In meinem Artikel „Wie Männer mit der Rangordnung im Büro umgehen“ ging es um das Prinzip „Oben sticht Unten“. Dieses System sollten Sie kennen, damit klar wird, wie Männer sich zwischen den Hierarchien bewegen. Und davon können Frauen sich eine Menge abschauen, ohne ihre Weiblichkeit einzubüßen. Denn damit hängt auch eine Erfahrung ab, die viele Frauen überaus frustrierend finden: In einer Besprechung macht eine Frau einen Vorschlag und niemand nimmt es zur Kenntnis. Zwei Minuten später sagt ein Mann fast das Gleiche und wird gehört. Frauen nehmen das oft persönlich. Oder sie halten es für „Männerbünde“.
Dabei hat es mit dem Rang des Sprechers zu tun. Achten Sie einmal darauf: Ist eine der Ranghöchsten in einer Runde eine Frau, hat die keinerlei Probleme, das Wort zu ergreifen und sich Gehör zu verschaffen. Denn der Redeanteil ist dem Rang und nicht dem Geschlecht geschuldet.
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Es geht um Rangordnung und nicht um Inhalt und Aufgaben
Für Männer ist wichtig zu wissen, wer das Sagen hat. Am liebsten wollen sie selbst das Sagen haben. Männer beachten genau die Rangordnung und „kämpfen“ diese immer wieder aus. Wer etwas erreichen will, wendet sich niemals an Ranggleiche, sondern immer an die Nummer eins.
Männer wollen Meinungsführer sein oder zumindest von diesen wahrgenommen werden. Deshalb hat Wissen für Männer einen anderen Stellenwert als für Frauen. Und wer sein Wissen besonders gut verkauft, gewinnt. Und nicht, wer das meiste Wissen hat. Überdies nutzen Männer das Reden als Mittel, ihre Dominanz auszudrücken. Ranguntere haben sich dann in Geduld zu üben.
So erkennen auch Frauen den Ranghöchsten
Wenn die Funktionen und Positionen bekannt sind, ist in einer Gruppe die Hierarchie klar verteilt und auch von Außenstehenden gut erkennbar. Frauen können aber auch in einer anscheinend gleichrangigen Gruppe herausfinden, wer tatsächlich das Sagen hat bzw. in der Rangfolge auf den vorderen Plätzen ist.
Einige Beispiele für eine hohe Rangfolge – achten Sie darauf:
- Wer darf in Besprechungen unbeanstandet zu spät kommen?
- Wer hat hohe Redeanteile in Besprechungen? Wer darf zuerst reden?
- Wer lenkt die meisten Blicke auf sich?
- Wer wird angeschaut, wenn es um eine Entscheidung oder Zustimmung in der Gruppe geht?
- Wer wird nicht kritisiert oder angegriffen?
- Wer bremst profilierungssüchtige Männer aus?
Welchen Rang haben denn eigentlich Sekretärinnen?
Männer nehmen Frauen im Beruf erst ernst, wenn sie ihren Rang eingenommen haben. Und erst dann nehmen sie auch ihre Aussagen ernst. Auch wenn es hart klingt: Die Position als Sekretärin nimmt in den Augen von Führungskräften einen der ganz unteren Ränge ein.
In meinen Trainings sage ich manchmal ganz deutlich: „Sie als Sekretärin sind am unteren Ende der ‚Nahrungskette‘, machen Sie sich das klar.“ Denn dies erklärt, warum viele kompetente und redegewandte Sekretärinnen in Besprechungen Probleme haben, das Wort zu ergreifen. Sie bekommen keinen Raum, weil ihnen der laut ihrem Status nicht zusteht. Denn wie gesagt: Wer redet, drückt Dominanz aus, Rangniedrigere müssen warten. Dass es Frauen dabei um die Sache und den Inhalt geht, spielt keine Rolle.
Jetzt sind Sie dran – Polieren Sie Ihren Rang auf
In einer Riege von Führungskräften werden Sie als Sekretärin immer „Schlusslicht“ sein. Seien Sie trotzdem selbstbewusst, aber erkennen Sie diesen Unterschied an. Positionieren Sie sich bei Besprechungen doch als das, was Sie sind: Expertin für Organisation.
Beginnen Sie einen Beitrag nicht mit „Ich meine / denke / vielleicht …“. Damit machen Sie keine Punkte. Beginnen Sie einen Vorschlag beispielsweise mit „Aus organisatorischer Sicht, schlage ich vor …“. Stimmen Sie mit Ihrem Chef vor der Besprechung ab, dass Sie für den Organisations-Check zuständig sind und er Sie zum Statement auffordern soll. Wenn das einige Male so gelaufen ist, wird das nach und nach ein fester Part für Sie. Und damit erhalten Sie Gehör.
Gutes Gelingen! Ihre Wera Nägler, Expertin für Büroorganisation
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