E-Brief: Nachteile und Risiken

Seit Juli 2010 können Kunden der Deutschen Post ihre E-Briefe über das Internet verschicken. Ein bis zu 20 MB großer E-Brief kostet 55 Cent, also genauso viel wie ein herkömmlicher Standardbrief. Bevor man den E-Brief verschicken kann, muss man sich als Nutzer zunächst bei der Post registrieren.

E-Brief: Anmeldung als Grundvoraussetzung
Wer E-Briefe versenden will, muss erst ein elektronisches Postfach bei der Deutschen Post eröffnen und sich bei der E-Post mit voller Anschrift und Handy-Nummer registrieren.

Bei der Anmeldung verschickt die Post dann per SMS eine TAN auf das vom Postkunden angegebene Handy. Mit dieser TAN muss der Nutzer seine Anmeldung bestätigen.
Wer kein Handy hat, kann den E-Brief auch nicht nutzen!

Nachteil: Postident-Verfahren
Damit ist die Anmeldeprozedur zur Nutzung des E-Briefs jedoch keineswegs beendet. Wer den E-Brief nutzen will, muss anschließend noch eine Postfiliale aufsuchen, um sich per Postident-Verfahren zu legitimieren. Anstatt dass die Post die Postident-Unterlagen zum Herunterladen anbietet, schickt sie das Formular als gewöhnlichen Brief erst einige Tage später ins Haus.

Hat man die ganze Prozedur endlich hinter sich gebracht, läuft das Versenden der E-Briefe online über Benutzername, Passwort und TAN.

Risiko: Verschlüsselung der E-Briefe
Der E-Brief kostet wie der Standardbrief 55 Cent. Eine E-Mail hingegen ist kostenlos. Warum soll man sich dann für einen E-Brief entscheiden?

Die Argumentation der Post ist durchaus einleuchtend. Ähnlich wie bei einer Postkarte kann man auch bei einer herkömmlichen E-Mail nie sicher sein, wer sie (mit)gelesen hat. Zudem weiß der Absender nicht, ob seine Nachricht tatsächlich angekommen ist.

Der E-Brief soll das ändern: Die Post verwendet für alle E-Briefe TLS, ein etabliertes Verschlüsselungsprotokoll zur sicheren Datenübertragung im Internet. Zwar gab es auch bei TLS in der Vergangenheit Sicherheitslecks, aber das wirklich neue am E-Brief ist nach Aussage der Post, dass sich alle Nutzer eindeutig identifizieren müssen. Absender und Empfänger wissen hierdurch zweifelsfrei, mit wem sie es zu tun haben.

Nachteil: Schriftform wird nicht eingehalten
Dennoch kann nicht jedes Schreiben als E-Brief verschickt werden. Sehen gesetzliche, vertragliche oder sonstige Bestimmungen die Einhaltung der Schriftform vor (z. B. bei der Mietkündigung), kann man nicht auf den E-Brief zurückgreifen.

Risiko: Auch beim E-Brief kann mitgelesen werden
Die von der Post eingesetzte Technik verschlüsselt den E-Brief vom Absender zum Postserver und vom Postserver zum Empfänger. Beauftragt der Kunde die Post, die Nachricht auszudrucken und den Brief traditionell per Postbote zuzustellen, können die Postmitarbeiter den E-Brief – zumindest theoretisch – lesen.

Nachteil: Der E-Brief ist teuer
Ein E-Brief kostet genauso viel wie ein normaler Papierbrief. Allerdings können die Kunden wählen, ob ihr E-Brief elektronisch an ein anderes E-Postbrief-Konto versendet oder von der Post ausgedruckt und normal durch den Briefträger zugestellt wird.

Der Preis für diesen Service bleibt bei Standardbriefen bis 20 Gramm der gleiche. Ab vier Seiten kassiert die Post allerdings zusätzlich 10 Cent und zwar für jede ausgedruckte Seite.

Es gibt noch weitere kostenpflichtige Service-Leistungen beim E-Brief. So werden für ein Einschreiben bei elektronischer Zustellung 1,60 Euro und damit genauso viel wie bei einem herkömmlichen Einwurfeinschreiben berechnet. Ein vom Postboten zugestelltes E-Brief-Einschreiben mit Rückschein kostet aber mehr. Während man für ein herkömmliches Einschreiben mit Rückschein 3,85 Euro zahlen muss, ist die elektronische Variante mit 4,58 Euro deutlich teuer.

Nachteil: Beim E-Brief ist das Postfach täglich zu leeren
Wer sich für den E-Brief entscheidet, erwirbt automatisch einen elektronischen Briefkasten bei der Post. Ähnlich wie der normale Briefkasten muss auch das Nutzerkonto des E-Briefs regelmäßig gesichtet werden. So sehen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Deutschen Post vor, dass die Nutzer des E-Brief-Postfachs ihr Konto mindestens einmal je Werktag kontrollieren, also auch im Urlaub oder bei Krankheit.

Nachteil: Wer diese Auflage der Post bei E-Briefen nicht erfüllt, riskiert unter Umständen, wichtige Fristen zu versäumen.