Diplom-Kaufmann Heinrich Nyenhuis: Jedes Franchise-System verlangt besondere Fähigkeiten

Diplom-Kaufmann Heinrich Nyenhuis berät seit 15 Jahren Unternehmer zu betriebswirtschaftlichen Fragen und organisiert mit öffentlichen Sponsoren erfolgreiche Gruppenprojekte. Er ist Geschäftsführer der PRODOK GmbH in Gelsenkirchen.
Es hat sich gezeigt, dass fast jede Geschäftstätigkeit für Franchising geeignet ist. Schon heute finden sich in den meisten Branchen Franchise-Angebote. Mehr als die Hälfte der Franchise-Geber sucht gegenwärtig Franchise-Nehmer mit Branchenkenntnissen und Erfahrungen in puncto Selbstständigkeit, und vom Augenoptiker bis zum Zeitarbeitsunternehmen verbinden sich immer mehr etablierte Fachleute mit Franchise-Systemen.
Jedes Franchise-System verlangt besondere Fähigkeiten. Konzentrieren Sie sich auf Geschäftsfelder, die Sie selbst mit Ihren Kenntnissen besonders gut ausfüllen können.
Wählen Sie zudem Konzepte, die neben dem internen Wachstum auch als Branche oder Sparte steigende Umsätze erwarten lassen. Nicht nur die so genannte New Economy, also die Informations- und Telekommunikationsindustrie (IT), bietet Ihnen Chancen – abgesehen von den mittlerweile bekannten Risiken, die damit verbunden sind. Traditionelle Geschäftsfelder verdienen es, genauer ins Auge gefasst zu werden:
  • So ist der Maschinenbau nebst Zulieferern mit großen Schritten auf dem Weg aus der Talsohle.
  • Das Handwerk zeigt mit pfiffigen Dienstleistungen interessante Verdienstmöglichkeiten auf.
  • Wachsender Bedarf besteht nicht zuletzt im Dienstleistungssektor insgesamt ein Paradies für kreative und zugleich sachkundige, agile Anbieter.
Bevorzugen Sie Franchise-Geber, die bereits etabliert sind, also möglichst
  • schon einige Jahre auf dem Markt sind und
  •  mit mehr als 30 Franchise-Nehmern arbeiten.
Ist dies nicht der Fall, legen Sie höchsten Wert darauf, dass Ihnen der Franchise-Geber einen betriebswirtschaftlich soliden und überprüfbaren Businessplan vorlegt. Als einer der ersten Einsteiger in ein neues System sollten Sie zudem den Vorteil (noch) recht geringer Gebühren genießen.
Werden Sie sich darüber klar, in welcher Größenordnung Sie momentan überhaupt investieren wollen. Vergleichen Sie die hierzu in den Kurzinformationen angegebenen Konditionen. Überprüfen Sie auch, ob Sie sonstige genannte Voraussetzungen erfüllen.
Ihre Entscheidung für ein System hängt natürlich auch davon ab, welchen Geldeinsatz Sie bringen müssen. Das ist – genau wie die Gegenleistungen des Franchise-Gebers – von System zu System höchst unterschiedlich. Selbstverständlich müssen Sie mehr investieren, wenn Sie mit McDonald’s
ein 400-Quadratmeter-Restaurant eröffnen, als wenn Sie sich bei Blume 2000 in Norderstedt einklinken. Rechnen Sie aber grundsätzlich mit drei unterschiedlichen Feldern, auf denen der Franchise-Geber von Ihnen Zahlungen erwartet.
Die Einstiegsgebühr
Nahezu alle Franchise-Geber verlangen für ihre Geschäftsidee, das vermittelte Know-how und sonstige Vorarbeiten eine Einstiegsgebühr in das Franchise-System. Sie ist aber nur dann akzeptabel, wenn dafür wirklich Vorteile geboten werden, die Sie durch eigene Aktivitäten im Markt so nicht hätten.
Prüfen Sie also, welche Vorteile Ihnen verbindlich zugesagt sind:
  • Nutzung von Patenten, Lizenzen
  • Eingeführter Markenname, Bekanntheitsgrad
  • Gebietsschutz
  • Know-how-Vermittlung
  • Glaubwürdiger und übertragbarer Businessplan
  • System- und Verkäuferhandbuch
  • Finanzierungshilfen
  • Hilfe bei der Standortanalyse
  • Unterstützung bei der Geschäftseröffnung
  • Drucksachen, Geschäftspapiere, Corporate Identity
Die Einstiegsgebühr fällt nur einmal an. Ihre Höhe ist von System zu System sehr unterschiedlich; sie beträgt nach Angaben des Deutschen Franchise-Verbands durchschnittlich 23.000 DM. Besonders teuer sind naturgemäß sehr erfolgreiche Systeme.
Verlangen junge und noch wenig bekannte Systeme eine sehr hohe Einstiegsgebühr, kann dies auch darauf hindeuten, dass der System-Aufbau damit erst finanziert werden soll – und das ist nicht Ihre Sache als Franchise-Nehmer.

[adcode categories=“existenzgruendung,franchise“] Die laufenden Gebühren

Der Franchise-Geber verlangt zudem in der Regel einen Anteil aus Ihren laufenden Geschäften. Für diese – monatliche – Gebühr erbringt er Leistungen für seine Partner:
  •  Überregionale Werbung, Pressearbeit
  •  Messeteilnahme, Messestände
  •  Neu- und Weiterentwicklung von Produkten bzw. Leistungen
  •  Beratung und Unterstützung der Franchise-Nehmer
  •  Regelmäßiger Erfahrungsaustausch
  •  Weiterbildungsmaßnahmen
  •  Statistische Auswertungen, z.B. Betriebsvergleiche
  •  Günstiger Gruppeneinkauf
Vier Fünftel aller Franchise-Geber legen für die laufenden Gebühren den Umsatz zu Grunde: Etwa 2 – 5 Prozent Ihrer zukünftigen Umsätze müssen Sie abführen. Die laufende Gebühr bezieht sich nur auf die Geschäfte, die im Zusammenhang mit dem Franchise-System stehen und im Franchise-Vertrag deshalb klar und eindeutig geregelt sein sollten. Umsätze aus Ihrem bisherigen Geschäft und parallelen anderen Aktivitäten bleiben unberührt. Sie sollten deshalb Ihre Franchise-Umsätze stets gesondert erfassen.
Einige Franchise-Geber erheben statt der umsatzabhängigen Gebühren eine – monatliche – Fixgebühr, unabhängig von Ihren Einnahmen und von Ihrem Verdienst. Auch eine Kombination aus Umsatzbeteiligung und Fixum ist denkbar. Legen Sie die Fixgebühr auf den zu erwartenden Umsatz um, damit Sie besser vergleichen können.
Beispiel: Die laufenden Gebühren beeinträchtigen ebenso wie evtl. Zinsen für die Einstiegsgebühr Ihre Rendite. Wenn keine laufenden Gebühren berechnet werden, sind diese häufig im Abgabepreis für Waren enthalten, die Sie abnehmen müssen. Vollziehen Sie also die Preiskalkulation nach, und
prüfen Sie, ob hier versteckte Gebühren im Vergleich zur Gegenleistung angemessen sind.
Sind die Werbeaufwendungen sehr umfangreich, verlangen Franchise-Geber oftmals eine zusätzliche Werbegebühr. Ihre Angemessenheit ist besonders intensiv zu überprüfen. Fragen Sie nach den Kontrollmechanismen, die zur ordnungsgemäßen Verwendung dieser Finanzmittel installiert sind. Sie dürfen sich auch nach der Einbeziehung von Franchise-Nehmern bei der Verwendungskontrolle erkundigen.
Investitionen
Zur Ausstattung von Räumlichkeiten bzw. zum Kauf von Maschinen und dem ersten Warenbestand fällt über Ihre eigenen Investitionen hinaus in der Regel ein bestimmter Betrag einmalig zu Beginn der Zusammenarbeit an, den der Franchise-Geber für Wirtschaftsgüter erhält, die Sie über ihn
beziehen. Sie kommen um eine genaue Kalkulation – auf Basis der Vorgaben und Erfahrungswerte des Franchise-Gebers – nicht herum.