Existenzgründung und Selbstvermarktung: Brauche ich Mitarbeiter?

Was schaffe ich aus eigener Kraft und wo muss ich mich von Mitarbeitern abhängig machen? Wie organisiere ich Mitarbeiter, damit ich nicht der einzige bin, der im Risiko ist?

Es ist klar, dass es Existenzgründungen gibt, wo es ohne Mitarbeiter nicht geht. So wird ein Gastronom sein Restaurant sicher nicht ohne Service- und Küchenpersonal betreiben können. Und sicher kann auch ein Handwerker oder eine Massagepraxis (1:1-Geschäfte) nicht große Geschäfte machen, wenn der Unternehmer alles allein macht.

Existenzgründung: Wichtige Fragen rund um das Thema Mitarbeiter
Wir müssen hier auch nicht von großen Firmen reden, die ihre gesamte Administration sicher nur mit festem Personal abwickeln können. Ein Existenzgründer, der glaubt, Mitarbeiter zu brauchen, sollte sich allerdings zuerst folgendes klar machen, bevor er Arbeitsverträge unterschreibt:

  •  Muss es ein sozialversicherungspflichtiger fester Arbeitsplatz sein, oder kann ich auch mit (echten) freien Verträgen arbeiten?
  • Sind Mitarbeiter für mein Unternehmen hilfreicher, die zu eigenen Engagement fähig sind, oder solche die hauptsächlich Sicherheit brauchen?
  • Bin ich derjenige, der schon Sicherheit bieten kann?
  • Muss ich für die Marmelade auf den Butterbroten meiner Mitarbeiter zuständig sein, bevor der erste Brotkrümel zu mir wandert?
  • Bin ich mir im Klaren darüber, dass am Anfang in erster Linie am Unternehmen gearbeitet werden muss und nicht im Unternehmen?
  • Weiß ich, dass Unternehmer am Unternehmen arbeiten und Mitarbeiter im Unternehmen?
  • Werde ich Mitarbeiter finden, die zu 100% genauso motiviert sind, wie ich selbst?
  • Werde ich Mitarbeiter finden, die bereit sind, Risiko mit zu tragen, oder nur solche, die ernten wollen?
  • Brauche ich Leistungsträger oder nur kleine Mäuschen, die ich rumkommandieren kann? Muss ich dringend "Herrscher aller Reussen" sein oder möchte ich Leistung?
  • Muss ich dringend jemanden einstellen, nur weil ich ihn mag?

In meinen Existenzgründer-, Selbstvermarktungs- und Orientierungs-Seminaren geistert immer wieder der Begriff der "festen Arbeitsplätze" rum. Schauen Sie einen Monat lang Nachrichten, und Sie werden genügend Hinweise dafür bekommen, wie fest sogenannte feste Arbeitsplätze sind. Fragen Sie sich: "Wenn schon die große Wirtschaft nicht mehr fähig ist, sichere Arbeitsplätze zu garantieren, habe ich dann mehr Kraft und Potenzial?". Wenn Sie zur Antwort "Nein" kommen, dann untersuchen Sie diese Fragen im Rahmen Ihrer Businessplanung:

  • Kann ich allein so arbeiten, dass sich meine Leistungen multiplizieren, ohne dass ich das Risiko und die Last fester Verträge eingehen muss?
  • Kann ich echte freie Verträge anbieten, ohne in die Falle der Scheinselbständigkeit zu tappen?
  • Kann ich Leistungen im Rahmen von €400,00-Veträgen anbieten und so das Risiko verteilen?
  • Können Arbeiten im Betrieb so organisiert werden, dass sie von mehreren gleichberechtigten Geschäftspartnern getragen werden?
  • Kann ich Leistungen für meinen Betrieb so auslagern, dass echte Werkverträge möglich sind?
  • Kann ich ein Leadership-Konzept nach dem SEMCO-System organisieren, das mir Zusammenarbeit auf einer Augenhöhe möglich macht (siehe amazon "Das SEMCO-System" und Leadership-Akademie (Balance in excellence).
  • Kann ich mich an einem Franchise- oder Network-Geschäft beteiligen und so allein an einem laufenden und funktionierenden Geschäft teilnehmen?

Existenzgründung: "Ja, ich brauche Mitarbeiter!"
 Sollten Sie zum Schluss kommen, dass Sie fest angestellte Mitarbeiter brauchen oder wollen, dann sollten Sie wenigstens folgendes berücksichtigen:

  1. Geben Sie die Administration Ihre Mitarbeiter unbedingt in kompetente externe Hand. Das ist einer der wenigen Gründe, wo ich zu einem Fachanwalt und Steuerberater rate. Hier können Sie viele Fehler machen, für die Sie unter Umständen persönlich haften.
  2. Wählen Sie eine Gesellschaftsform, die Ihr persönliches Risiko mindert (z.B. GmbH).
  3. Behandeln Sie alle Mitarbeiter gleich, vor allem auch Familienmitglieder.
  4. Organisieren Sie sich so, dass Sie nicht nur die Zeit Ihrer Mitarbeiter einkaufen, sondern vor allem deren Engagement.
  5. Bleiben Sie konsequent, regelmäßig und transparent im Gespräch mit allen Mitarbeitern (z.B. Jour fix) und schaffen so eine Atmosphäre des Vertrauens.
  6. Machen Sie immer schriftliche Verträge und halten Sie diese konsequent ein.
  7. Versuchen Sie Konflikte früh zu erkennen und zu entsorgen. Trennen Sie sich von Mitarbeitern rechtzeitig und fair.

Wenn Sie das alles berücksichtigen, werden Sie entweder auf feste Mitarbeiter verzichten können, oder sie zumindest so organisieren, dass Sie keine Tretminen legen.

In diesem Sinne werde ich Sie vielleicht einen unbequemen Weg führen, aber seien Sie sicher, er wird zu Ihrem Wohle funktionieren. Ich freue mich, Sie hier wieder zu sehen.

Ihr Hans Janotta