Ist die Selbstständigkeit eine gute Alternative zur Festanstellung?

Eine Vielzahl von Bewerbern ist es nach einiger Zeit leid, immer wieder nichtssagende Absagen mit Standard-Texten oder überhaupt keine Antwort auf ihre Bewerbungen bei Festanstellungen zu erhalten. Je nach Berufsbild wächst dann bei vielen Kandidaten der Wunsch, sich selbstständig zu machen. Was es hierbei zu beachten gilt, lesen Sie im folgenden Artikel.

Durch eine Selbstständigkeit möchte der Kandidat natürlich das oft langwierige und vielfach erfolglose Klinkenputzen bei Unternehmen umgehen. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt bei der Selbstständigkeit ist allerdings, dass der Selbstständige sich dennoch auf die eine oder andere Art bewerben muss, um keinen Schiffbruch zu erleiden, denn seine Kunden, die sich für seine Produkte oder Dienstleistungen interessieren, sind in dem Fall seine Arbeitgeber.

Ohne ein gewisses Maß an Werbung und die Steigerung des Bekanntheitsgrades des Unternehmens bzw. des Unternehmers kann eine selbstständige Tätigkeit nicht funktionieren.

Warum viele Existenzgründungen nach spätestens drei Jahren scheitern

Oft ist es nicht fehlendes Know-how im angestrebten Bereich, sondern beispielsweise:

  • Der Selbstständige glaubt, es reicht aus, ein Schild mit Firmennamen und/oder angebotener Dienstleistung neben der Haustür zu platzieren. Weitere Marketing-Maßnahmen, z. B. über Flyer, den Internet-Auftritt oder das gezielte Ansprechen von potentiellen Kunden fehlt jedoch.
  • Mangelnde kaufmännische Kenntnisse, wie z. B. die Kosten-Leistungs-Rechnung sowie auch die fehlende Bereitschaft, sich in dem Bereich fortzubilden oder jemanden mit dem entsprechenden Wissen einzustellen. Leider gehen viele Selbstständige davon aus, dass es sich, wenn sie an einem Tag beispielsweise 3.000 EUR erwirtschaftet haben, hierbei um den Reingewinn handelt, berücksichtigen aber gar nicht, dass auch weitere Kosten wie Ladenmiete, Strom, Telefon- und Internetkosten, die Miete für die eigene Wohnung, Finanzierung und Unterhalt des Kfz/Fuhrparks, Gehalt etc. hiervon abgehen.
  • Fehlende Rücksprache mit anderen Gewerbetreibenden, die die gleiche oder zumindest eine ähnliche Geschäftsidee hatten.
  • Anstatt zunächst im bescheideneren Rahmen mit der eigenen Geschäftsidee zu beginnen, neigen gerade Männer leider vielfach dazu, sich einen sehr teuren, repräsentativen Wagen für geschäftliche Zwecke zuzulegen, auch wenn sie später nicht mehr wissen, wie sie die laufenden Kosten für das Fahrzeug (Leasing/Finanzierung, Wartung, Pflege) bezahlen sollen. Ähnliches gilt in der Regel auch für das Interieur des Geschäfts in der Hoffung, dass eine prunkvolle, sehr teure Ausstattung potentielle Kunden anzieht.
  • Schlechte Standortwahl. Ein reines Wohngebiet muss je nach angebotener Dienstleistung nicht per se schlecht sein, aber es macht wenig Sinn, beispielsweise eine Heilpraktikerpraxis, bei denen die Kunden Selbstzahler sind, weil die erbrachten Leistungen nicht über die Krankenkasse des Klienten abgerechnet werden können, in einem Stadtviertel anzusiedeln, in dem weit mehr als die Hälfte der Menschen arbeitslos ist und sich somit gar keine Behandlung leisten kann, die sie aus der eigenen Tasche bezahlen müsste – auch wenn viele das sicherlich gerne wollten. Auch ein schlechter Ruf der Umgebung oder fehlende Anbindung an den ÖPNV können ein Hemmnis für potentielle Kunden sein.

Auch die Selbstständigkeit will gut vorbereitet sein

Um derartige Probleme bei der Gründung des eigenen Unternehmens zu vermeiden, ist es ratsam, nicht nur mit Gewerbetreibenden zu sprechen, die eine vergleichbare Geschäftsidee hatten, sondern möglicherweise erst einmal in einem bescheideneren Rahmen mit der eigenen Selbstständigkeit zu beginnen

Nicht zu vergessen ist auch, dass der Business-Plan, ohne den ohnehin keine Fördergelder fließen würden – egal, ob über ein Programm, die Arbeitsagentur oder das Job-Center – von einer fachkundigen Stelle begutachtet und abgesegnet worden sein muss. Ebenso sollte immer ein gewisses Budget für Marketing und Werbung eingeplant werden, denn die schönste und beste Dienstleistung nützt nichts, wenn die potentiellen Kunden nicht einmal über deren Existenz informiert sind.

Besuchen Sie Fortbildungen

Auch ohne das entsprechende kaufmännische Know-how wird in der Selbstständigkeit nichts Rechtes zu Wege gebracht, deshalb empfiehlt es sich für angehende Unternehmer, die in ihrem Berufsleben noch keine Kenntnisse in diesem Bereich erworben haben, diese in Seminaren und Kursen zu erwerben oder alternativ jemanden mit diesem Wissen einzustellen, sofern es das Budget erlaubt.

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