Interkulturelle Bildung: Entwicklung des heutigen Ansatzes

Interkulturelle Bildung: Der Umgang mit der Situation der Zuwanderung hat sich über die Jahre der Zuwanderung immer wieder verändert, wobei die wissenschaftliche Diskussion noch immer nicht abgeschlossen ist.

Die Entwicklung und einige Hintergründe der Entwicklung zur Interkulturellen Bildung lassen sich zusammenfassen.

Interkulturelle Bildung der 70er Jahre
In den 70er Jahren bildete sich die Ausländerpädagogik aus:

  • Bei diesem Ansatz galt die Defizitthese – alle, die kommen, haben Defizite, die überwunden werden sollen
  • Zielgruppe der Ausländerpädagogik waren nur die Migranten und dieser Ansatz kann als Reaktion der Deutschen auf die Migranten gesehen werden.
  • Ziel der Ausländerpädagogik war die Assimilation, die völlige Eingliederung der Migranten und die Forderung einer 100%tigen Anpassung.
  • In der schulischen Orientierung bedeutete dies, dass Deutschkurse für Ausländer sowie Hausaufgabenhilfe angeboten wurden.
  • Deutsche Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten ausländische Kinder.
  • Daneben wurden keine Änderungen politischer Rahmenbedingungen gefordert.

Interkulturelle Bildung in den 80er Jahren
In den 80er Jahren entwickelte sich die interkulturelle Erziehung.

  • Bei diesem Ansatz galt die Differenzthese – alle, die kommen, sind kulturell von uns verschieden
  • Zielgruppe der interkulturellen Erziehung waren nicht mehr die Migranten, sondern alle Deutschen und alle Ausländer.
  • Der Ansatz entwickelte sich als Reaktion von Deutschen und Migranten in der Ausländerarbeit.
  • Als Ziel der Interkulturellen Bildung wurde die Integration ohne Kulturverlust angesehen.
  • Neben Sprachförderung gab es auch erste Forderungen nach Veränderungen in der allgemeinen Pädagogik sowie in der Erwachsenen- und Sozialarbeit.
  • Es kam zur Anwerbung ausländischer Pädagogen und es kam zu multikulturellen Teams
  • Daneben wurden auch Forderung nach Veränderung der politischen Rahmenbedingungen wie Ausländergesetz, Wahlrecht usw. formuliert.

Interkulturelle Bildung in den 90er Jahren
In den 90er Jahren entwickelte sich die Antirassistische Erziehung

  • Bei diesem Ansatz gilt die Gleichheitsthese.
  • Die antirassistische Erziehung wurde vor allem in Amerika in Bezug auf das Verhältnis der weißen zur schwarzen Bevölkerung entwickelt und galt als Vehikel zur gerechteren Veränderung von Machtverteilung.
  • Zielgruppe waren vor allem Weiße (da diese für den gegenwärtigen und zukünftigen Rassismus verantwortlich sind)
  • Antirassistische Erziehung galt als schwarze Reaktion auf den Ethnozentrismus der Ausländerpädagogik und der interkulturellen Erziehung.
  • Ziel war die Re-Definition von kultureller und struktureller Ordnung bzw. die Veränderung der Machtstrukturen.
  • In diesem Ansatz ging und geht es um Einflussnahme auf alle Erziehungsinstanzen
  • Umgesetzt wurden Schwarze und Weiße in co-geleiteten Teams

Erst um die Jahrtausendwende entwickelte sich die Interkulturelle Bildung, wie sie heute gefordert wird. Ein langer Weg wissenschaftlicher Auseinandersetzungen führte zum Ansatz Interkultureller Bildung, wobei diese wissenschaftlichen Diskussionen noch lange nicht abgeschlossen sind.