Italienische Besonderheiten: Vokabular in Rom und Piemont

Der Sommer steht fast vor der Tür und vorwiegend im Süden Italiens beginnt er viel früher als in nördlichen Ländern. Möchten Sie "das Land, wo die Zitronen blühen" besuchen? Dann können wir Ihnen behilflich sein, indem wir Ihnen einige Wörter und Begriffe verraten, die Sie in Deutsch-Italienisch-Wörterbüchern nicht finden, aber bestimmt in Rom oder in Piemont hören werden. Denn die unterschiedlichen Regionen in Italien haben meist Ihr ganz eigenes Vokabular.

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Wenn Sie in der Hauptstadt Italiens oder in deren Umgebung umherirren und auf einen Menschen stoßen, der sich mit jemandem streitet, könnten Sie unter Umständen das Folgende hören:

  • An vedi ’sto fregno(ne)! = Schau mal, dieser Dummkopf!

Zu bemerken: Je nachdem, wie dumm der Dummkopf ist, kann man entweder den normalen Grad des Wortes (fregno) oder das Augmentativ (fregnone) benutzen.

Wenn jemand in dieser Region prahlt, wie brav/schlau/tüchtig u.ä er ist, wird er wahrscheinlich sagen: so‘ er mejo (ich bin der Beste). Und wenn Sie sich mit einem großzügigen Einheimischen angefreundet haben, der Sie zum Frühstück einladen will, wird er Ihnen sagen:

  • ’nnamo a pia’ er maritozzo! = Gehen wir den maritozzo essen! Zu bemerken: dieses Wort ist wirklich unübersetzbar. Es handelt sich dabei um einen eiförmigen gebackenen Kuchen aus Hefeteig mit Rosinen und Pignolen.

Wenn man jemanden als etwas verblödet bezeichnen will, sagt man: Ah sciroccato (buchstäblich: vom Schirokko-Wind gestört, wahrscheinlich weil die Wärme dieses südlichen Windes zum Kopf hinaufsteigen und das Hirn schädigen kann!).

Andere Regionen, andere Wörter: Italienisch in Piemont

Wenn Sie sich in Piemont aufhalten – vor allem auf dem Lande , wo lokale, mundartige Begriffe immer noch oft verwendet werden – und die Rede von Verwandten ist, werden Sie auf Worte treffen wie magna (buchstäblich "Große", Variante für zia = Tante, ähnlich wie "Base" im Deutschen) und barba (worwörtlich "Bart", Variante für zio = Onkel, vielleicht weil in der kollektiven Vorstellung Onkel mürrisch sind und immer einen Bart tragen).

Wenn jemand sagt: mi sento lofio, können Sie davon ausgehen, dass er sich zermürbt/ erschöpft/ermattet fühlt. Achtung aber! Lofio hat auch eine ganz andere Bedeutung, und zwar "zwielichtig", "unverlässlich", "unberechenbar": guardati da quel tipo: è lofio = Hüte dich vor jenem Kerl: er ist zwielichtig. Der situationelle Kontext verdeutlicht natürlich, welche Bedeutung jeweils zutrifft.

Dem römischen sciroccato entspricht in Piemont cutu. Kurios ist die Geschichte dieses Wortes: Es stammt von "Cottolengo" ab, Familienname von Benedetto Cottolengo, einem piemontesischen Priester aus 1800, der in Turin ein Asyl für arme Behinderte gründete, nämlich La piccola casa della Divina Provvidenza (das kleine Haus der Göttlichen Vorsehung). Da nicht wenige dieser armseligen Leute geistig gestört waren (und sind), bezieht man sich auf jemanden, der nicht alle auf der Latte hat, als cutu. Sei cutu? = Spinnst du?

Wenn ein Piemontese oder ein Lombarde sich über jemanden mit einer großen Nase lustig machen will, sagt er: che canapia! = Was für eine Gurke!

Wenn Sie meinen, dass in die Suppe ein ganz wenig Salz hinzugetan werden muss, dann können Sie sagen: nella minestra ci va ancora un cicinin di sale = In die Suppe gehört noch ein klein wenig Salz.

Und wenn das Auto Benzin benötigt? Dann sagen Sie: devo fare broda = Ich muss tanken; eigentlich ist broda die erfundene weibliche Form des Maskulinums brodo (Brühe); ein Psycholinguist möchte meinen, dass – wie brodo die Nahrung für Menschen – so broda die Nahrung für Autos darstellt!