Etwa 1.400 von diesen versteckten Marktführern gibt es in Deutschland. Als Arbeitgeber haben sie mit ganz besonderen Problemen zu kämpfen – dennoch bieten sie ihren Mitarbeiten aber auch entscheidende Vorteile.
Hidden Champions aus Deutschland
Heimliche Gewinner finden sich in fast jeder Branche: Seien es Seifenblasen, Besteck aus Silber oder Industriekräne.
- Die fast siebzigjährige Firma Hein aus der Nähe von Tübingen zum Beispiel ist überall auf der Welt besser bekannt als Pustefix. Das Unternehmen vertreibt seine lustigen Seifenblasenspielzeuge in mehr als 50 Ländern.
- Im hohen Norden Deutschlands wiederum ist die Silbermanufaktur Robbe und Berking ansässig, die ihr edles Besteck zum Beispiel an das Bundeskanzleramt liefert. Mit rund 40 Prozent macht das Tafelsilber aus Flensburg einen Großteil des gesamten Markts aus.
- Die Hebeanlagen, Elektrokettenzüge und Kransysteme der Firma transprotec sind im privaten Gebrauch zwar eher unbekannt – aber sie sind maßgeblich an dem Erfolg großer Projekte beteiligt. Sie kommen zum Beispiel bei den beliebten Musicals "Das Wunder von Bern" und "Rocky" zum Einsatz. Ohne das Unternehmen könnten die Bühnen nicht aufgebaut werden.
Herausforderung für Hidden Champions
Aufgrund der fehlenden medialen Aufmerksamkeit bewerben sich zu wenige potenzielle Mitarbeiter bei den Hidden Champions. Während große Konzerne mit Massen an Bewerbungen zu kämpfen haben, gestaltet sich die Suche nach Fachpersonal bei den Mittelständlern schwierig.
Es kann mitunter bis zu zwei Jahre dauern, bis eine ausgeschriebene Stelle neu besetzt wird. Manchmal müssen Hidden Champions für geeignetes Personal auch tief in die eigene Tasche greifen und mithilfe von Headhuntern kompetente Mitarbeiter rekrutieren.
Vorteile für die Arbeitnehmer
Gerade bei mittelständischen Unternehmen spielt es eine große Rolle, ob die Persönlichkeit des Mitarbeiters in den bestehenden Kollegenkreis der Firma passt. Die Hidden Champions planen lieber langfristig – "Hire and Fire" wie bei großen Konzernen hat in der Personalpolitik der Mittelständler keinen Platz.
Die Fluktuationsrate der Mitarbeiter von Hidden Champions beträgt lediglich 2,7 Prozent – bei großen Unternehmen über 5 Prozent. Die erfolgreichen Mittelständler möchten, dass ihre Mitarbeiter persönlich an der Weiterentwicklung des Unternehmens interessiert sind und veranschlagen manchmal sogar ein gewisses Zeitkontingent zum freien Arbeiten unabhängig der laufenden Projekte.
Die versteckten Champions bieten jedoch noch mehr: Oft können sogar Azubis Auslandserfahrung sammeln, Mitarbeiter übernehmen häufig schon früh Verantwortung, der Kontakt zur Führungsetage ist eng, und die Entscheidungswege sind deshalb kurz.
Ein Nachteil, den Hidden Champions gegenüber den großen Fischen der Weltwirtschaft haben, ist das kleinere Budget. Die Gehälter fallen hier meist nicht so üppig aus wie bei den börsennotierten Konzernen.
Dafür sind die Lebenshaltungskosten in den eher ländlichen Gebieten, in denen viele Hidden Champions beheimatet sind, nicht so hoch wie in den Großstädten und Ballungsgebieten, in denen viele bekannte Firmen ihren Sitz haben.
Darüber hinaus können die heimlichen Gewinner der Wirtschaft das geringere Gehalt durch andere Werte wie flexible Arbeitszeiten, Familiensinn und vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten wieder wettmachen.