Führungskräfte Coaching: Wann es Sinn macht

Von Führungskräften wird heute vielfach erwartet, als Coach für ihre Mitarbeiter aufzutreten, was viele Führungskräfte vor große Schwierigkeiten stellt. Man kann das Coaching von Menschen in gewisser Weise mit, sagen wir einmal, einem Fußballtraining vergleichen. Aber wer ist schon als Fußballtrainer geeignet und will diese Aufgabe auch übernehmen?

Ein Coach muss einfühlsam und gleichzeitig psychologisch geschickt sein. Aber gerade in beruflichen Hierarchien sind die Hauptaufgaben eines Coachs, nämlich Vertrauen auszustrahlen, zuzuhören, Ratschläge zu erteilen und Lösungswege zu finden, oft schwierig umsetzbar.>

Jedoch wird beim Thema Coaching die Führungskraft selbst meist ein wenig vernachlässigt. Viele Führungskräfte würden niemals zugeben, dass auch sie dringend ein Führungskräfte Coaching nötig hätten, da sie Angst haben dass dies als Schwäche oder Unvermögen gewertet werden könnte. Oftmals wird das Coachen dann mit dem Wortspiel "Coach gleich Couch", gleichbedeutend mit dem wichtigsten Ausstattungsgegenstand einer psychologischen Praxis, in eine Ecke gedrängt.

Ein Coach ist kein Psychologe

Obwohl die Haupttätigkeit des Coach, nämlich das neutrale Zuhören, sehr der Aufgabe eines Psychologen ähnelt, ist der Coach kein Psychologe. Er wird keine Therapie vorschlagen und auch keine Medikamente verschreiben. Aber dennoch übernimmt er dabei als Vertrauensperson in vieler Hinsicht die Rolle der besten Freundin oder des besten Freundes, dem man alles erzählen kann, der sich alles in Ruhe anhört und dann berät.

Diese Gespräche müssen nicht zwangsläufig in der Firma stattfinden, sondern können auch im Büro des Coachs geführt werden.

Die Aufgabe des Coach

Führungskraft zu sein, bedeutet auch oft, keinen Ansprechpartner für seine Sorgen, Probleme, Nöte, erkannte Schwächen oder Ängste zu haben. Viele Führungskräfte leben in einer beruflichen Situation, die nur wenig zwischenmenschliches Feedback bietet. Es fehlt ihnen oft die Möglichkeit, über berufliche und auch private Probleme zu sprechen, ohne gleich ihr Gesicht zu verlieren. Versuche, sich das eigene Handeln ohne einen Spiegel (d. h. Beratung von Außen) vor Augen zu führen, finden immer dort ein Ende, wo sich die eigenen Grenzen befinden. Diese Grenzen kann man jedoch durchbrechen oder zumindest erweitern, wenn man eine neutrale Person als Spiegel hat.

Wann Führungskräfte einen Coach brauchen

Es ist meistens ein länger andauernder Prozess, der sich zu Unzufriedenheit, Leistungstiefs und  einem Gefühl der Hilflosigkeit der Führungskraft aufstauen kann. Dem kann und sollte möglichst früh gegen gesteuert werden. Die sichtbaren Anzeichen eines Führungsproblems sind Situationen wie das Nichterreichen von Zielen, ein schlechtes Betriebsklima, Konflikte im Team, innere Kündigung von Mitarbeitern usw. Diese Zeichen sollten bewusst erkannt und ernst genommen werden.

Ein Coaching kann aber auch dann Sinn machen, wenn es um Probleme oder Fragen geht, bei deren Lösung oder Beantwortung die Führungskraft vor Unsicherheiten steht. Insbesondere wenn die Handlungen einer Führungskraft von Arbeitnehmern in Frage gestellt oder abgelehnt werden, könnte es höchste Zeit für ein Führungskräfte Coaching sein.

Was tut der Coach und wer sollte ausgewählt werden?

Der Coach hört zu, ohne das Gehörte zu bewerten, er gibt Feedback, unterbreitet Lösungsvorschläge, ermutigt, konfrontiert aber auch. Dennoch bleibt er, ohne sich anzubiedern, ein sachlicher und vertrauensvoller Gesprächspartner. Hierzu sollte er selbst Erfahrungen und Kenntnisse mit den bei Führungskräften üblicherweise auftretenden Rollenproblemen und Konflikten haben. Der Coach hat im Idealfall diese Situationen alle schon selbst erlebt und kann auf einen reichen Schatz an Erfahrungen zurückgreifen, um Alternativen und Lösungen aufzuzeigen.

Wen man als Coach auswählt, ist wohl die schwierigste und wichtigste Frage. Vielleicht könnte das eine ältere, anerkannte Führungskraft in der Firma sein oder vielleicht ein Vorgänger. In den meisten Fällen wird jedoch ein außen stehender Berater die bessere Wahl sein. Er ist in die Firmeninterna nicht involviert, das erleichtert den erforderlichen zwischenmenschlichen Freiraum, der nötig ist um ganz offen über heikle Punkte oder Schwierigkeiten zu reden. Einem externen Coach wird auch meist eher die Vertraulichkeit des Besprochenen zugetraut.