz ist ein Modell der Wirklichkeit." Wenn wir denken, tun wir das in der Regel sprachlich. Durch Fragen (= Fragesätze) und Antworten (= Aussagesätze) erschließen wir die Welt. Wittgenstein hat ebenfalls erkannt: "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt." Es macht also Sinn, sich die Satztypen, die uns zur Verfügung stehen, genauer anzusehen. Denn was sich nicht mit diesen sagen lässt, können wir - sprachlich - nicht kommunizieren.

Die Satzarten im Deutschen

Es gibt nur fünf Typen von Sätzen im Deutschen. Am besten lassen sich diese wieder in einer Tabelle samt Beispielen darstellen:

Lateinische Bezeichnung Deutsche Bezeichnung Beispiel
Assertationssatz Aussagesatz Das Haus am See beglückt seine Bewohner jeden Tag.
Interrogativsatz Fragesatz  
  Geschlossene Frage/
Entscheidungsfrage
Beglückt das Haus am See seine Bewohner?
  Offene Frage/
Bestimmungsfrage
Wie beglückt das Haus denn seine Bewohner?
  Vergewisserungsfrage Das Haus am See beglückt seine Bewohner, nicht wahr?
  Rhetorische Frage Hat das Haus etwa nicht in all den Jahren seine Bewohner beglückt?
Imperativsatz Aufforderungssatz Haus am See, nun beglücke endlich die Bewohner!
Exklamationssatz Ausrufesatz Wie sehr beglückt dieses Haus doch seine Bewohner!
Optativsatz Wunschsatz Wenn das Haus am See doch sein Bewohner endlich beglückte!

Satzart zusammengesetzte Sätze

Sprachen sind flexible Zeichen- und Bedeutungssysteme. Die verschiedenen Satzarten lassen sich zu sogenannten ´zusammengesetzten Sätzen´ kombinieren. Ein Bestandteil solcher Sätze muss immer ein Aussagesatz sein.

Beispiele: „Das Haus liegt am See und hat einen großartigen Blick“ (Aussagesatz + Aussagesatz). „Wie schön ist doch dieser Blick, meinte Tim“ (Exklamationssatz + Aussagesatz). „Eva sagte: Hör auf zu träumen, Tim! (Aussagesatz + Imperativsatz).

Satzarten: Satzperioden und Satzzeichen

Natürlich gibt es noch viel kompliziertere Sätze. Ein Satz im Deutschen kann aus einem Hauptsatz und mehreren untergeordneten Nebensätzen sowie verschiedenen Einschüben bestehen. Man nennt diese Sätze „Satzperioden“. Die Regeln der deutschen Satzbildung hier zu erläutern, führte zu weit. Wichtig bei Sätzen, besonders auch bei langen, sind die Satzzeichen. Sie zeigen an, um welche Satzart es sich überhaupt handelt, wo ein Satzglied und Satz endet und helfen uns so, den Sinn eines Textes schneller zu erfassen.

Fazit

Sätze zwingen auf der einen Seite unser Denken in ein Raster und schränken unsere Ausdrucksmöglichkeiten ein. Nicht alles lässt sich in Sätze fassen.

Wieder Wittgenstein: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Auf der anderen Seite ermöglicht die Fülle möglicher Satzkonstruktionen (gerade auch des Deutschen), sich sehr differenziert und nuanciert zu äußern. Besonders wenn man mehrere, aufeinander folgende Sätze verwendet! Und damit wären wir beim letzten Teil unser Kleinen deutschen Grammatik, dem Text und seine verschiedene Arten.

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