Herrscht bei Ihnen auch die „0-Fehler-Toleranz“?

Der Fehler ist passiert – und statt konstruktiv daraus zu lernen, hadert man mit sich und der Welt. Dabei sind nur 3 Schritte notwendig, um einen einmal gemachten Fehler in Zukunft zu vermeiden.

Fehler passieren immer
Kennen Sie das? Mark Bestmanns Präsentation kommt beim Kunden gut an. Der Chef nickt auch zufrieden und Mark Bestmann klickt für den nächsten Seitenwechsel. Doch statt Zeile für Zeile, jeweils raffiniert animiert, steht die komplette Seite an der Leinwand. Die Chance, den Kunden Schritt für Schritt in der Argumentation mitzunehmen, ist jetzt verspielt.

Mark Bestmann gerät ins Schwitzen, sein Atem stockt. "FEHLER!" scheint für ihn riesengroß und für jeden lesbar auf der Leinwand zu stehen. Irgendwie rettet er sich über diese Situation hinweg. Doch noch tagelang ärgert er sich maßlos über diesen Fehler. Und vor allem über sich selbst.

Wer verzeiht schon Fehler im Büro?
Fehler können wir uns meist nur schwer verzeihen, unabhängig davon, wie groß der Fehler ist. Und die Angst vor Fehlern im Büro und bei der Arbeit ist oft groß. Die Angst, Fehler zu machen, wird fast immer im Elternhaus und in der Schule anerzogen. Und größtenteils gilt die Strategie, Fehler zu vermeiden.

Doch Fehler sind eine Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln, Neuerungen zu entdecken und zu einer Lösung oder einem Ergebnis zu kommen. Doch statt konstruktiv aus unseren Fehlern zu lernen, versuchen wir, Sie zu vermeiden. Zielführender ist es, die Angst vor Fehlern abzubauen.

Fehler eingestehen
"Wo gearbeitet wird, da passieren Fehler", spricht der Volksmund. Fehler macht niemand absichtlich. Doch das Entdecken und das Eingestehen eines Fehlers wiegt mehr als die eigentliche Fehlerdurchführung. Seien Sie ehrlich und sorgen Sie für Schadensbegrenzung. Ein "alles ist (mal wieder) meine Schuld" ist damit allerdings nicht gemeint. Um einen Fehler eingestehen zu können, ist eine Fehleranalyse hilfreich. Klärende Fragen bringen Licht ins diffuse "Gefühlsdunkel".

So lernen Sie aus Fehlern
1. Schritt: Wie kam es zu dem Fehler?
Vertiefende Fragen könnten sein: Was hat genau dazu geführt? Welche Bedingungen haben zu dem Fehler geführt?

Zum Eingangsbeispiel: Die Animation der Präsentation hat ein Kollege von Mark Bestmann übernommen, der das gut kann. Die Präsentation wurde zwar noch einmal "gecheckt", doch aus Zeitgründen sagte Mark Bestmann nach der Hälfte "prima, passt, danke!" und schenkte sich den Rest. Seine Aufgabe wäre es gewesen, die Animation entweder selbst zu erstellen oder das Ergebnis zu kontrollieren. Grund war die knappe Zeit.

2. Schritt: Zukünftige Fehler vermeiden.
Vertiefende Fragen könnten sein: Wie könnte ich zukünftig in ähnlicher Situation gegensteuern? Was müsste ich tun oder unterlassen, um etwas Ähnliches in Zukunft zu vermeiden?

Zum Eingangsbeispiel: Mark Bestmann könnte zukünftig die Animation selbst erstellen (wobei natürlich auch ihm Fehler unterlaufen können). Besser wäre es, beim nächsten Mal die Zeit besser zu planen inklusive einer Zeit für die Überprüfung und Check sowie einen Zeitpuffer, falls noch Korrekturen erfolgen müssten. Die Stellrädchen lauten also: Planung und Zeit.

3. Schritt: Was kann ich daraus lernen?
Vertiefende Fragen könnten sein: Hat mich dies vielleicht vor noch unangenehmeren Konsequenzen bewahrt? In welche Situationen wäre mein Verhalten genau richtig gewesen? Gibt es trotz allem vielleicht einen positiven Effekt für mich?

Zum Eingangsbeispiel: Mark Bestmann könnte noch "Glück im Unglück" gehabt haben. Denn nächste Woche hat er eine Präsentation vor einem großen Publikum. Nach der heutigen Erfahrung weiß er, worauf er achten wird, damit ein solcher Fehler nicht mehr vorkommt. Die Aktion beim Kunden war unschön, so etwas nächste Woche wäre aus seiner Sicht richtig blamabel geworden.

Jetzt sind Sie dran – Fehler und aus Fehlern lernen
Überlegen Sie für sich, ob Sie sich für Fehler verteufeln oder sogar eine "Null-Fehler-Toleranz" haben. Stellen Sie damit permanent überhöhte Anforderungen an sich selbst? Eventuell sogar an Ihr Umfeld? Bestimmte Dinge müssen fehlerfrei laufen, das ist klar. Doch in welchen Bereichen könnten Sie Fehler auch als Hinweis und Aufforderung zur Veränderung sehen? Überlegen Sie sich eine Situation, in der Ihnen ein Fehler unterlaufen ist. Wenn Sie diesen Fehler nach den vorgestellten drei Schritten betrachten, wie lauten dann Ihre Antworten? Welche "Lehren" ziehen Sie aus dem Fehler?

Gutes Gelingen!
Ihre Wera Nägler, Expertin für Büroorganisation