Hochbegabung: Auch diese Kinder brauchen Förderung

"Wunderkind stellt Einstein in Frage“, lautete am 1. April 2011 eine Pressemeldung. Das Video des zwölfjährigen Jacob Barnett über Einsteins Theorien war auf YouTube über eine Million Mal angeklickt worden. Das Besondere an diesem Jungen: Er ist der jüngste bezahlte Astrophysiker und dies an der Indiana University, an der auch Einstein gelehrt hatte. Ein Beispiel für Hochbegabung.

An der Universität überprüft Jacob Barnett Einsteins Quantentheorie. Eine weitere Besonderheit und wohl auch Bedingung für diese Leistung ist sein IQ: Mit 170 ist er mehr als überdurchschnittlich begabt; er zählt zu den "Genies“.

Stellen Sie sich solch einen Jungen an Ihrer Schule vor. Wäre er so gefördert worden, dass er mit 12 an einer Universität arbeitet? Nutzen Sie das Beispiel, um die Förderung gut begabter Kinder an Ihrer Schule zu diskutieren und ein Förderkonzept festzulegen. Gehen Sie von den Eigenheiten und von den Bedürfnissen begabter Kinder aus.  

Begabte sind oft schnelle Lerner
Kinder mit einem hohen IQ können oftmals schon vor dem Schuleintritt lesen und/oder schreiben. Erleichtern Sie den Eltern die vorzeitige Einschulung. Wenn Sie unsicher sind, ob das Kind auch die emotionale und soziale Reife mitbringt, schalten Sie den Schulpsychologen ein. In manchen Bundesländern ist dies beim Wunsch der Eltern, ihr Kind 2 Jahre vor Schulpflicht einzuschulen, sowieso Pflicht.

Hochbegabung: Individuelle Förderung im Erstunterricht
Auch nach der Schulaufnahme brauchen diese Kinder oftmals besondere Aufmerksamkeit. Denn so gut ihre kognitiven Leistungen ausgeprägt sind, langes Stillsitzen und Geduld während ausgedehnter Wiederholungsschleifen für die anderen Erstklässler fällt ihnen meist schwer.

So sind Zusatz- oder Alternativaufgaben beim Schriftspracherwerb für sie wichtig. Noch effektiver ist es, sie in ihrem eigenen Tempo vorwärts schreiten zu lassen. Beauftragen Sie ein begabtes Kind möglichst oft mit besonderen Aufgaben. Beispielsweise kann es gelegentlich einen längeren Absatz eines Lesestücks vorlesen oder einem anderen Kind als Pate zur Seite stehen.

Den Hof-Effekt vermeiden
Lehrer und Eltern erwarten oft, dass ein gut begabtes Kind in jedem Lernbereich gleich rasch vorankommt. Die Wissenschaftler nennen dies Hof-Effekt. Doch oftmals schadet es dem Kind, denn anstatt Lob spürt es die Enttäuschung der Erwachsenen. So gibt es Kinder, die sich neue Zahlenbereiche rasch erschließen, dagegen mit dem Lesen und Schreiben ein ähnliches Tempo vorlegen wie andere Kinder auch – und umgekehrt.

Oftmals bilden sich auf diese Weise Spezialbegabungen immer besser aus, während die anderen Fächer, die weniger Erfolgserlebnisse einbringen, zunehmend abgelehnt werden. Bleiben Sie hier als Lehrer und Eltern hartnäckig: Bestehen Sie auch hier auf regelmäßigem Üben und betonen und loben Sie die Erfolge.

Weitere Fördermöglichkeiten anbieten
Die adäquate Einschulung ist ein erster Schritt zur Förderung eines gut begabten Kindes. Weitere Förderangebote sind:

  • Überspringen einer Klasse
  • Arbeitsgemeinschaften mit einem erweiterten Angebot, z.B. Schach, Fremdsprachen
  • Besuch von Angeboten des schulischen Hochbegabten-Netzwerks
  • Veranstaltungen der "Kinder-Universität“
  • Ferienakademien des Kultusministeriums
  • Weiterer Schulbesuch in Hochbegabten-Klassen oder -Gymnasien
  • Förderangebote durch Verbände, z. B. Mensa
  • Angebote durch Stiftungen, z. B. die Karg-Stiftung