Ist eine Existenzgründung als Kleinunternehmer sinnvoll?

Ich werde immer wieder gefragt, ob bei einer Existenzgründung eine Versteuerung nach der Kleinunternehmer-Regelung sinnvoll ist. Und meine Antwort ist auch immer eindeutig: "Kommt drauf an". Was das in Ihrem Fall bedeutet, lesen Sie hier.

Existenzgründung als Kleinunternehmer?

In meinen Existenzgründungs-Seminaren und auch bei der Registrierung von Lizenz-Partnern werde ich oft gefragt, ob es sinnvoll ist, sich als Kleinunternehmer selbständig zu machen. Damit ich mich hier auf die unternehmerisch relevanten Aspekte beschränken kann, empfehle ich, die Kleinunternehmerregel nachzuschlagen. Dort sind die fiskalisch und juristisch relevanten Aspekte dokumentiert.

Was heißt das nun für Sie konkret?

Das ist ganz einfach zu beantworten, wenn Sie sich diese Fragen stellen und beantworten:

  • Möchte ich mein Gewerbe quasi als Hobby nebenher betreiben und bin ich mit geringen Nebeneinkünften zufrieden? Und möchte ich vor allem den geringst denkbaren Aufwand betreiben?
    Das betrifft zum Beispiel eine Hobby-Goldschmiedin, die den Job in erster Linie aus Spaß macht und immer wieder mal ein paar Exponate auf Weihnachtsmärkten anbieten möchte. Oder auch einen Künstler, der über keinen Vertrieb verfügt, und seine Werke entspannt im Freundeskreis vermarktet. Aber auch den Neben-Erwerbler, der seine Tätigkeit dauerhaft oder vorübergehend in kleinem Umfang betreibt.
    Auch diese Kleinunternehmer müssen sich der Vor- und Nachteile bewusst sein und die Entscheidung als coole Unternehmer-Entscheidung treffen.
    Vorteile: Keine Umsatzsteuer-Voranmeldungen (monatlich oder vierteljährlich) erforderlich. Weniger Aufwand. Kein Beschäftigen mit sachfremden Themen (Steuern).
    Nachteile: Wegfall des Vorsteuerabzuges. Distanz zu den Internas des Geschäftes. Mangelhafte Kontrolle des Unternehmens. Gefahr, dass fiskalische Grenzen aus Versehen überschritten werden.
  • Habe ich eine ernsthafte Gewinn-Erzielungs-Absicht und möchte damit nennenswerte Beiträge für mein Einkommen erwirtschaften? Bin ich bereit, mich dafür auch wie ein Unternehmer zu verhalten?
    Jeder Unternehmer, der sich und sein Angebot ernst nimmt und daraus Gewinn erzielen will, muss sich wie ein Unternehmer verhalten und sich damit auch vermeintlich sachfremden Themen widmen (z. B. Steuern), und er muss an der Maximierung seiner Eingänge und Gewinne interessiert sein. Und das heißt immer, dass eine Kleinunternehmerregelung nicht in Frage kommt. Warum?
    Vorteile: Alle Vorsteuern können geltend gemacht werden und gegen die zu zahlende Umsatzsteuer verrechnet werden. Und damit hat der Unternehmer einen Liquiditäts-Vorteil, denn die Vorsteuer, die er immer bezahlen muss, mindert immer seine Steuerschuld. Besonders relevant ist das, wenn wesentliche Umsätze im Ausland erzielt werden, wo keine MwSt anfällt. Dann bekommt er den Großteil seiner bezahlten Vorsteuer zurück. Ein weiterer nicht zu überschätzender Vorteil ist es, dass der Unternehmer gezwungen ist, sich regelmäßig mit seinen Zahlen auseinanderzusetzen. Und damit behält er die Kontrolle über sein Unternehmen. Das wird bei Existenzgründern oft unterbewertet, ist aber Ausdruck unternehmerischen Selbstverständnisses.
    Nachteile: Keine, die relevant wären, denn den erhöhten Aufwand für die USt-Voranmeldungen haben wir ja bereits als Vorteil kennengelernt.

Was können Sie also daraus für die Existenzgründung als Kleinunternehmer schließen?

Ganz einfach: "Wenn Sie als Unternehmer Geld verdienen wollen, scheidet die Kleinunternehmer-Regelung aus". Und das hat etwas zu tun mit der geistigen Einstellung, mit der Sie Ihr Unternehmen aufbauen.

Den gleichen Tenor finden Sie bei mir immer, wenn es um die Frage geht, ob eine Arbeitslosenversicherung für einen Existenzgründer sinnvoll ist. Meine Antwort lautet dann immer: "Sparen Sie das Geld und kaufen sich ein fettes Eis davon, Sie haben keine Zeit mehr an Arbeitslosigkeit zu denken. Möglicherweise können Sie sich fragen, warum Sie zu wenige Aufträge haben.

Aber die Antwort darauf ist ein Beitrag zur Verbesserung Ihres Vertriebes und nicht eine offene Hand beim Arbeitsamt. Es hat immer alles mit der geistigen Einstellung zu tun, mit dem Sie ein Unternehmen angehen. Und Sicherheit für Unternehmer gibt es nur in dem Maße, in dem Sie sich selbst sicher sind."