Interkulturelle Kompetenz als Qualitätsstandard Sozialer Arbeit: Überblick

Warum ist interkulturelle Kompetenz im Rahmen der Sozialen Arbeit zunehmend notwendig?
Warum interkulturelle Kompetenz im Bereich Sozialer Arbeit als Qualitätsstandard nicht vernachlässigt werden darf, lässt sich anhand einiger Zahlen leicht dokumentieren: Ende 2008 lebten 6694 Millionen Menschen mit ausländischem Pass in Deutschland. Darunter 1658 Mio. Menschen aus der Türkei, 517474 Italiener, 278063 Griechen, 221222 Kroaten, 154565 aus Bosnien Herzegowina und andere.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass insgesamt etwa 60% der in der Bundesrepublik lebenden Menschen mit ausländischem Pass aus den ehemaligen Anwerbeländern stammen. Der Anteil an Asylbewerbern ist relativ gering, entgegen den in den Medien verbreiteten Vorstellungen.

Interkulturelle Kompetenz auch für "fremde" Deutsche
Hinsichtlich notwendiger interkultureller Kompetenz sind neben den insgesamt 6,6 Mio. Menschen mit ausländischem Pass auch die "Fremden" mit deutschem Pass von Bedeutung. Dem Zuzug von 4,2 Mio. Spätaussiedlern, der vor allem in den 90er Jahren stattfand, wurde – ähnlich wie dem der ausländischen Arbeitskräfte – kein Integrationsproblem zugeordnet. Diese Fehleinschätzung ist inzwischen erkannt und wird bearbeitet.

Interkulturelle Kompetenz wird immer bedeutungsvoller
Die Existenz von etwa 20% Mitbewohnern mit Zuwanderungsgeschichte (mit und ohne deutschen Pass) verdeutlicht einerseits die Notwendigkeit von integrierenden Maßnahmen und andererseits die Notwendigkeit der Berücksichtigung dieser Menschen im Kontext der Sozialen Arbeit.

Dies umso mehr, da der prozentuale Anteil dieses Personenkreises, bezogen auf die Mehrheitsgesellschaft, aufgrund der demographischen Gegebenheiten weiter wachsen wird. Interkulturelle Kompetenz gewinnt so in allen Bereichen Sozialer Arbeit immer mehr an Bedeutung.

Interkulturelle Kompetenz verändert Angebote
Träger sozialer Einrichtungen hinterfragen zunehmend ihre Angebote, da diese von Migranten und Migrantinnen bzw. von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte nur zögerlich angenommen werden. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die Angebote dieser Einrichtungen für Migrantinnen und Migranten entsprechend kundenorientiert gestaltet sind.

Findet in den jeweiligen Einrichtungen eine interkulturelle Öffnung statt und wird diese mit interkultureller Kompetenz ergänzt, so werden sich die Angebote entsprechend anpassen.

Soziale Arbeit kann in ihrer Wirksamkeit als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge gewertet werden. Insofern sollte sie mit ihren Angeboten der gesamten Bevölkerung, auch den Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, offen stehen. In diesem Sinne ist eine interkulturelle Öffnung dieser Bereiche und interkulturelle Kompetenz der Mitarbeitenden als strategische Überlegung notwendig, um ein dauerhaftes friedliches Miteinander aller zu ermöglichen.