Ist Mobbing ein Führungsproblem?

Bei der Vermeidung von Mobbing kommt den Führungskräften eine herausragende Rolle zu. Denn bei ihnen liegt die Verantwortung für das Funktionieren einer Abteilung - und für das Betriebsklima. Warum Chefs so häufig beim Thema Mobbing versagen und was sie dagegen tun könnten, erfahren Sie hier.

Mobbing als Fehler der Führungsperson

Viele Chefs sind allerdings mit den „weichen“ Faktoren des Führungsgeschäfts überfordert. Wer nie Chefsein gelernt hat, der tut sich im Umgang mit Menschen und deren Konflikten meist schwer.

Mobbing: Die drei klassischen Fehler der Vorgesetzten

  1. Mobbingverhalten wird nicht erkannt oder der zum Mobbing führende Umgang untereinander wird als normal betrachtet. Man schaut weg nach dem Motto: „Das sind doch alles erwachsene Menschen, die werden schon miteinander klarkommen. Reibereien und Unstimmigkeiten kommen halt überall im Leben vor.“
  2. Die Mobbingsituation wird erahnt oder sogar erkannt, aber aus Angst vor einer direkten Ansprache der Beteiligten wird weggeschaut. Der Grund: der Chef hat nie gelernt, Konflikte wahrzunehmen und zu lösen. Er kümmert sich mehr um die Arbeit als um die Menschen.
  3. Das Mobbing wird vom Chef initiiert oder sichtbar geduldet. Persönliche Gründe können eine Rolle spielen, z. B. Aversionen gegen den betroffenen Mitarbeiter oder der Wille, den Mitarbeiter hinausekeln zu wollen. Der Grund: Das Einsparen einer Abfindung.

Da sich in einem solchen Umfeld kein Mitarbeiter sicher und geborgen fühlt, sollte sich ein Chef über die langfristige Auswirkung seines Verhaltens im Klaren sein. In seinem Umfeld wird sich nämlich keine vertrauensvolle Atmosphäre aufbauen, sondern ein Verschwörungsklima, das durch Misstrauen geprägt ist. Dass in einem solchen Klima keine Kreativität und keine angstfreie Kommunikation aufleben kann, liegt auf der Hand.

Die verdeckten Kosten von Mobbing sind immens

Die Wettbewerbsfähigkeit und Überlebensfähigkeit solcher Strukturen kann zu Recht bezweifelt werden. Chefs, die Mobbing in ihrer Abteilung zulassen, gehen auch ein juristisches Risiko ein: sie verletzen ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Anvertrauten und können im Ernstfall nicht nur vom Opfer zur Kasse gebeten werden – sondern auch von ihren nächsten Vorgesetzten bzw. der Geschäftsleitung.

Sollte Mobbing allerdings von oben geduldet oder gewollt sein, dann kann sich der Chef schon einmal darauf vorbereiten, dass er – wie bei dem Spiel „Die Reise nach Jerusalem“ – bald selbst ohne Stuhl dastehen wird.

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