Professionelle Vorbereitung Ihrer Gesprächsführung
Sollten Sie Teilnehmer einer Gesprächsrunde sein oder der Befragte in einem Interview, dann machen Sie sich bereits im Vorfeld klar, was Sie inhaltlich aussagen möchten und wie Sie von Ihren Zuhörern verstanden werden wollen. Strukturieren Sie zumindest gedanklich, was Sie später sagen möchten.
Viele erfahrene Medienleute fixieren Ihre Inhalte vor einem Auftritt sogar kurz in schriftlicher Form. So können sie während des Auftritts mit einer Gesprächsführung aus klaren Sätzen und Argumenten überzeugen. Es geht nicht darum, dass aufgeschriebene abzulesen, sondern seine eigenen Argumente und Beispiele gedanklich vollständig zu ordnen.
Ganz wichtig: Lernen Sie keine ganzen Sätze auswendig! Ihr Vortrag würde gekünstelt wirken und die Gefahr sich zu verhaspeln ist viel zu groß. Sprechen Sie immer und in jedem Fall frei!
Bei der Gesprächsführung liegt die Würze in der Kürze
Die Zuhörer Ihrer Gesprächsrunde sind im Optimalfall zwar neugierig auf die Teilnehmer und deren Inhalte, aber kein einziger Zuschauer wird Ihnen seine Aufmerksamkeit für lange und langatmige Ausführungen schenken. „Getretener Quark macht breit, nicht stark!“, wusste schon Goethe.
Reden Sie in kurzen, klaren Sätzen. Holen Sie niemals weit aus. Vor allem Wissenschaftler neigen dazu, viel zu viele Hintergründe erklären zu wollen. Haben Sie den Mut zur Kürze, zur Vereinfachung. Faustregel: Bringen Sie in einem Satz nicht mehr als eine Information unter. Es ist nicht jeder ein Fachmann auf Ihrem Gebiet und nicht jeder will es werden.
Wichtig bei jeder Gesprächsführung: Wer fragt, lenkt das Gespräch
In einer Diskussionsrunde vor Publikum – ob im Fernsehen oder woanders – gibt es grundsätzlich zwei Kategorien von Teilnehmern: Kategorie A moderiert und stellt Fragen, Kategorie B erzählt und beantwortet die Fragen.
Wir alle wissen: Wer fragt, lenkt das Gespräch! Aber wie gehen wir vor, wenn nun der Moderator von Amtswegen derjenige ist, der die Fragen stellt? Welche Möglichkeiten gibt es, sich nicht zu sehr lenken zu lassen oder sogar aktiv Einfluss auf die Gesprächsführung zu nehmen? Und vor allem: Wie kommen wir dabei gut rüber?
Man unterscheidet zwischen offenen und geschlossenen Fragen. Offene Fragen sind die sogenannten W-Fragen: wer, wann, was, warum, wo, weshalb. Offen deshalb, weil man sie nicht mit ja oder nein beantworten kann. Sie werden gerne zu Beginn eines Interviews benutzt, weil der Befragte durch diese Art der Fragestellung mehr erklären und insgesamt mehr reden muss.
Geschlossene Fragen kann man mit ja oder nein beantworten. Das heißt die Antwortmöglichkeiten sind klar vordefiniert. Sie werden von routinierten Fragestellern oft benutzt um ihren Gesprächspartner inhaltlich festzunageln.
Achten Sie in Interviews von Politikern mal darauf, wie oft diese etwas erzählen, was mit der gestellten Frage nichts zu tun hat. Machen Sie sich diese Strategie zumindest teilweise zu eigen. Sie hat den großen Vorteil, dass die Information, die der Politiker unterbringen will, noch schnell gesagt wird oder dass Stärken betont werden, nach denen zwar kein Mensch gefragt hat, die beim Publikum aber gut ankommen könnten.
Nun spricht es nicht von großer rhetorischer Meisterschaft, wenn Politiker in Interviews einfach an Ihrem Gesprächspartner vorbeireden und ohne Rücksicht auf die gestellte Frage bloß erzählen was sie gerne loswerden möchten. Was wir daraus aber lernen sollten: Bei einem öffentlichen Auftritt liegt es auch bei einer scharf formulierte Frage an Ihnen, was Sie darauf antworten. Sagen Sie, was Sie sagen möchten, nicht das, was der Moderator hören will!
Zur richtigen Gesprächsführung gehört immer auch Ihre Redezeit
In all den Jahren beim Fernsehen sind nach den unterschiedlichsten Sendungen immer wieder Menschen zu mir gekommen und haben darüber geklagt, dass sie zu wenig zu Wort gekommen sind, der Nebenmann so viel geredet hat, eine bestimmte Frage nicht gestellt wurde oder man sich noch einen guten Punkt für das Ende aufgehoben hatte, das dann viel schneller kam, als erwartet. Die Teilnehmer einer solchen Fernsehsendung gingen jedes Mal völlig unzufrieden nach Hause.
Ich habe mir später angewöhnt, jedem vor seinem Auftritt einen Satz meines früheren Chefs Hans Meiser mit auf den Weg zu geben: „Beim Fernsehen gibt es keine Höflichkeit!“ Zumindest was die Redezeit angeht ist das vollkommen richtig. Die müssen Sie sich mit ausgefahrenen Ellbogen erstreiten!
Achten Sie mal in den unterschiedlichsten Fernsehsendungen darauf. Wer sich in einer Talksendung (ganz besonders gilt das für politische Sendungen) seine Redezeit nicht selbst erstreitet geht vollkommen unter und wird vom Zuschauer nur als Randerscheinung wahrgenommen.
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