Guter Stil: Floskeln, Phrasen und Papierworte vermeiden

Floskel bedeutet im Lateinischen Blümchen. Gemeint sind damit schmückende, inhaltsleere Wendungen. Phrasen sind nichts sagende Allgemeinplätze. Papierworte schließlich sind Worte, die es nur auf Papier gibt. In der gesprochenen Sprache kommen sie nicht vor. Guter Stil bedeutet, all dies zu vermeiden oder zu ersetzen. Der folgende Artikel zeigt, wie das geht.

Floskeln
Blumenreiche Sprache liebt Floskeln. Diese sind wie Honig auf einer Honigmelone. Sie machen etwas süßer, was ohnehin süß ist. Floskeln lassen sich als Füllsel in nahezu jeden Satz einbauen und sind oft modisch. Plötzlich verwendet sie jeder. Floskeln sind komplett überflüssig. Aus diesem Grund kann man sie auch nicht durch andere Worte ersetzen. Lassen Sie sie – nicht nur beim Schreiben – einfach weg.

Derzeit gängige Floskeln

  • ein Stück weit
  • nicht wirklich
  • sage ich mal
  • ich denke mal
  • ich gehe mal davon aus
  • das könnte ich mir vorstellen
  • im Grunde genommen
  • nur mal kurz
  • gut unterwegs
  • klingt/schmeckt spannend

Phrasen
Eine Phrase (altgriechisch = ein Satz) ist ein ausformulierter Allgemeinplatz. Doch woran erkennt man eine Phrase? Was für die einen komplett abgedroschen ist, ist für die anderen möglicherweise neu. "Der Weg ist das Ziel" – Phrase oder Erkenntnis? Es kommt, wie so oft, auf die Zielgruppe an. In einem Buch für Kinder könnte dieser Satz seinen Platz haben, in einem Vortrag über fernöstliche Philosophie wäre er eine peinliche Binsenweisheit.

Tipp: Falls Sie sich nicht sicher sind, ob eine bekannte Redensart eine Phrase ist, wandeln Sie diese ab. Spielen Sie mit den Worten und ihrem Inhalt. So wird aus "Der Weg ist das Ziel" vielleicht "Die Pause ist das Ziel" oder "Ist auch der Irrweg ein Ziel?".

Papierworte
Kommen wir zum weiten Feld der Papierworte. Viele sind schlicht antiquiert und gehören in die sprachliche Mottenkiste. Andere sind echte Papiertiger: viel Tamtam und wenig dahinter. Klassiker der Papierworte sind die folgende Konjunktionen, Präpositionen und adverbialen Bestimmungen:

Papierwort ? Ersetzung

alsbald ? bald
ansonsten ? sonst
betreffs ? wegen, zu
bezugnehmend ? dazu
diesbezüglich ? dazu
lediglich ? nur
mittels ? mit, durch
nachdrücklich ? noch einmal
nachfolgend ? im Folgenden
nebst ? neben
nunmehr ? nun
oftmals ? oft
seitens ? von
unter Außerachtlassung  ? ohne
unter Zuhilfenahme  ? mit
zudem  ? außerdem  
zwecks  ? um zu

Auch Verben lassen sich, meist durch Vorsilben, zu Papiertigern aufbauschen:

Papierwort ? Ersetzung

absenken ? senden
erbitten, ersuchen ? bitten hinzuaddieren ? addieren übersenden ? senden
zurückgewähren ? erlauben

Schließlich gibt es noch die im Amtsdeutsch beliebten Streckformen. Führt man diese auf die jeweilige Grundform des Verbs zurück, platzen sie wie zu sehr gefüllte Luftballons. 

Papierwort ? Ersetzung

Gebrauch machen ? nutzen
den Nachweis erbringen ? nachweisen
zum Versand bringen ? senden
in Verwahrung nehmen ? verwahren
Abrechnung vornehmen ? abrechnen
in Abrede stellen ? bestreiten
in Erfahrung bringen ? erfahren, erkundigen
anheim stellen ? überlassen
einen Entscheid fällen ? entscheiden
zur Ausführung bringen ? ausführen

Fazit
Guter Stil ist immer ein schlanker, zeitgemäßer Stil. Fragen Sie sich deshalb: Was klingt geschwollen, antiquiert oder gedrechselt? Welches Wort oder welche Wendung ließe sich weglassen? Zu 90 Prozent werden Sie, Sie ahnen es bereits, auf unsere üblichen Verdächtigen stoßen: Floskeln, Phrasen und Papierworte. – Weg damit.